Nach mehr als zwei Jahren der Abwesenheit steht die Heilbronner Symbolfigur jetzt fast wieder am alten Platz. Foto: bfk
Heilbronn. (bfk) Heimlich still und leise ist die Skulptur des "Käthchen von Heilbronn" wieder an seinen vorgegebenen Standort zurückgekehrt, an die Stelle, nahe am Neckarufer, wo es vor 50 Jahren unter größtem Protest der Heilbronner aufgestellt worden war. Die unangekündigte Rückkehr kam zustande, weil der Steinmetz gerade Zeit hatte und der alte und neue Standort endlich nicht mehr Großbaustelle für das Marrahaus war.
Über zwei Jahre stand es im Depot der Städtische Museen Heilbronn, nachdem es für die Bauarbeiten weichen musste. Es fehlte den Heilbronnern, aber vor allem auch den Stadtführern. "Jeder, der vorbeikommt, freut sich!", stellen die Männer um Steinmetz Thomas Rücker fest, die mit viel Gefühl und mittels Kran die Skulptur auf einem neuen Sockel aus Muschelkalk platzierten. Das ganze geschah in Zusammenwirken mit Dieter Läpple, dem Schöpfer der Figur. Die Sichtachse vom Kiliansplatz durch die Kirchbrunnenstraße bis zum Neckar zu betonen, war die Absicht dabei.
Ganz anders ging es zu, als die Bronzeplastik 1965 unter dem Getöse einer Kampagne von "kunstverständigen" Bürgern der Öffentlichkeit übergeben wurde. Diese scheuten sich weder vor verbalen Verunglimpfungen des Kunstwerkes, seines Schöpfers und der auftraggebenden Stadtspitze noch vor Tätlichkeiten zurück. Sie erkannten in den Proportionen der Figur (dicke Waden, zu dickes Gesäß) nicht ihr Idealbild wieder - es gab "Attentate" bis hin zu einem versuchten Sturz. Auch Studenten der Hochschule verhohnepiepelten es, auf einem Schild wurde es als "Contergan-Käthchen" bezeichnet. Der landesweit beachtete Kunstskandal ist inzwischen auch wissenschaftlich aufgearbeitet worden.
In Heilbronn weiß man teilweise noch nicht so recht, wie man mit dem Käthchen umgehen soll. Der Chef der Heilbronn Marketing GmbH, Steffen Schoch, hat Probleme mit dem Etikett "Käthchen-Stadt" für Heilbronn, nachvollziehbar vor dem Hintergrund einer teilweise weit in den Kitsch hineinreichenden Vermarktung, deren Wurzeln bis ins vorletzte Jahrhundert zurückreichen. Aber ein Konzept, wie man das Käthchen im Hier und Jetzt und auch als unsterbliche Bühnenfigur in das Stadtimage integriert, fehlt eben auch noch.
Bei der alle zwei Jahren stattfindenden "Käthchenwahl", in der drei junge Mädchen als Symbolfigur und Sympathieträgerinnen im Käthchenkostüm die Stadt repräsentieren, ist man schon neuere Wege gegangen. In dem was bisher von der Werbestrategie für die Bundesgartenschau erkennbar ist, findet man vom Käthchen keine Spur. Günter Emig,Leiter des deutschlandweit renommierten Heilbronner Kleist-Archivs bedauert das.
Anders dagegen bei den Städtischen Museen. Hier arbeitet man an der Causa Käthchen. Es wird eine Art "Käthchen-Dreieck" geschaffen, fußläufig sind es immer nur ein paar Meter von der Skulptur zunächst zum Käthchenhaus am Marktplatz, dem Haus mit dem markanten Giebel, in dem angebliche literarische Vorbild für Kleists Bühnenfigur gelebt hat: Elisabeth Kornacher, Tochter des letzten Heilbronner reichsstädtischen Stadtschultheißen. Keine zwei Minuten später steht man vor dem Haus der Stadtgeschichte im Deutschhof. Hier entsteht gerade in einer bislang so noch nicht üblichen Konstellation von Stadtgeschichte und Kunstmuseum ein "Kornacher-Zimmer", möbliert mit Möbeln aus der Kleist-Zeit. So wird die Käthchen-Geschichte auf besondere Weise nachvollziehbar sein.
Was die Läpple-Plastik betrifft: Sie ist den Heilbronnern ans Herz gewachsen. Das zeigt sich auch darin: Kaum stand sie auf dem neuen Sockel (die Skulptur war ursprünglich eine Brunnenfigur) gab es auch schon Kommentare zu Standort und Blickrichtung, den hat Marc Gundel von den Städtische Museen zusammen mit Dieter Läpple bestimmt, mit einem Kompromiss: Die Breite der Feuerwehrzufahrt musste gewährleistet sein.