Fällt mit der Karlsruher OB-Wahl die nächste CDU-Hochburg?

Karlsruhe. Das OB-Rennen entscheidet sich zwischen Mentrup (SPD) und Wellenreuther (CDU). Kurios: Der scheidende OB Fenrich (CDU) wählt SPD.

23.11.2012 UPDATE: 23.11.2012 06:47 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Ingo Wellenreuther (CDU) und Frank Mentrup (SPD) entscheiden. Fotos: dpa
Von Volker Knopf, RNZ Karlsruhe

Karlsruhe. Der OB-Wahlkampf in Karlsruhe geht auf die Zielgeraden. Am 2. Dezember sind die Bürger der früheren badischen Residenz aufgerufen, ein neues Stadtoberhaupt zu wählen. Nahezu täglich treffen sich die Kandidaten zu Podiumsdiskussionen, um ihre Positionen darzulegen. Insgesamt sieben Kandidaten stehen zur Wahl, wirkliche Chancen werden jedoch nur Frank Mentrup (SPD) und Ingo Wellenreuther (CDU) eingeräumt. Es läuft auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kontrahenten hinaus - mit leichten Vorteilen derzeit für Staatssekretär Mentrup, der neben der SPD von den Grünen, der Karlsruher Liste und den Piraten unterstützt wird.

In ihren Wahlprogrammen versprechen beide, mehr Kita-Plätze, ein besseres Baustellen-Management für den U-Strab-Bau in Karlsruhe oder bezahlbaren Wohnraum durch kommunale Bauprogramme zu schaffen.

Grundsätzlich unterscheiden sich die Positionen der beiden Spitzenkandidaten vor allem in zwei wesentlichen Punkten. Während Wellenreuther - in Nebenfunktion auch KSC-Präsident - ein neues Stadion für den Traditionsverein anvisiert, plädiert Mentrup für Sanierungsmaßnahmen und einen Verbleib im Wildpark. Deutlich unterschiedlich sind auch die Positionen zu einer möglichen zweiten Rheinbrücke. Täglich stehen Tausende Pendler aus der Südpfalz auf dem Nadelöhr über dem Rhein im Stau. Die nächste Querung existiert erst wieder 30 Kilometer in südlicher Richtung in Rastatt sowie 30 Kilometer nördlich in Germersheim. Während Wellenreuther für eine zweite Rheinbrücke votiert und eine möglichst schnelle Umsetzung für die kommenden Jahre vorantreiben will, hält Mentrup die Zeit beim aktuellen Stand des Planungsverfahrens für noch nicht reif. Er würde das Projekt somit vorerst auf Eis legen.

Frischen Wind erhofft sich Mentrup von der Wahl des grünen OB-Kandidaten Fritz Kuhn unlängst in Stuttgart. "Die Zeichen stehen auf Wechsel", betont der 48-Jährige. Sein Kontrahent sieht dies anders: "Karlsruhe ist nicht Stuttgart. Von Schwaben lassen sich Karlsruher nicht beeinflussen", kontert Wellenreuther. Der CDU-Mann setzt vor allem auf eine Persönlichkeitswahl. Als gebürtiger Karlsruher gilt der Bundestagsabgeordnete als bestens eingeführt und vernetzt. Mentrup, der übrigens von 2001 bis 2006 SPD-Fraktionsvorsitzender im Mannheimer Gemeinderat war, kann nicht auf ähnliche Bekanntheitswerte verweisen, dafür jedoch auf die breite Unterstützung weiterer Parteien. Davon kann Wellenreuther nur träumen. Selbst in der eigenen Partei hat der selbstbewusste Politiker kaum Rückhalt. Das Verhältnis zu OB Heinz Fenrich (CDU) gilt als völlig zerrüttet. Jener bekannte kurioserweise gar, dass er SPD wählen werde.

Auch die Erste Bürgermeisterin Margret Mergen, ebenfalls CDU, gilt nicht gerade als Freundin des 52-Jährigen. Sie warf zu Jahresbeginn ebenfalls ihren Hut in den Ring, um die Spitzenkandidatin ihrer Partei zu werden. Bei einer Abstimmung sollte die CDU-Basis entscheiden. Wellenreuther gewann. Allerdings wohl auch, weil kurz vor der Wahl einige Hundert neue Mitglieder temporär eingetreten waren - davon viele mit KSC-Hintergrund - die dem ehrgeizigen Wellenreuther möglicherweise zur Wahl verholfen haben. Ein "Geschmäckle" blieb und vertiefte die Gräben innerhalb der Partei, die seit 1970 in Karlsruhe die Rathauschefs stellt, weiter.

Mentrup zeigte sich nach der Wahl erleichtert. Gegen die als kompetent und sympathisch auftretende Finanz-Expertin Mergen hätte er es nach eigenen Aussagen deutlich schwieriger gehabt. "Bei Wellenreuther lässt es sich besser polarisieren", ließ er verlauten.

Die Narben sind bei den Christdemokraten in jedem Fall noch nicht verheilt. Mergen versprach zwar nach der Wahl zähneknirschend, ihren "Parteifreund" so gut wie möglich zu unterstützen. Doch gemeinsame öffentliche Auftritte gab es bis dato so gut wie nicht. So muss sich Wellenreuther schon Unterstützung von außen holen. Sowohl Kanzlerin Merkel wie Bundesumweltminister Peter Altmaier (beide CDU) ließen sich bereits in der drittgrößten Stadt Baden-Württembergs blicken.

Im Übrigen: Wellenreuther trat 2007 in Mannheim als OB-Kandidat der CDU an. Allerdings mehr auf Drängen des damaligen Ministerpräsidenten Oettinger - weil kein geeigneter Kandidat in Sicht war. Auf 32 Prozent kam Wellenreuther damals in der Kurpfalz.

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