Heilbronner Innenstadt

Fußgängerzone statt Parkplätze? Anwohner protestieren

Grüne wollen Verkehrsentlastung - Vorschlag stößt auf Kritik

06.11.2018 UPDATE: 07.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Rathaus Heilbronn. Foto: Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. (bfk) Eigentlich hatte es ganz harmlos angefangen: Bei ihrer Sommerpressekonferenz schlugen die Heilbronner Grünen vor, die Innenstadt um den Verkehr hinter dem Rathaus durch das Nadelöhr Gerberstraße hin zur Lohtorstraße zu entlasten. Dazu solle ein kleiner Zipfel der Lohtorstraße zur Fußgängerzone werden. Die dort vorhandenen Parkplätze sollten in diesem Zug gestrichen werden. Es handelt sich dabei um 20 Parkplätze, die entfallen sollten. Gerade in dem Quartier hinter dem Rathaus ist der Parkplatzsuchverkehr sehr groß.

Als der Vorschlag auf dem Tisch lag, herrschte zunächst Ruhe. Nun aber, da der entsprechende Antrag vorliegt und die Verwaltung Zustimmung signalisiert hat, fühlen sich Anwohner und die Betreiber der dortigen Geschäfte auf den Schlips getreten und protestieren.

Wolf Theilacker (Grüne) begründete seinen Vorschlag mit dem Hinweis, dass all jenen, die von Westen her mit dem Auto die nördliche Innenstadt anfahren, die Parkhäuser experimenta und Bollwerksturm zur Verfügung stehen. Ein weiteres Argument war, dass durch die Freigabe des sogenannten Reim-Areales direkt neben dem Rathaus Parkplätze hinzugekommen seien, sodass man rein rechnerisch gar keine Parkplätze wegnehme, aber eben dadurch auch der Suchverkehr stark zugenommen habe, ja, dass man die Zahl der Parkplätze auch schon minimiert habe, unter anderem für den Freiluftbetrieb eines Cafés.

Im Antrag der Grünen heißt es zudem, dass man so die Nord-Südachse für den Fußgängerverkehr stärken werde, er enthält auch den Vorschlag, E-Fahrzeugen Vorrang einzuräumen. Eine Ladestation befindet sich dort bereits. Die Verwaltung ist nun weitgehend auf diese Vorschläge eingegangen; sie wurden unter anderem auch im Verkehrsbeirat diskutiert.

Wie sehr die Interessen aufeinanderprallen zeigt sich darin, dass sich nun auch OB Harry Mergel zu einer Stellungnahme bewogen sah. Darin heißt es: "Eine endgültige Entscheidung über die Umgestaltung der Lohtorstraße Ost zu einer Fußgängerzone wird frühestens im nächsten Jahr fallen. Ich erwarte, dass eine für die Innenstadt vorgesehene Parkraumkonzeption erarbeitet wird." Auch für Christiane Ehrhardt, Leiterin des Amtes für Straßenwesen, kommt die Diskussion zu früh: "Es macht keinen Sinn, einen kleinen Abschnitt vorab zu behandeln."

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Das auch von den Anliegern angemahnte Parkraumkonzept steht auf der "Prioritätenliste" zur Haushaltskonsolidierung, die der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung verabschiedet hat. Darin geht es um die "Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung" und dass zunächst eine Parkraumanalyse erstellt werden muss. Laut Erhardt müsse damit eine externe Agentur beauftragt werden - mit Ergebnissen sei frühestens im Laufe des kommenden Jahres zu rechnen.

Erst wenn die Ergebnisse der Analyse vorliegen, ergebe eine dann auch fachlich fundierte Diskussion mit den Anliegern Sinn. Dann aber ist Bundesgartenschau in Heilbronn.

Die Aufgeregtheit um 20 wegfallende Parkplätze ist wie die Spitze eines Eisberges. Denn die dahinterstehenden Erkenntnisse sind nicht neu. Schon vor etlichen Jahren, in den ersten Stadien der Planung für die Buga und der damit verbundenen Baumaßnahmen - neben der Schließung der Kranenstraße unter anderem auch die Ertüchtigung der Karl-Nägele-Brücke -, wurde auch im Gemeinderat die problematische Situation der Erreichbarkeit der Innenstadt thematisiert, vor allem über die Gerberstraße.

Geschehen ist seither nichts. Während nun die SPD ähnliche Lösungen präferiert und anbietet wie die Grünen, kommen aus anderen Fraktionen noch andere: Die FDP fordert beispielsweise ein Verkehrsleitsystem. Inzwischen steht fest, dass sich das Verkehrsaufkommen hier auf rund 14.000 Fahrzeuge täglich nahezu verdoppelt hat. Und wegen der Kneipenszene herrscht auch nachts kein "Verkehrsstillstand".

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