Bundesgartenschau: In Heilbronn läuft es viel besser als in Mannheim
Beide Städte wollen in den Jahren 2019 beziehungsweise 2023 eine Bundesgartenschau ausrichten - Ein Vergleich: Experte sieht für die Kurpfalzmetropole "schwarz"

Auf dem 40 Hektar großen Fruchtschuppenareal in Heilbronn entsteht ein neues Stadtquartier. Foto: Buga Heilbronn GmbH
Von Alexander Albrecht und Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn/Mannheim. Gerade haben die Heilbronner Logo und Slogan für ihre Bundesgartenschau 2019 vorgestellt: "Blühendes Leben" ist das Motto, die Wortmarke "Buga" ist in Blütenpink, Wasserblau, Wiesen- und Baumgrün gehalten. "Schwarz" sieht ein Experte dagegen für Mannheim. Dort soll die Buga vier Jahre später stattfinden. Hartmut Weinmann befürchtet, dass das Großprojekt in der Quadratestadt nach den kommunalpolitischen Streitereien auch noch in den Landtagswahlkampf hineingezogen wird.
Der Vizepräsident des Zentralverbands Gartenbau sagt, in Mannheim herrsche gegenwärtig eine Stimmung, die derer in Hamburg kurz vor dem Nein der Hansestädter zu einer Olympia-Bewerbung entspricht. Und allmählich gehe das Zeitfenster zu. Man brauche mindestens sieben Jahre von Planungsbeginn bis zur Umsetzung, meint Weinmann. Um die Situation in beiden Städten besser zu verstehen, lohnt sich ein Vergleich:
Akzeptanz: Ja zur Buga, aber nur mit breiter Zustimmung der Einwohner - das war die Prämisse des ehemaligen Heilbronner Oberbürgermeisters Helmut Himmelsbach. Im Jahr 2006 waren sich bei einer Befragung 41 Prozent "ganz sicher", dass die Gartenschau "gut für die Stadt" ist, 2013 waren es dann schon 53. Die Zahl der ablehnenden Stimmen bewegte sich stets im einstelligen Bereich.
Auch in Mannheim war vor Jahren noch eine Mehrheit für die Buga, doch seitdem hat die Skepsis immer mehr zugenommen. 2013 gab es einen Bürgerentscheid, der knapp zugunsten der Befürworter ausging. Die Diskussion beruhigte sich nicht. Kritische Anwohner, Umweltschützer, Kleingärtner und ein Teil der Grünen übernahmen die Meinungshoheit. Sie halten Oberbürgermeister Peter Kurz vor, seine Idee "durchdrücken" zu wollen. "Wir haben es nicht geschafft, die schweigende Mehrheit auf die Straße zu bringen", sagt Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Er räumt ein, dass der Buga 2023 "die positiven Emotionen fehlen".
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Gelände: Bereits 2005 hat die Stadt Heilbronn das verwahrloste Fruchtschuppengelände hinter dem Hauptbahnhof gekauft. Auf dem freigeräumten Areal entsteht inklusive zweier Seen das neue Stadtquartier "Neckarbogen", in dem einmal 3000 Menschen wohnen sollen. Die Investoren stehen Schlange, das erste Auswahlverfahren war trotz hoher Hürden mehrfach überzeichnet. Die sogenannte Stadtausstellung ist Bestandteil der Buga und soll Modellprojekt für Bauen, Energie, Verkehrs- und Mobilitätskonzepte von morgen sein.
Die Buga ist in Mannheim "nur" Werkzeug für die Schaffung eines großen Grünzugs mit Wiesen, Pflanzen, Bäumen, Feldern, Fuß- und Radwegen. Die Schneise soll die Stadt mit Frischluft versorgen, am Rande ist naturnahes Wohnen geplant. Ausgetragen werden soll die Gartenschau zum einen auf der ehemaligen US-Militärkaserne Spinelli. Zankapfel ist der zweite Standort: das Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au. Gegner kritisieren, ein geplanter See würde dort Biotope zerstören. Noch umstrittener war eine viel befahrene Straße, die das Gelände zwischen Spinelli und Au durchschneidet. Die Frage nach ihrer Zukunft blieb beim Bürgerentscheid außen vor. Die Stadtverwaltung schlug vor, die Straße an den Rand eines Kleingartengebiets zu verlegen, dafür sollten bis zu 30 Parzellen "umgesetzt" werden. Die CDU-Fraktion war erst dafür, ein Teil vollzog dann eine Kehrtwende und lehnte die Straßenverlegung ab - "offiziell" wegen der Kosten von 16 Millionen Euro, tatsächlich dürfte auch Machtkalkül eine Rolle gespielt haben. Der Gemeinderat sprach sich gegen die von einem Gutachten gestützten Verwaltungspläne aus. Jetzt gehe es darum, Kompromisse zu suchen und einen "Plan B" mit Straße zu entwickeln, so Sandner.
Kosten: Die Heilbronner Gartenschau wird voraussichtlich Ausgaben von 44 Millionen Euro verschlingen. Etwa 34 Millionen Euro sollen über Eintrittsgelder, Pachteinnahmen oder Sponsoring wieder erwirtschaftet werden. Den Rest übernimmt die Stadt. Mit 144 Millionen Euro werden die Investitionskosten für die gesamte Stadtentwicklung angegeben, 50 davon übernimmt das Land für verschiedene Straßen-, Sanierungs- und Brückenprojekte. Vielen Mannheimern ist die Buga schlicht zu teuer. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 105 Millionen Euro, 60 soll die Stadt tragen, der Rest von Bund und Land mitfinanziert werden. Doch die Stadt ist im Gegensatz zu Heilbronn hoch verschuldet, das Geld wird nach Ansicht der Kritiker woanders dringender benötigt.
Zum Beispiel für die Sanierung des beliebten Luisenparks. Der könnte bei der Buga 2023 wieder ins Spiel kommen. Luisenpark und Au liegen aber relativ weit voneinander entfernt. "Technisch ist das alles lösbar", meint Sandner, "aber es geht ja vorrangig um den Grünzug". Unter diesem sperrigen Begriff können sich viele nichts vorstellen. Noch nichts. "Wenn einmal die Bagger rollen und man nicht mehr auf Modelle angewiesen ist, ändert sich das", glaubt Sandner.