Die Bundesgartenschau und die Bildende Kunst
Ein einmaliger Beitrag zweier international renommierter Künstler wertet Heilbronn als Skulpturenstadt auf

Wird demnächst ganz zu Heilbronn gehören: Die Skulptur "It’s like a Rock" von Vogelmann-Preisträger Richard Deacon, die seit letztem Jahr vor der Kunsthalle Vogelmann steht. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Zur Bundesgartenschau und auch schon davor werden zwei Kunstwerke von Thomas Schütte und Richard Deacon für Aufsehen sorgen. Die beiden, die zu den bedeutendsten Bildhauern der Gegenwart zählen und Träger des Ernst Franz-Vogelmann-Preises 2014 beziehungsweise 2017 sind, werden in besonderer Weise in Heilbronn präsent sein.
"Ich freue mich sehr, dass wir mit den Werken der beiden renommierten Künstler auch in der Innenstadt ein künstlerisches Ausrufezeichen setzen können", sagt OB Harry Mergel. Und das ist gut so, denn während bekannt ist, was man zu Musik, Theater, Architektur erwarten kann, gibt es in puncto Bildende Kunst noch Fragezeichen. Dass es deshalb teils auch wilde Spekulationen gibt, liegt auf der Hand.
So viel ließ man sich immerhin entlocken, dass Buga-Zwerg "Karl" nicht das einzige "Kunstwerk" bleiben wird. Dabei haben Bildende Kunst und Gartenschau gerade in Heilbronn schon einmal ein Ausrufezeichen gesetzt. Der Skulpturenweg zur Landesgartenschau im Jahr 1985, ebenfalls mit hochrangiger Besetzung, erregte nationales Aufsehen und begründete den Ruf von Heilbronn als "Skulpturenstadt". In dieser Tradition stehen die beiden "Außer-Buga-Projekte" und so sieht es auch Museumsleiter Dr. Marc Gundel: "Durch die neuen Kunstprojekte festigen wir unseren Ruf als Skulpturenstadt."
Als Thomas Schütte 2014 den Ernst-Franz-Vogelmann-Preis erhielt, zeigte er in der darauffolgenden Ausstellung beeindruckende Werke, die seine Hinwendung zur Architektur und spezielle Auffassungen von "Behaustsein" vermittelten. Auf der Inselspitze im Neckar entsteht demnächst mit dem "One Man House" von das erste Kunsthaus im deutschsprachigen Raum. Zuerst wird ein Stahlgerüst aufgebaut, dann folgen Fassadenverkleidung und Innenausbau
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Die Realisierung des "One Man House" erfolgt in Kooperation zwischen dem Künstler und der Stadt Heilbronn. Die Kosten für die Installation und den Ausbau des Hauses trägt die Paul- und Anna-Göbel-Stiftung. Wenn man dazu bedenkt, dass beide Künstler gewiss nicht auf Präsenz in Heilbronn angewiesen und wählerisch im Umgang sind, ist es nicht hoch genug einzuschätzen, was hier dem Museum, der Vogelmann-Stiftung und der Stadt gelungen ist.
Ein Kunstobjekt wie das von Thomas Schütte kann man gut als einen weiteren Baustein dafür sehen, was sich sonst architektonisch in Heilbronn tut. Von hier bis zum Experimenta-Neubau von Matthias Sauerbruch sind es gerade mal hundert Meter Luftlinie, bis zur Stadtausstellung Neckarbogen nicht viel mehr. Das eröffnet nicht nur neue Sichtweisen, sondern auch Diskussionsräume. Für Thomas Schütte ist das Haus primär Quartier und Ort der Vertiefung. Atelier, Rückzugsraum und die Beobachtung der Außenwelt gehen dort ineinander über. Daher ist ein großes Rundfenster das prägende Gestaltungselement und weckt Assoziationen an eine Kamera oder Schiffskajüte - passend zur Neckarinsel. Wie er sich auch weiter mit dem Thema "Bauen" auseinandersetzt, wird während der Buga auch in den Räumen der Inselspitze anschaulich: Die dortige Ausstellung wird anhand einer Auswahl seiner Architekturmodelle die Breite und Vielfalt seines Interesses für unterschiedliche Gebäude und deren Nutzung zeigen.
Als im letzten Jahr Richard Deacon den Ernst-Franz-Vogelmann-Peis erhielt, wurde zur Ausstellung dazu vor der Harmonie, am Zugang zur Kunsthalle Vogelmann, dessen Skulptur "It’s like a Rock" aufgestellt - und nicht wieder entfernt. Das ließ schon hoffen. Seither zog das elegante, strahlende Werk des Engländers die Blicke auf sich. Nun ist also klar, dass sie hier bleiben wird. Die Ernst Franz Vogelmann-Stiftung übergibt die Deacon-Skulptur Anfang Oktober "offiziell" der Stadt.
Heilbronn ist als Skulpturenstadt mit Kunst im öffentlichen Raum nicht gerade "sparsam" ausgestattet, wobei nicht jedes der Kunstwerke das erfüllt, was Museumsdirektor Marc Gundel für die Deacon-Skulptur feststelle: Sie sei eine signifikante Aufwertung der Kunst im öffentlichen Raum. Die Neuheiten sind zwei Kunstobjekte, auf die Heilbronn stolz sei kann.



