Sparkasse Heidelberg schließt zehn Filialen in der Region (Update)
80 Prozent aller Geschäftsvorfälle werden vom Kunden digital erledigt, auch das Telefonbanking nimmt zu. Immer weniger Kunden kommen selbst in die Filialen, weshalb nun die besonders wenig genutzten geschlossen werden.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Die Sparkasse Heidelberg wird bis Ende April 2021 zehn ihrer aktuell 55 Filialen schließen und zwei weitere in SB-Stellen umwandeln. Es handele sich dabei in der Regel um Kleinstfilialen, die oft nur mit einem einzigen Mitarbeiter besetzt seien, erklärte Rainer Arens, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, am Freitag in Heidelberg.
Hintergrund sei der Trend, dass die Kunden ihre Bankgeschäfte immer öfter selbstständig online oder am Telefon durchführten. Auch die älteren und vermeintlich weniger digital-affinen Kunden nutzten zunehmend die Internetfiliale sowie Telefonbanking für ihre Bankgeschäfte. "Das nimmt gewaltig zu", so Arens.
Mittlerweile würden 80 Prozent aller Geschäftsvorfälle selbstständig vom Kunden digital ausgeführt, entweder von Zuhause aus oder an den SB-Geräten. Die Kundenfrequenz in den stationären Filialen gehe parallel deutlich zurück – seit 2017 um mehr als ein Drittel.
Zudem sei die Frequenz in den einzelnen Geschäftsstellen sehr unterschiedlich. Die besonders wenig genutzten Filialen werde man daher nicht weiterbetreiben: Im Einzelnen handelt es sich um die Standorte in Dilsberg, Heiligkreuzsteinach, Hockenheim-Birkengrund und -Hubäcker, Horrenberg, Lobenfeld, Malsch, Mauer, Rettigheim und Wiesenbach. Zudem soll die Filiale Schwetzingen-Nordstadt am selben Standort in eine SB-Stelle umgewandelt und in Heidelberg-Emmertsgrund das Serviceangebot über SB-Geräte in einen Supermarkt verlagert werden.
Betroffen von den Plänen seien 15 Mitarbeiter, erklärte Arens. Jedem von ihnen werde innerhalb der Sparkasse Heidelberg eine andere Position angeboten, etwa in den umliegenden Geschäftsstellen. So behielten die Kunden trotz Filialschließung ihren gewohnten Ansprechpartner. "Wir trennen uns von niemandem", so Arens. Die Schließungen erfolgten ohnehin nicht aus Kostengründen. Insgesamt beschäftigt das Geldinstitut rund 1000 Mitarbeiter.
Als Ausgleich für die wegfallenden Filialen werde ein sogenannter "Sparkassenbus" im Geschäftsgebiet diverse Standorte anfahren, versprach Stefan Beismann, im Vorstand zuständig für das Privatkundengeschäft. Damit solle insbesondere älteren und nicht mobilen Kunden sowie denen, die weniger technikaffin sind, eine Versorgung mit Bankdienstleistungen vor Ort angeboten werden. Diese werde von der Versorgung mit Bargeld bis hin zur Beratung reichen. "Letztlich die gleichen Leistungen, die es auch in den stationären Filialen gibt". Die genauen Standorte des "Sparkassenbusses" stünden derzeit noch nicht fest, sagte Beismann, denkbar seien zum Beispiel Wochenmärkte. Geplant sei, dass die mobile Filiale jeden Haltepunkt mindestens einmal pro Woche ansteuere. Zunächst in den Orten, in denen die Filialen geschlossen werden sollen, später seien aber auch weitere Haltepunkte vorstellbar. Die aktuell noch 43 Filialen der Sparkasse sieht Arens aber nicht gefährdet: "Wir glauben, dass wir auf absehbare Zeit so aufgestellt sind, dass wir nicht nachjustieren müssen".
Arens betonte, es sei nicht die eigene Absicht, sich aus der Fläche zurückzuziehen. "Das entspricht nicht unserem Selbstverständnis". Die Sparkasse werde dort präsent sein, "wo uns unsere Kunden brauchen". Entsprechend werde das Kunden-Service-Center ausgebaut, in dem personelle Kapazitäten erhöht und die Bandbreite der Leistungen, die telefonisch ausführbar sind, erweitert würden. Auch eine Video-Beratung soll ab April 2021 eingeführt werden.
Update: Freitag, 18. Dezember 2020, 18.52 Uhr