Heilbronner Neckarbogen: Stadtsiedlung baut jetzt auch in die Höhe
Neue Lösungen für zwei Investorenausfälle gefunden - Baubeginn für den Neckarbogen spätestens Ende Juli

Mit dem Bau dieses Holzhybridhauses nach den Plänen eines Berliner Architekturbüros schließt die Stadtsiedlung nun selbst die Lücke am Neckarbogen, die durch den Absprung des ursprünglichen Investors entstanden war. Visualisierung: Kaden & Langer
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Heute habe er nur gute Nachrichten, sagte OB Harry Mergel, nachdem von "heute auf morgen" von der Buga GmbH eine Einladung zu einer Pressekonferenz gekommen war. Der Grund für die Freude: Die beiden "Baulücken", entstanden durch zwei Rückzieher, die den Neckarbogen in seinem Anspruch als urbanes Wohnquartier der Zukunft hätten blass aussehen lassen, sind nun geschlossen.
Der Gemeinderat hatte unmittelbar davor dem Verkauf der Grundstücke für den ersten Abschnitt der "Bauausstellung" nichtöffentlich zugestimmt - gekoppelt mit der Baugenehmigung - und war damit den Empfehlungen der vorgeschalteten Baukommission gefolgt. Damit sind 20 der 22 Grundstücke verkauft, Baubeginn ist spätestens am 31. Juli.
"Kalt erwischt" hätte es ihn, sagte Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas vom Rückzug der Kirchen für das Haus der Ökumene, nachdem zuvor ja schon Wüstenrot als Investor Leine gezogen hatte beim neunstöckigen Holzhybridhaus, das aufgrund seiner exponierten Lage das Gefüge des ganzen Ensembles bestimmt. Dieser von Stuttgarter Architekten Wittfoht stammende Entwurf war wohl für die Tonne. Mehr Glück hatten Müller Architekten Heilbronn, ihr Haus der Ökumene wird nur modifiziert: Kommerz statt Kirche - es wird nur Studentenappartements enthalten, insgesamt 45.
Die Botschaft des neuen Investors, der Pleidelsheimer Paulus GmbH, als gewerblicher Mieter für das Erdgeschoss habe ein Friseur angefragt, löst bei Mergel allerdings Stirnrunzeln aus. Einen Raum der Stille wird es nicht geben und wie viel von der angestrebten Inklusion beim Wohnen noch bleibt, ist offen.
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Insgesamt waren sechs Bewerbungen vorlegen. Dass Paulus das "Kirchenhaus" bekam, hängt wohl auch damit zusammen, dass für ihn der Neckarbogen kein Neuland ist: Er ist hier der Tiefgaragenbauer, der es fertigbringen muss, die unterschiedlichsten Investoren unter einen Hut zu bringen. Dass es Erwin Paulus dabei weder an Vorschlägen noch an gutem Willen fehlen ließ, wurde belohnt, er bekommt das Sahnegrundstück der Kirchen jetzt auf dem Silbertablett.
Was das Holzhybridhaus betrifft, so gab es hier eine weitere Überraschung: Die Stadtsiedlung Heilbronn GmbH, springt als Investor ein. Deren Geschäftsführer Robert An der Brügge ließ verlauten, dass die hundertprozentige Tochter der Stadt so gut aufgestellt sei, dass sie das Projekt werde übernehmen können, wo Wüstenrot noch gefürchtet hatte, sich selbst zu übernehmen. Das heißt: Die Stadtsiedlung rechnet "als Investor" nicht damit, dass die Kosten sich über Mieteinnahmen amortisieren lassen. An der Brügge versicherte, dass das Haus in der vorgesehenen innovativen Bauweise errichtet werde. Es sei aber auch nicht so, dass man den Architekten für das Nachfolgeprojekt "aus dem Ärmel schüttele."
Das nun zum Zuge kommende Berliner Büro Kaden & Lager hatte schon für den Neckarbogen geplant, sein Entwurf konnte wegen des Investors nicht verwirklicht werden - die Schnelligkeit dieser Lösung verblüfft dennoch.
Der neue Entwurf wird mit seinen 60 vorwiegend kleineren Mietwohnungen, für die laut An der Brügge ein besonders großer Bedarf bestehe, dazu beitragen, dass der Mietwohnungsanteil auf 35 Prozent steigt - 40 Prozent der Wohnungen werden mit Fördermitteln errichtet. Eine Unwägbarkeit, wie weit der Anspruch auf bezahlbaren Wohnraum damit erfüllt werden kann, besteht auch in den ständig steigenden Baukosten. Dass ihn diese mit Sorge erfüllen, hatte Faas dem Gemeinderat schon im letzten Jahr vorgetragen und An der Brügge befürchtet ebenfalls, dass aufgrund der neuen Wohnbauförderung durch den Bund der dann einsetzende Bauboom als Preistreiber wirken wird.



