Zusagen für Wiederaufbau

SAP verspricht Ukraine ein Software-Entwicklungszentrum

Vorstandschef Christian Klein kündigt Investitionen für die Zeit nach Kriegsende an.

29.03.2022 UPDATE: 30.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Von Matthias Kros

Kiew/Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP verspricht der Ukraine, in dem Land nach Ende des Krieges ein Entwicklungszentrum für Software einzurichten. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen SAP-Vorstandschef Christian Klein mit dem ukrainischen Digitalminister und Vize-Regierungschef Mykhailo Fedorov. Die Walldorfer sind damit eines der ersten Unternehmen, das konkrete Zusagen für den bevorstehenden Wiederaufbau der Ukraine macht. Entwicklungszentren betreibt die SAP schon an mehreren anderen Standorten weltweit. Nach Auskunft eines Konzernsprechers wird hier vor allem an Innovationen geforscht und klassische Software-Entwicklung betrieben – in der Regel mit Fokus auf einen bestimmten Bereich oder eine bestimmte Branche. SAP war bislang in der Ukraine nur mit einem kleineren Büro in Kiew vertreten, wo eine zweistellige Anzahl an Mitarbeitern beschäftigt sind.

Fedorov berichtet in verschiedenen sozialen Medien von seinem Gespräch mit Klein. Beim Nachrichtendienst Twitter beispielsweise dankt er dem SAP-Vorstandschef nochmals für die "digitale Blockade" Russlands und endet mit dem Satz, dass die SAP "nach unserem Sieg ein Entwicklungszentrum in der Ukraine einrichten wird". Der erst 31-jährige ukrainische Digitalminister hatte bereits in den vergangenen Wochen mit solchen Kurznachrichten einen öffentlichen Dialog mit verschiedenen internationalen Tech-Konzernen gesucht. Auch vor drastischen Formulierungen war er dabei nicht zurückgeschreckt: Kürzlich postete Fedorov beispielsweise ein Video von Verletzten, Toten und russischen Angriffen auf zivile Gebäude: "Do you support this, @SAP?", fragte er dazu in Richtung Walldorf. Dabei wird er durchaus gehört. Auf dem Messenger Telegram bespielt Fedorov dem "Tagesspiegel" zufolge inzwischen einen Kanal mit über 100.000 Followern, über 60.000 Follower kann er auf Instagram zählen und über 100.000 auf Twitter.

Auch die Adressaten lässt diese digitale Form der Diplomatie offenbar nicht unbeeindruckt: Erst am vergangenen Freitag hatte sich etwa die SAP entschlossen, angesichts des Krieges nicht nur das eigene Neugeschäft in Russland zu beenden, sondern auch – wie gefordert – die Cloud-Dienste einzustellen. "Vielen Dank für Ihren konsequenten Ansatz, der nicht nur der Rechtsstaatlichkeit, sondern auch dem Geist des Rechts, der menschlichen Ethik und Moral folgt und keine Unterstützung für ein terroristisches Regime sicherstellt, das unschuldige Menschen töten will", schreibt Fedorov über diesen jüngsten Schritt der SAP. Und "separate und große Wertschätzung" erhält Vorstandschef Christian Klein zudem dafür, "dass Sie zu den ersten globalen Unternehmensführern gehören, die den Zukunftsplan für den Wiederaufbau der Ukraine durch die Einrichtung eines Entwicklungszentrums unterstützen".

Er, Fedorov, sei fest davon überzeugt, dass dieses Beispiel anderen globalen Konzernführern den Weg ebnen werde, um durch die Ansiedlung neuer Unternehmen die Basis für eine "friedliche und blühende Ukraine" zu bilden.

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In einem Interview mit der RNZ hatte sich Klein zuletzt sehr betroffen von dem Krieg in der Ukraine gezeigt. "Wenn man die Bilder aus der Ukraine sieht – das lässt niemand kalt. Auch mich berührt natürlich zu sehen, dass zivile Gebäude unter Beschuss stehen – Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Wohnblöcke – und ich verurteile das aufs Schärfste", hatte er gesagt.

Das Unternehmen setzt inzwischen auch die eigene Technologie ein, um multinationale Organisationen bei den Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Abgesehen davon hat die Gesamtsumme an Spenden seitens SAP und Mitarbeitern inzwischen die Marke drei Millionen Euro überschritten. Mehr als 4000 Mitarbeiter hätten den Flüchtlingen Wohnraum und andere Hilfe angeboten, teilte das Unternehmen mit. Außerdem stellt SAP auch in der Region Büroräume zur Verfügung, um Spenden wie Medikamente und Lebensmittel zu lagern.

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