Kultusministerin hält Kurs im Sprachlernstreit mit Grundschulen

"Schreiben nach Gehör" soll nicht praktiziert werden

19.12.2016 UPDATE: 20.12.2016 06:00 Uhr 58 Sekunden

Der Grundschullehrer-Verband sieht keine Chance auf einen "fruchtbaren Dialog". F.: dpa

Von Anika von Greve-Dierfeld

Stuttgart. Schüler können nicht richtig schreiben und schuld daran sollen die Grundschulen sein? Nach dem Brief von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in Sachen Rechtschreibung haben viele Grundschulen im Land verärgert reagiert. "Frau Eisenmann tut so, als ob die Kinder zwei Jahre nur mit Anlauttabelle arbeiten", kritisierte die Vorsitzende des Grundschulverbands, Claudia Vorst, am Montag. Dabei sei das lautorientierte Schreiben lediglich ein Entwicklungsschritt auf dem Weg zur korrekten Rechtschreibung.

Auslöser des Streits ist ein Brief Eisenmanns, der Anfang Dezember an alle Grundschulen ging und über den sie die Öffentlichkeit vergangene Woche informiert hatte. Sie forderte darin eine Kurskorrektur: Methoden, bei denen Kinder lange Zeit nicht auf die richtige Rechtschreibung achten müssten - etwa das Schreiben nach Gehör - sollen demnach nicht mehr praktiziert werden.

An dieser Entscheidung werde auch nicht mehr gerüttelt, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag. "Wir haben davor mit vielen Experten und auch mit Eltern und mit Schulvertretern gesprochen." Außerdem habe es viele positive Rückmeldungen gegeben - beispielsweise vom Realschullehrerverband oder dem Verband Bildung und Erziehung (VBE).

Die Grundschulen fühlen sich Vorst zufolge zu Unrecht an den Pranger gestellt und vom Ministerium nicht hinreichend wahrgenommen. "Wir wünschen uns eine unaufgeregte, sorgfältige Analyse der tatsächlich erreichten Qualität des Rechtschreibunterrichts", sagte sie. Man wolle sich nicht allein den schwarzen Peter zuschieben lassen. Zuvor hatte sie Ministerpräsident Winfried Kretsch᠆mann (Grüne) in einem offenen Brief gebeten, sich der Sache anzunehmen. "Im Kultusministerium selbst sehen wir - derzeit - keine Perspektive für einen fruchtbaren Dialog." Das Ministerium wies entsprechende Kritik zurück.

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