Viele Zusteller setzen auf "selbstständige Unternehmer"
DHL verzichtet auf 450-Euro-Jobs - Hochkonjunktur zur Weihnachtszeit
Von Daniel Bernock
Heidelberg. Online-Händler locken mit Rabatten, lokale Geschäfte bieten auf ihren Webseiten ordentliche Preisabschläge: Das nahende Weihnachtsfest sorgt jetzt bereits für zahlreiche Bestellungen, sodass die Fahrzeuge der Zusteller dieser Tage ordentlich gefüllt sein dürften. Doch wer sind eigentlich die Menschen, die uns Tag für Tag die Pakete bis an die Tür bringen? Und wie sieht ihr Angestelltenverhältnis aus? Die RNZ hat sich bei den größten Paketzustellern in Deutschland umgehört.
Laut einer Studie der Logistik-Unternehmensberatung MRU ist die Deutsche-Post-Tochter DHL mit einem Marktanteil von 49 Prozent Marktführer. Danach folgen DPD mit 16 Prozent, Hermes mit 14 Prozent, UPS mit 13 Prozent und GLS mit 8 Prozent Marktanteil.
DHL: Die Post-Tochter ist für die Paketzustellung in den Städten zuständig. Auf dem Land bringt nach Angaben eines Post-Sprechers ein Postbote Briefe und Pakete - das nennt sich dann Verbundzustellung. Nach Angaben der Post beschäftigt das Unternehmen bundesweit rund 19.000 Paketzusteller und circa 84.000 Briefzusteller. "In der Paket- und Verbundzustellung beschäftigen wir ausschließlich sozialversicherungspflichtige Kräfte, die meisten in Vollzeit", so der Postsprecher.
DPD: Die Nummer zwei in Deutschland arbeitet in der Zustellung nach eigenen Angaben ausschließlich mit "selbstständigen Transportunternehmen" zusammen. In Deutschland gibt es nach Angaben eines Sprechers etwa 1000 "Systempartner", bei denen rund 10.000 Zusteller angestellt sind. Wie diese Mitarbeiter angestellt sind, darüber kann DPD keine Aussagen machen, da die Transportunternehmen dafür verantwortlich seien. "In aller Regel haben die Zusteller von DPD einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob. Anders sieht das um die Weihnachtszeit aus: "Zur Abdeckung von Mengenspitzen setzen die Systempartner von DPD teilweise auch Aushilfen auf 450-Euro-Basis ein", heißt es von DPD. "Eine genaue Zahl können wir dazu allerdings nicht nennen."
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Hermes: Ähnlich sieht es bei Hermes aus. Ein Großteil der Zusteller sei bei eigenständigen Servicepartnern unter Vertrag. Im Jahresmittel seien rund 11.000 Zustellern für Hermes unterwegs. In Spitzenzeiten wie rund um Weihnachten steige diese Zahl bis auf 14.000. Diesen Mehrbedarf decke Hermes beziehungsweise die Servicepartner durch Zeitarbeitsfirmen und durch befristete Verträge. Auf der Webseite des Unternehmens sucht die Firma "selbstständige Unternehmer" die als Vertragspartner die Verantwortung für ein festes Zustellgebiet übernehmen. Interessant dabei: Als Voraussetzung reicht es schon, lediglich ein Zustellfahrzeug zu besitzen.
UPS: Die US-Firma beschäftigt nach eigener Aussage nur "äußerst selten" Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis. Von mehr als 19.000 beschäftigten Mitarbeitern in Deutschland seien nur 72 auf 450-Euro-Basis angestellt. "Auf den Bereich Zusteller entfallen davon wiederum nur einzelne Verträge für Samstagzustellung", so ein Sprecher. UPS-Zusteller hätten feste Touren und arbeiteten in der Regel in Vollzeit. Die Bezahlung sei übertariflich und die Betriebszugehörigkeit der Zusteller liege im Schnitt bei 12,7 Jahren.
GLS: Auch GLS beschäftigt wie DPD und Hermes keine eigenen Zusteller. Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben "ausschließlich mit unabhängigen Transportunternehmen zusammen". Wie die Zusteller angestellt sind, liege in der Verantwortung der Transportunternehmen. Allerdings würden die Transportpartner "vertraglich zur Beschäftigung von Fahrern in rechtskonformen, sozialversicherungspflichtigen Anstellungsverhältnissen verpflichtet", so ein GLS-Sprecher. Dazu gehöre, dass die Transportunternehmer ihren Fahrern mindestens den Mindestlohn zahlen und die geltenden Arbeitszeitregelungen einhalten.