Wohnbau hat Perspektiven

Stadt Heilbronn legt ersten Bericht zum Bauen und Wohnen vor

Rekord an Baugenehmigungen – Bis 2030 müssen 5000 neue Wohnungen her

28.09.2018 UPDATE: 29.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Über Heilbronn drehen sich aktuell viele Baukräne. Neben den Großbaustellen auf dem Bundesgartenschaugelände, dem Campus und der Experimenta II bedienen sie auch viele private Wohnungsbauvorhaben. Foto: Armin Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. "Allein die historisch hohe Zahl von 999 Baugenehmigungen im vergangenen Jahr", sagt der Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel, "ist ein Indiz dafür, dass das im Jahr 2016 auf den Weg gebrachte Handlungsprogramm ‚Wohnen in Heilbronn‘ erste Erfolge zeigt. Zudem ist die Zahl der Baugenehmigungen auch im laufenden Jahr weiterhin hoch."

In den verschiedenen Preissegmenten seien 2016 und 2017 insgesamt 670 neue Wohnungen entstanden, heißt es weiter. Das ist das positive Fazit von OB Mergel, als er den ersten "Monitor Bauen und Wohnen 2018 in Heilbronn’" vorstellte.

"Der Wohnungsbau ist und bleibt das wichtigste Ziel für die Stadt", betont er und erwartet, dass er das auch im kommenden Kommunalwahlkampf sein werde. So kann man den Bericht, den die städtischen Stabsstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen nun vorlegte, auch als ein Instrument vorsorglicher Versachlichung dieses Themas ansehen.

Entwicklung des Wohnungsbestandes. Grafik: RNZ

Der Bericht ist aber auch eine informative und richtungsweisende Bestandsaufnahme. Wenn Mergel nach dessen Vorstellung sagt, in Heilbronn sei die Wohnsituation noch sozusagen im Rahmen im Vergleich zu anderen Städten, ist das auch ein gewisses Selbstlob.

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Sein "Handlungsprogramm Wohnen", das er schon in seinem Wahlkampf ankündigte und das ab 2014 auf den Weg gebracht wurde, greife. Zuletzt stimmte der Gemeinderat "einer vernünftigen" statt einer starren Quote im sozialen Wohnungsbau zu. Umgesetzt wird dieser vor allem von der stadteigenen Stadtsiedlung GmbH.

Mergel weist aber auch auf "vernünftige Investoren" in Heilbronn hin. Das seinerzeit formulierte Ziel von 2000 Wohnungen bis 2020 werde man erreichen, vielleicht sogar übertreffen: "Wir haben allen Grund, stolz zu sein, denn durch das Handlungsprogramm Wohnen gewinnen wir weiteren Wohnraum im preiswerten, mittleren und gehobenen Segment."

Der erstmals von Mergels "Chefstatistiker" Bernd Berggötz, Leiter der Stabsstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen, und Thomas Hille vorgestellte Monitor, die Broschüre umfasst fast 50 Seiten, versammelt eine Fülle von Zahlen und Daten zur Nachfrageentwicklung auf dem Bau- und Wohnungsmarkt, zur Wohnbautätigkeit, zu Wohnbauflächen und zum Mietwohnungsmarkt. Der Gemeinderat wird in seiner kommenden Sitzung das Zahlenwerk, das viele Vergleichsdaten ab 2010 berücksichtigt, diskutieren.

Einwohnerentwicklung. Grafik: RNZ

Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, sieht man dennoch nicht auf dem Rathaus. Denn es wurde auch errechnet, dass Heilbronn bis 2030 - von heute ausgesehen - 5140 Wohnungen bauen muss. Begründet wird das mit steigenden Zahlen bei der Bevölkerung und den Haushalten, vor allem von Single-Haushalten, zu denen auch Studentenwohnungen zählen. In Heilbronn sind in den letzten Jahren so viel Studentenwohnheime entstanden, dass Mergel, als er bei der jüngsten Semester-Eröffnung auf die Frage, ob alle Studenten untergekommen sein, ein klares "Ja" erhielt.

Neben der Rekordzahl bei Baugenehmigung ist man in Heilbronn aber auch stolz darauf, dass Baugenehmigungen in der Regel nach 55 Tagen erteilt werden und zwischen dem ersten Antrag und der Fertigstellung zwei Jahre vergehen. Sorge macht Mergel die überhitzte Baukonjunktur mit ihren Preissteigerungen, und dass schon deshalb die Mietpreise in Heilbronn weiter steigen werden.

Hintergrund

Auf der Suche nach bebaubaren Flächen in der Innenstadt ist auch das Knorr-Gelände in den Fokus gerückt. Hier gibt es bereits Leerstände. Oberbürgermeister Mergel sagt, er sei zutiefst davon überzeugt, dass Unilever den Produktionsstandort Heilbronn erhalten werde. Dennoch

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Auf der Suche nach bebaubaren Flächen in der Innenstadt ist auch das Knorr-Gelände in den Fokus gerückt. Hier gibt es bereits Leerstände. Oberbürgermeister Mergel sagt, er sei zutiefst davon überzeugt, dass Unilever den Produktionsstandort Heilbronn erhalten werde. Dennoch schießt er Teile des Areals als Baufläche nicht aus. Andere Flächen, bei denen die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausüben könne, sehe er dagegen nicht. (bfk)

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Ein nachlesbarer positiver Aspekt ist auch, dass Heilbronn (noch) über genügend Flächen verfügt, um die benötigen Wohnungen auch zu bauen, im Augenblick sind es rund 70 Hektar. Neben dem "Nonnenbuckel" (beim Klinikum Gesundbrunnen), auf dem 500 Wohnungen entstehen werden, tragen auch kleiner Flächen in den Stadtteilen und der Innenstadt zur Entspannung bei, wenngleich die Lage als solche angespannt bleiben wird.

Auch vom Land wurde Heilbronn als "Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt eingestuft". Dies zu ändern, sei eine regionale Aufgabe, sagt Mergel. Es könne nicht sein, dass Kommunen einen Bäcker oder einen Arzt mit einer kostenlosen Wohnung anlockten. Er habe deshalb bereits zweimal alle Bürgermeister des Landkreises eingeladen, die Resonanz sei positiv gewesen.

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