Mannheim

Bahn-Chef verurteilt Antiziganismus

Nach mutmaßlich rassistischen Vorfällen gegenüber einer Roma-Familie.

13.05.2022 UPDATE: 14.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 13 Sekunden
Haben sich ausgesprochen: Bahn-Chef Richard Lutz (l.) und Romani Rose. Foto: zg

Berlin/Mannheim. (RNZ) Nach Berichten über die mutmaßliche Diskriminierung ukrainischer Roma durch Mitarbeiter der Bahn nahm der Konzern das Gespräch mit Vertretern der Minderheit auf. Diese hatten die Bahn angeschrieben. "Diskriminierung und Antiziganismus haben bei der Deutschen Bahn keinen Platz", versicherte Bahnchef Richard Lutz am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Die Bahn unterstütze Geflohene aus der Ukraine, diese Hilfe stehe allen ukrainischen Menschen zu.

Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach geflohene ukrainische Roma nicht die für Ukraine-Flüchtlinge zur Verfügung gestellten Räume der Bahn nutzen durften und Roma-Familien eines Zugs verwiesen wurden. Lutz traf sich am Donnerstag mit dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sowie dem Beauftragten der Regierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland, Mehmet Daimagüler.

Hintergrund ist ein Vorfall in einem ICE auf dem Weg von Basel nach Berlin am 8. April. Eine Gruppe von 34 Roma soll im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe von Bundespolizisten und Sicherheitspersonal der Bahn gezwungen worden sein, den Zug zu verlassen. Das Zugpersonal habe ihren Flüchtlingsstatus angezweifelt. Damit hätten sie kein Recht auf Gratisfahrten. Zuvor war im Bahnhof Mannheim Roma der Zugang zu einem Rückzugsraum verwehrt worden (die RNZ berichtete).

Rose dankte dem Unternehmen für die "schnelle" Reaktion auf die Vorwürfe und zeigte sich überzeugt, dass es sich um Einzelfälle handle – diese müssten gleichwohl aufgeklärt werden. "Allen ukrainischen Staatsbürgern müssen der gleiche Schutz und die gleiche Unterstützung zukommen, die ihnen als Kriegsflüchtlingen zustehen", forderte Rose. "Wichtig ist, dass die Deutsche Bahn sicherstellt, dass sich solche Vorfälle in Zukunft nicht wiederholen."

Daimagüler verwies auf die Vorbildfunktion der Bahn. Solche Fälle seien "oft nur die Spitze eines Eisberges". Es sei "wichtig, dass Unternehmen und Institutionen entschlossen reagieren". Wie allen Unternehmen empfehle er auch der Deutschen Bahn, "die Selbstorganisationen und den dort vorhandenen Sachverstand als wichtige Ressource in ihre Aus- und Weiterbildung im Bereich Rassismusprävention einzubeziehen".

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