Susanne Eisenmann: Die eiserne Lady im Kultusministerium

Die Kultusministerin erweist sich als durchsetzungsstark - Nicht jedem gefällt das

02.01.2017 UPDATE: 03.01.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Agiert sie ruppig? Oder konsequent? Je nach politischem Lager fällt die Bewertung Susanne Eisenmanns unterschiedlich aus. Foto: Marijan Murat

Von Bettina Grachtrup

Stuttgart. Wenn man eines nicht tun sollte, dann ist es, Susanne Eisenmann (CDU) zu unterschätzen. Die baden-württembergische Kultusministerin gilt als konfliktbereit, entscheidungsfreudig und durchsetzungsfähig. Das mussten auch einige Politiker in der grün-schwarzen Landesregierung erst lernen. Seit fast acht Monaten schwingt die 52-Jährige das bildungspolitische Zepter im Ländle. Zum Jahresbeginn hat sie turnusgemäß die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz übernommen. Eisenmann steht damit den Ressortchefs der Länder vor. Es ist ein Amt, das Baden-Württemberg nur alle 16 Jahre zukommt.

Damit nimmt nicht nur die Terminfülle der Ministerin erheblich zu. Eisenmann will die berufliche Bildung bundesweit pushen. Dazu zählt etwa die Frage, wie sich die Schulen auf das Megathema Digitalisierung vorbereiten können, das in der Arbeitswelt eine immer größere Rolle spielt - oder auch, wie Schüler bei der Berufswahl unterstützt oder wie Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden können. "Der direkte Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung ist für manche Jugendliche immer noch mit großen Schwierigkeiten verbunden", sagte die Ministerin nach ihrer Wahl zur Präsidentin im Dezember.

Eisenmann studierte Germanistik, Linguistik und Politikwissenschaft und promovierte in Germanistik. Von 1991 bis 2005 leitete sie das Büro von Günther Oettinger, der damals Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag war und später Ministerpräsident wurde. Verheiratet ist Eisenmann mit dessen früherem Sprecher Christoph Dahl. Von 2005 bis zur Kür zur Ministerin im Mai 2016 war sie Schulbürgermeisterin in Stuttgart. Dort erwies sich die CDU-Politikerin als Pragmatikerin ohne ideologische Scheuklappen. Anders als für viele Parteikollegen waren für sie etwa die Ganztagsschule und die Gemeinschaftsschule - eigentlich ein Projekt von Grünen und SPD - kein rotes Tuch.

Als Ministerin sorgte Eisenmann am Ende der grün-schwarzen Verhandlungen über den Landesetat 2017 für einen Paukenschlag. Sie erklärte öffentlich, den Ausbau der Ganztagsschule und der Inklusion, also der Einbeziehung behinderter Kinder in den regulären Schulunterricht, im kommenden Schuljahr auf Eis legen zu wollen, weil Lehrerstellen fehlten. Beides sind vornehmlich grüne Projekte, die auch im gemeinsamen Koalitionsvertrag festgeschrieben sind. Letztlich hatte sie Erfolg und bekam mehr Geld. Doch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) reagierte verärgert und machte in seinem Kabinett klar, dass sich so ein Vorgehen nicht wiederholen dürfe.

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In den vergangenen Wochen knirsche es mächtig in Eisenmanns Verhältnis zu den Grünen und auch zu den schulpolitischen Verbänden. Die Grünen zweifelten zeitweise an der Koalitionstreue der Ministerin - etwa, weil sie den Ausbau des Informatikunterrichts zunächst auf die Gymnasien beschränken will. Eisenmann kündigte an, dass die Grundschulen wieder mehr Wert auf richtige Rechtschreibung legen müssten und wandte sich damit gegen die Methode "Schreiben nach Hören". Sie erklärte, dass überprüft werde, inwiefern Englisch- oder Französischunterricht für Grundschüler überhaupt sinnvoll sei. Seit dem Absturz baden-württembergischer Schüler in der jüngsten Vergleichsstudie IQB - es ging um Deutsch und Englisch - ist mächtig Feuer unter dem bildungspolitischen Dach der Landesregierung.

Kritiker führen an, dass es Eisenmann an Feingefühl und Offenheit für Anregungen von außen fehle. Ihr Vorgänger im Amt des Kultusministers, Andreas Stoch (SPD), meint etwa: "Gegenüber der pädagogischen Freiheit der Lehrerschaft zeigt sich Frau Eisenmann respektlos, und wissenschaftlichen Sachverstand weist sie brüsk zurück." Generell werde der Umgangsstil der Kultusministerin nicht als aufgeschlossen und dialogorientiert, sondern als ruppig und besserwisserisch empfunden. CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart attestiert ihr hingegen: "Sie geht beherzt an die Sache heran, sie verfolg konsequent ihren Weg, die Qualität in der Bildung zu steigern."

Zu ihrem Privatleben hält sich Eisenmann, die von Freunden "Nanni" genannt wird, weitgehend bedeckt. Nur das lässt ihr Sprecher durchblicken: Sie geht regelmäßig joggen und liest gerne gute Bücher.

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