Der "Patient Jagst" ist noch nicht über den Berg

Ein Jahr nach Öko-Katastrophe gibt es immer noch kranke Fische - Die Ermittler suchen weiter nach Verantwortlichen

22.08.2016 UPDATE: 23.08.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 11 Sekunden

Nach der Öko-Katastrophe versuchten bis zu 600 Helfer, die Jagst wiederzubeleben. Foto: Endres

Von Roland Böhm

Kirchberg/Ellwangen. Ein Jahr nach dem Düngemittel-Unglück und einer anschließenden Öko-Katastrophe an der Jagst suchen die Ermittler weiter nach den Verantwortlichen. Die Untersuchungen dauerten an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ellwangen am gestrigen Montag. Ergebnisse sollten bis Ende des Jahres vorliegen. Ermittelt werde nach wie vor sowohl wegen fahrlässiger Brandstiftung als auch wegen fahrlässiger Gewässerverunreinigung.

Beim Brand einer ehemaligen Mühle in Kirchberg im Landkreis Schwäbisch Hall war am 23. August 2015 mit dem Löschwasser Ammoniumnitrat aus Düngemitteln in die Jagst gespült worden. In der Folge verendeten Tausende Fische.

Laut Umweltministerium hat sich der Fluss noch immer nicht von den Folgen erholt. Der Zustand des "Patienten Jagst" habe sich stabilisiert, er sei aber noch nicht über den Berg, hieß es. In einem Abschnitt von zehn Kilometern seien trotz zahlreicher Maßnahmen weiterhin kaum Fische zu finden, noch weit unterhalb des Brandorts gebe es welche mit geschädigten Kiemen. Wer dafür eventuell geradestehen muss, ist bislang noch unklar. Man ermittele "in dem Gesamtkomplex" weiter, hielt sich der Sprecher der Staatsanwaltschaft gestern betont zurück.

Älteren Meldungen aus der Behörde zufolge steht ein 21-Jähriger im Visier der Ermittler. Er soll auf dem einstigen Mühlengelände Müll verbrannt und einen Funkenflug verursacht haben, der zum Brand führte. Der Sachschaden wird auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Weiter im Raum steht zudem der Vorwurf der fahrlässigen Gewässerverunreinigung.

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Auch der Betreiber der Lobenhausener Mühle sei noch nicht aus dem Schneider, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nach dem Brand war bekannt geworden, dass auf dem Gelände der Mühle womöglich illegal wassergefährdende Stoffe gelagert wurden. Düngemittel waren mit dem Löschwasser über ein Kanalsystem in die Jagst gespült worden. An Rückhaltebecken waren Fehler festgestellt worden.

Wie viele Personen und wer genau diesbezüglich noch im Visier der Ermittler steht, wollte der Sprecher am gestrigen Montag nicht sagen.

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