Mercedes-Autos und Daimler-Lkw

Vorstandschef krempelt Daimler AG völlig um

Künftig zwei eigenständige Unternehmen - Standort Mannheim mittendrin - Daimler-Lkw fahren an die Börse

03.02.2021 UPDATE: 04.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Ein Mitarbeiter der Daimler AG steckt einen Ladestecker in einen elektrisch angetriebenen Mercedes-Benz eActros. Foto: dpa

Von Nico Esch und Marco Engemann

Stuttgart. Mit einem radikalen Umbau des gesamten Konzerns will sich der Auto- und Lastwagenbauer Daimler für die Zukunft rüsten und sich wieder stärker auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. "Projekt Fokus" heißt das Vorhaben, mit dem Vorstandschef Ola Källenius den Konzern aufspalten und die Daimler AG auf lange Sicht verschwinden lassen wird. Nur zwei eigenständige, dafür jeweils börsennotierte Unternehmen soll es künftig noch geben – Mercedes-Benz für die Autos und Vans und Daimler Truck für Lastwagen und Busse.

"Dies ist ein historischer Moment für Daimler und der Anfang für eine tiefgreifende Umgestaltung des Unternehmens", sagte Källenius am Mittwoch. Noch keine zwei Jahre im Amt, ist es für den Schweden schon der zweite Konzernumbau. Nach Källenius’ Amtsantritt im Mai 2019 hatte sich Daimler die jetzige Struktur gegeben: drei eigenständige Sparten unter dem Dach und in komplettem Besitz der Daimler AG.

Damit soll nun schon wieder Schluss sein. Die Daimler Mobility AG verschwindet, die Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen gehen in den beiden anderen Sparten auf. Und auch die Holding wird auf lange Sicht nicht mehr gebraucht. Dafür bringt Daimler die Truck-Sparte wohl noch in diesem Jahr an die Börse und zielt auch auf den Leitindex Dax. Die Mehrheit der Anteile soll in die Hände der heutigen Aktionäre gegeben werden - zu welchen Konditionen, steht noch nicht fest. Daimler selbst behält nur eine Minderheit. Die Anleger bejubelten die Pläne zum Börsengang. Der Kurs der Daimler-Aktie schoss am Mittwochnachmittag nach oben. Das Papier schloss mit 8,9 Prozent im Plus als klarer Dax-Spitzenreiter.

Die zwei künftigen Unternehmen seien in völlig verschiedenen Branchen unterwegs, mit jeweils ganz speziellen Kunden, Technologien und Kapitalanforderungen, sagte Källenius. Und beide seien in Industrien tätig, die sich umfassend veränderten. "Diesen Wandel können sie deutlich effektiver gestalten, wenn sie dabei als unabhängige Einheiten agieren", betonte er.

Auch interessant
Schöne neue Elektro-Welt?: Tiefe Corona-Spuren im Autojahr 2020

Daimler Truck ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Hersteller von Lkw und Bussen mit sieben Marken, mehr als 100.000 Beschäftigten und einem Umsatz von zuletzt 45 Milliarden Euro. Daimler Truck ist auch einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. In Mannheim ist ein großes Werk, in dem Lkw-Motoren und Stadtbusse produziert werden.

Erst vergangene Woche hatte der Konzern erste Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Mit rund 6,6 Milliarden Euro Gewinn aus dem operativen Geschäft schnitt Daimler deutlich besser ab als wegen der Coronakrise erwartet. Die in der zweiten Jahreshälfte positive Entwicklung ging allerdings vor allem auf ein starkes Abschneiden im Autogeschäft zurück. Die Trucks blieben unter den Erwartungen – mit der Kaufzurückhaltung von Spediteuren in der Corona-Krise war die gesamte Lkw-Branche in ein tiefes Loch gefallen.

"Wir haben klare Strategien, um unsere finanzielle Performance zu steigern und unsere Marschroute schneller umzusetzen", versprach Truck-Chef Martin Daum. Man werde die Schlagkraft der Marken und sowie die Skaleneffekte und die Technologie-Kompetenz im Unternehmen nutzen, um künftig auch bei der Rendite führend zu sein.

Källenius kündigte an, dass die Sparbemühungen auch in den kommenden Jahren weitergehen sollen. "Wir glauben an die finanzielle und operative Stärke unserer beiden industriellen Geschäftsfelder", sagte er. Das letzte Wort haben wie üblich die Aktionäre. Sie sollen ihr Placet bei einer außerordentlichen Hauptversammlung im dritten Quartal dieses Jahres geben. Ziel der Pläne der Stuttgarter ist auch, für Investoren attraktiver zu werden. In beiden künftigen Teilen rechne das Management mit einer Erholung der Marktbewertung, so Finanzchef Harald Wilhelm.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.