Ludwigshafen

BASF wegen Pestizidverkauf am Pranger

Entwicklungsorganisationen werfen Chemiekonzernen vor, in Südafrika und Brasilien Mittel zu vertreiben, die in der EU verboten sind

23.04.2020 UPDATE: 24.04.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Ein Landwirt fährt mit einer Pestizid- und Düngerspritze über ein Feld. Der Einsatz dieser Mittel ist umstritten, teilweise sind die Substanzen in der EU verboten, aber in anderen Teilen der Erde erlaubt. Foto: dpa

Berlin/Ludwigshafen. (AFP/mk) Mehrere Entwicklungsorganisationen werfen den Chemieriesen Bayer und BASF vor, in Südafrika und Brasilien Pestizide zu vertreiben, die in der EU nicht genehmigt sind. In Brasilien vermarkteten beide Agrarchemiekonzerne je mindestens zwölf Wirkstoffe ohne aktuelle EU-Genehmigung, in Südafrika seien es sieben Fälle bei Bayer und vier bei BASF, heißt es in einer Studie von Misereor, Inkota-Netzwerk und Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Unternehmen wiesen die Vorwürfe zurück.

Sieben der in Südafrika und Brasilien vertriebenen Wirkstoffe seien in der EU gar "aufgrund von ökologischen und gesundheitlichen Gefahren explizit verboten", erklärten die Entwicklungsorganisationen. Sie kritisierten, die Konzerne verletzten "mit dem Export hochgiftiger Pestizide wie Carbendazim, Chlorfenapyr und Saflufenacil" ihre "menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten".

Die BASF verwies auf unterschiedliche landwirtschaftliche Bedingungen und Anbaupraktiken sowie Genehmigungsverfahren. Es gebt weltweit eine große Vielfalt an Kulturen, Böden, klimatischen Voraussetzungen, Pflanzenkrankheiten und Anbaupraktiken. "Wir passen unser Portfolio daher an die spezifischen regionalen Märkte an", erklärte der Konzern. Dies führe dazu, dass sich die Zulassungen für Produkte in verschiedenen Ländern unterscheiden. Alle Pflanzenschutzprodukte von BASF würden sehr ausführlich getestet und könnten sicher unter örtlichen landwirtschaftlichen Bedingungen verwendet werden. Die Mittel würden von den Behörden bewertet und genehmigt anhand den in den jeweiligen Ländern geltenden amtlichen Genehmigungsverfahren bevor sie verkauft werden.

BASF sei von der Sicherheit der Produkte und deren sicheren Anwendbarkeit überzeugt, wenn sie gemäß den Instruktionen auf dem Etikett und Vorgaben zur Produktverantwortung korrekt angewendet würden. "Unsere Mitarbeiter leben und arbeiten in den Ländern, in denen wir unsere Produkte verkaufen, und sie sind jeden Tag mit den Landwirten vor Ort auf den Feldern. Wir nehmen unsere Verpflichtung hinsichtlich Produktverantwortung sehr ernst und bieten eine Vielzahl von Ausbildungen und Schulungen zur sicheren Lagerung und Einsatz unserer Produkte an".

Bayer wehrte sich gegen die Vorwürfe: "Allein die Tatsache, dass ein Pflanzenschutzmittel nicht in der EU zugelassen ist, sagt nichts über seine Sicherheit aus." Auch zahlreiche andere Zulassungsbehörden weltweit hätten "sehr robuste und hochentwickelte Regulierungssysteme zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt" und richteten sich bei ihrer Sicherheitsbewertung nach den "unterschiedlichen agronomischen Bedingungen in den jeweiligen Ländern".

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Die Unternehmen wüssten, "dass die sichere Anwendung von hochgiftigen Pestiziden in Südafrika ein Mythos ist", weil dort beispielsweise die notwendige Schutzausrüstung fehle, kritisierte dagegen Jan Urhahn, Agrarexperte der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Auch die Linken-Bundestagsabgeordnete Eva-Maria Schreiber warf den Chemiekonzernen vor, schwächere Schutzstandards in Drittstaaten auszunutzen.

Die Studienautoren dokumentierten Fälle, in denen Landarbeiter in Südafrika und Brasilien "durch Produkte von Bayer und BASF zum Teil schwere Vergiftungen und andere Erkrankungen erlitten haben". In Brasilien seien Dorfbewohner durch einen Sprüheinsatz über einem Feld per Flugzeug geschädigt worden. Die Organisationen forderten das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, den Export von in der EU nicht genehmigten Pestiziden in Drittstaaten generell zu verbieten. Das Pflanzenschutzmittelgesetz biete dafür den nötigen Spielraum. "Die Bundesregierung schaut zu, obwohl sie bereits alle Mittel in der Hand hält", kritisierte Schreiber.

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