SEK-Einsätze

Razzia nach Terrorverdacht: Was wir wissen - und was nicht

SEK-Beamte rücken zeitgleich in vier Städten von NRW an. Es geht um den Verdacht des Betrugs zur Finanzierung von geplanten islamischen Terrortaten.

09.07.2025 UPDATE: 09.07.2025 05:48 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Terrorismusverdacht: Razzia in Nordrhein-Westfalen - Essen
Insgesamt fanden Maßnahmen zeitgleich in sechs Objekten in den Städten Essen, Dortmund, Düsseldorf und Soest statt, wie die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf und die Polizei Essen mitteilten.

Düsseldorf (dpa) - Am Morgen nehmen Spezialeinsatzkräfte der Polizei einen Mann in Essen fest. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert (CDU) spricht von möglichen Terroraktivitäten, die die Polizei rechtzeitig gestoppt habe. 

Was wir wissen: 

  • Die Durchsuchungen: Spezialkräfte der Polizei durchsuchen zeitgleich sechs Objekte in Essen, Dortmund, Düsseldorf und Soest. Unter Leitung der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf ermitteln Behörden wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges und Terrorismusfinanzierung. Die Durchsuchungen sollen bis in die Mittagsstunden andauern.
  • Der Tatverdächtige: Im Fokus der Ermittler steht ein 27-jähriger Mann mit bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit. Spezialkräfte nahmen ihn vorläufig fest. Er soll Betrugstaten begangen haben. Mit den Geldern soll er vorgehabt haben, einen Anschlag zu organisieren.
  • Der Vorwurf: Dem Verdächtigen wird gewerbsmäßiger Betrug zur Finanzierung eines mutmaßlich geplanten islamistisch-terroristisch motivierten Anschlags vorgeworfen. Nach der Festnahme am Morgen schickte ein Richter den Mann im Laufe des Tages in Untersuchungshaft.
  • Weitere Beschuldigte: An den Betrugstaten sollen sich weitere Personen beteiligt haben. Ob sie aber vom mutmaßlichen Verwendungszweck der Gelder wussten, ist noch unklar. Wohl auch deshalb hat es bisher keine weiteren Festnahmen gegeben.
  • Der Betrugsverdacht: Die Ermittler sprechen konkret von weiteren Verdächtigen im Raum Essen und Dortmund. Gegen sie besteht bislang nur ein Anfangsverdacht wegen Betruges. So wird gegen einen 22-Jährigen in Dortmund deswegen ermittelt.
  • Die Betrugsmasche: Bei den Betrugstaten soll es sich um den Kauf und den Weiterverkauf von hochpreisigen Elektrogeräten gehandelt haben. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass die Ware bestellt, aber nicht bezahlt wurde. Durch den Weiterverkauf sollen mindestens fünfstellige Beträge zusammengekommen sein.
  • Die Pläne: Der Beschuldigte soll einen Anschlag auf eine größere Menschenmenge im Rheinland geplant haben. Zu seinen Überlegungen gehörten nach Angaben aus Sicherheitskreisen Szenarien mit dem Einsatz eines Fahrzeugs. Auch über die Verwendung von Messern und Schusswaffen soll er nachgedacht haben.
  • Der Zeitpunkt: Die Sicherheitsbehörden hatten den Beschuldigten schon eine Weile im Blick. Dass die Polizei jetzt gehandelt hat, soll damit zusammenhängen, dass sich seine Pläne für die Beschaffung von Waffen konkretisiert haben sollen.
  • Das Motiv: Der Fokus des Verdächtigen lag wohl schon seit einiger Zeit auf der verzweifelten Lage palästinensischer Muslime im Gazastreifen, für die er westliche Staaten in der Mitverantwortung sah.
  • Der persönliche Hintergrund: Der 27-jährige Tatverdächtige kam bereits als Kind mit seiner Mutter nach Deutschland. Mit Staatsschutz-Delikten soll der junge Mann, der als Heranwachsender eine Niederlassungserlaubnis bekam, bislang nicht aufgefallen sein. Der islamistischen Ideologie soll er sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erst vor weniger als zwei Jahren zugewandt haben. Dass ihn die Polizei da schon kannte, hängt dem Vernehmen nach mit Delikten zusammen, bei denen auch Gewalt und Drogen eine Rolle gespielt haben sollen.

Was wir nicht wissen: 

  • Die Geschädigten: Die Geschädigten der Betrugsmasche sind nicht bekannt.
  • Außerdem haben sich die Behörden nicht geäußert, wie viele Personen sich an der Betrugsmasche beteiligt haben sollen und um wen es sich dabei handelt.
  • Umgang mit Schusswaffen: Wo der Beschuldigte gelernt hat, Schusswaffen zu verwenden, ist noch unklar. 

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