Sorge um die Zukunft der Zentren
CDU macht der Verwaltung Dampf - Neues Märkte- und Zentrenkonzept angehen und "zur Lösungsorientierung" übergehen

Wohn- und Lebensqualität sollen laut CDU durch ein neues Nahversorgungskonzept verbessert werden - denn immer mehr Bäcker und Metzger schließen. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Der Vorschlag klingt harmlos, aber er ist auch nur ein Teil des Konzeptes und ein Schlaglicht auf das, woran Heilbronn krankt - so sieht und stellte es nicht nur die CDU-Fraktion dar - nämlich an der Attraktivität der Innenstadt. Sie will mit "fliegenden Marktständen" kleine Anziehungspunkte schaffen, ohne dabei in Konkurrenz zum Wochenmarkt zu gehen, und hat dafür bisher nur Abfuhren geerntet.
Der Heilbronner Bürger hat es derzeit schwer, vor lauter Masterplänen den Durchblick zu bewahren, aber ein neuer für die Innenstadt war überfällig. Der letzte stammt von 2008 - da dachte kaum jemand darüber nach, wie der Online-Handel die Innenstädte verändern wird. Die jetzt entstehende Neuauflage des "Masterplanes Innenstadt" findet auch mit Bürgerbeteiligung statt.
Als eine Art von "Bürgerbeteiligung" kann man auch die Vorschläge sehen, die die CDU jetzt bei ihrer Sommerpressekonferenz auf den Tisch legte. Dabei geht es aber nicht nur darum, das aus dem Jahr 2002 stammende bestehende Märkte- und Zentrenkonzept der Stadt zu aktualisieren, sondern auch um die Nahversorgung in den Stadtteilen, wo immer mehr Bäcker und Metzger zumachen und immer mehr ältere Menschen wohnen.
Die Forderung der CDU-Fraktion dazu lässt kaum Spielraum zu. Sie erwartet die von der Verwaltung zugesagte, längst überfällige Überarbeitung des Märkte- und Zentrenkonzeptes zur Beratung in den Gremien spätestens im vierten Quartal 2019. "Aber es darf sich hierbei nicht um eine rein redaktionelle Neufassung alter Inhalte handeln, sondern neben einer Aktualisierung der Inhalte, muss dieses Märkte- und Zentrenkonzept um ein Nahversorgungskonzept erweitert werden", sagt Fraktionsvorsitzender Thomas Randecker.
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Er kündigt dafür nicht nur die entsprechenden Anträge an und verlangt "eine fundierte und umfassende Analyse der Ist-Situation in den Stadtteilen und den Wohnquartieren" einschließlich einer lückenlosen Aufnahme des bestehenden Einzelhandels, der Bäckereien, Metzgereien, Ärzte, Apotheken, Post- und Bankfilialen wie auch der Leerstände. Zusätzlich soll eine nachgeschaltete, wissenschaftlich fundierte Sollanalyse gemacht werden, unter anderem um die notwendigen baurechtlichen Beschlüsse fassen zu können - dies auch im Blick auf die jüngsten Maßnahmen zum Wohnungsbau in den Stadtteilen.
Im veralteten Märkte- und Zentrenkonzept sei es in erster Linie darum gegangen, den innerstädtischen Handel zu sichern und ein Abwandern in die Peripherie zu verhindern. Damals hatte man die Verbrauchermärkte auf der "Grünen Wiese" im Visier. In der Neuauflage müsse es in erster Linie darum gehen, unter anderem geeignete Nachnutzer zu finden. Über den täglichen Bedarf hinaus denkt man auch an kleinere Handwerksbetriebe und kleine Start-ups. Hierfür solle die Stadt, vor allem auch über Internet-Foren, weitere Informationsmöglichkeiten bieten und "das Ganze muss schnell und unkompliziert funktionieren" meint Thomas Randecker.
Es gibt also zwei "Baustellen" dieser Art in Heilbronn. Nämlich Wohn- und Lebensqualität in der Stadt zu erhalten, beziehungsweise zu verbessern. Dabei wäre die Zulassung einzelner Marktstände in der Fußgängerzone nur ein Punkt. Dazu, dass dies von der Verwaltung abgelehnt wurde, sagt Thomas Aurich, stellvertretender Fraktionsvorsitzender: "Wenn wir uns beim ersten Vorschlag zur Belebung der Fußgängerzone schon ein ’geht nicht’ von der Verwaltung vorhalten lassen, werden wir uns mit sinkenden Innenstadtfrequenzen abfinden müssen. Das kann nicht unser Weg sein."
Dabei konnte er noch anfügen, dass es "hundert tolle Konzepte" gebe, die die Bürger auf das Buga-Gelände bringen sollen, "jedoch nur eines, diese Besucher für die Innenstadt abzuholen" - und dieses stamme von der Stadtinitiative (Zusammenschluss Heilbronner Händler unter dem Dach der Heilbronn-Marketing). Aurichs fordert, dass die Verwaltung von der "Problemorientierung zur Lösungsorientierung" wechseln solle.



