Umweltkatastrophe: In der Jagst gibt’s fast kein Leben mehr
Wie das Umweltministerium mitteilte, wurde der Fischbestand nach einem Mühlenbrand in einigen Abschnitten fast ausgelöscht - Verlässliche Daten im Frühjahr 2016

Die Giftfahne in der Jagst wurde durch den Einsatz von Feuerwehr und THW erfolgreich verdünnt, allerdings haben nach Angaben des Umweltministeriums viele Fische das Unglück nicht überlebt. Foto: Endres
(end) Das baden-württembergische Umweltministerium hat die Auswirkungen des Mühlebrandes im vergangenen August untersucht. Das Ergebnis ist erschreckend: Der Fischbestand in der Jagst ist stellenweise nahezu ausgelöscht. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Umweltministerium am Montag in Stuttgart vorgelegt hat. Das gleiche gelte für Muscheln und Steinkrebse. Auch sie seien durch das hochgiftige Löschwasser, das nach einem Mühlenbrand in die Jagst geflossen war, stark beeinträchtigt worden.
Das haben Experten der Landesanstalt für Umwelt, Messung und Naturschutz in Karlsruhe, der Fischereiforschungsstelle in Langenargen und des Regierungspräsidiums Stuttgart im Auftrag des Ministeriums herausgefunden.
In ihrem Bericht heißt es weiter, dass außerdem bis 45 Kilometern unterhalb der abgebrannten Mühle auch bei zunächst überlebenden Fischen geschädigte Kiemen entdeckt wurden.
Bei dem Mühlenbrand in Kirchberg (Kreis Schwäbisch Hall) war am 23. August ammoniumnitrathaltiges Düngemittel in die Jagst geflossen. Aus dem Ammonium entsteht das für Fische hochgiftige Ammoniak. Die Giftfahne schwamm zwei Wochen lang die Jagst hinunter Richtung Neckar. Dadurch verendeten rund 20 Tonnen Fische.
Laut Umweltminister Franz Untersteller wird man erst im Frühjahr 2016 abschließend Klarheit darüber haben, wie schwer die Jagst tatsächlich beeinträchtigt ist.
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Naturschutzminister Alexander Bonde erklärte, dass die Steinkrebs- und Muschelbestände in den kommenden Monaten weiter untersucht werden.
Entgegen anfänglicher Befürchtungen kamen dagegen die wirbellosen Kleinlebewesen des Gewässergrunds, zum Beispiel Larven von Eintagsfliegen oder Steinfliegen, anscheinend unbeschadet davon.
"Obwohl sich Fische aufgrund ihrer Größe nicht so leicht verstecken können, wie dies bei Kleinstlebewesen der Fall ist, haben Beobachtungen von Experten an der Jagst gezeigt, dass auch die Fische dem giftigen Wasser ausgewichen sind und ufernahe Bereiche aufgesucht haben", sagte Naturschutzminister Bonde. "Dabei hat es den Fischen sehr geholfen, dass die vielen Helfer Buchten abgeriegelt haben, in die das Wasser nicht einströmen konnte. So fanden die Fische vorübergehend Refugien vor, in denen sie überleben konnten", sagte Minister Bonde.
Um die Artenvielfalt in der Jagst wieder herzustellen und zu stabilisieren sowie den Fluss ökologisch zu verbessern, erarbeitet das Regierungspräsidium Stuttgart derzeit das Aktionsprogramm Jagst. Auch die Erholungs- und Freizeitfunktion der Jagst für die Bürger werde dabei berücksichtigt.
Bereits in den nächsten Wochen werden zum Beispiel Uferbereiche renaturiert, im Flussbett Kiesinseln angelegt und verlandete Altarme entschlammt, so dass sich wieder wertvolle Biotope entwickeln können.