DRK-Fahrzeug vor einem Hotel in Kirchheim unter Teck. Rückkehrer aus der vom neuen Coronavirus besonders betroffenen chinesischen Stadt Wuhan sollen hier in Quarantäne gehen. Foto: Sven Kohls/SDMG/dpa
Stuttgart. (dpa-lsw) Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Südwesten bereitet sich auf einen möglichen Ausbruch von Erkrankungen an dem Coronavirus vor. "Unsere Aufgabe ist es, uns rechtzeitig und frühzeitig auf alle Eventualitäten vorzubereiten", sagte Jürgen Wiesbeck, Einsatzleiter für alle Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Stuttgart. "Das erwarten die Bürger von uns." Seit einer Woche beraten im Einsatzstab Fachleute den Ernstfall. "Wir hoffen zugleich, dass es nicht so dramatisch wird."
Überlegt wird, wie mit Menschen umgegangen wird, die aufgrund von Symptomen wie Fieber eine Ansteckung befürchten. "Es ist nicht sinnvoll, dass diese Bürger einfach das Haus verlassen und dabei womöglich andere infizieren", sagte Wiesbeck. Entweder müssten Ärzte zu den Betroffenen gebracht werden oder die Menschen würden zu vereinbarten Uhrzeiten an einer mobilen Stelle getestet, etwa in einem Fahrzeug.
Die Logistik könne das DRK übernehmen. Überdies macht die Hilfsorganisation mit landesweit 32.000 Aktiven sich Gedanken, wie Menschen, die wegen Kontakt mit Infizierten in häuslicher Absonderung leben, mit Lebensmitteln und Hygiene-Artikeln versorgt werden können.
Das DRK hält in Kirchheim/Teck auch ein Reservestation in einem DRK- Tagungshaus für eine mögliche, aber nicht erwartete Quarantäne vor. Es handelt sich um das Gebäude, das ursprünglich für die Aufnahme der 15 China-Rückkehrer gedacht war. Es erwies sich mit einer Kapazität von einem Dutzend Gästen aber als zu klein. Jetzt sind die negativ getesteten zehn Erwachsenen und fünf Kinder in einem Hoteltrakt in Kirchheim untergebracht und werden vom DRK betreut.
Pandemie - damit ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umgangssprachlich das Auftreten eines neuen Erregers gemeint, der sich leicht von Mensch zu Mensch über den Globus ausbreitet. Dazu gehören etwa Grippeviren. Um die Verbreitung neuartiger Influenzaviren zu verringern und die Zahl der Erkrankten und der Todesfälle möglichst gering zu halten, gibt es in Deutschland einen nationalen Pandemieplan. Die Bundesländer haben jeweils eigene Pläne, die zwar auf die Influenza gemünzt sind, aber derzeit mit Blick auf das neuartige Coronavirus überarbeitet werden.
Der baden-württembergische Influenzapandemieplan richtet sich etwa an Behörden, Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte. Er regelt Aufgaben und Zuständigkeiten, teilt eine Pandemie in Phasen ein und erklärt, was zu erwarten und was zu tun ist. So heißt es in dem Plan, dass bei einer Influenzapandemie mit einer außergewöhnlichen Belastung der Krankenhäuser zu rechnen sei und mit Patienten, die zum Teil auch beatmet werden müssten. "Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass das medizinische Personal selbst von krankheitsbedingten Ausfällen betroffen ist." Patienten sollen möglichst lange ambulant behandelt werden, um Krankenhäuser zu entlasten. Die Behandlung von nicht akuten Krankheiten in den Häusern soll dann verschoben werden.
Der Plan geht davon aus, dass schwer erkrankte Menschen in den internistischen und pädiatrischen (kindermedizinischen) Abteilungen behandelt werden. Im Jahr 2017 standen dort in Baden-Württemberg 16 537 beziehungsweise 2231 Betten bereit. "Über alle Fachgebiete standen 3262 Intensivbetten zur Verfügung." Zu Verstorbenen heißt es, dass diese sofort mit dem Vermerk "infektiös" gekennzeichnet werden müssten. Gibt es einen Impfstoff, soll die Bevölkerung schrittweise geimpft werden - mit Vorrang für Beschäftigte im Gesundheitswesen und für Menschen, die zur Aufrechterhaltung der grundlegenden Infrastruktur beitragen, wie Polizisten und Feuerwehrleute.