Wiesloch-Baiertal. (fab) "Bogenschießen, das ist eine herrliche Sache." So lautet das Fazit von Uwe Metzner vom SSV Sandhausen. Erst seit anderthalb Jahren betreibt der 65-Jährige aus Heidelberg diesen Sport, doch das hat gereicht, um ihn zum begeisterten Anhänger und auch zu einem fähigen Sportschützen zu machen.
Beim dritten "Briggehossler Hallenturnier" waren neben Uwe Metzner noch 107 weitere Bogenschützen aus der Region und teilweise auch von weit darüber hinaus nach Baiertal gekommen. Die besonderen Wettkampfbedingungen, die lockere Atmosphäre und die starke Konkurrenz machen das Turnier inzwischen zu einem festen Termin im Kalender vieler Bogenschützen. "Wir schießen bei 25 Metern Entfernung auf die kleineren 40-Zentimeter-Scheiben anstatt auf die gewohnten mit 60 Zentimetern", erklärte Randolph Anna, Vorstand des Sportschützenvereins Baiertal, der das Turnier veranstaltete. "Zudem darf man mit sechs Pfeilen schießen anstatt nur mit drei und die drei schlechtesten Treffer später aus der Wertung streichen."
2010 startete das Turnier bereits mit 68 Startern, das waren damals doppelt so viele wie erhofft. In diesem Jahr, als sich über 100 Starter anmeldeten, dehnte man das Turnier auf Samstag und Sonntag aus. Anders hätte man die vielen Schützen nicht in der Etten-Leur-Halle unterbringen können.
Wenn über 20 Bogenschützen nebeneinander stehen und anfangen, mit ihren High-Tech-Bögen auf die Scheiben zu schießen, ist die Luft erfüllt von zischenden Pfeilen und den dumpfen Geräuschen, wenn sie ins Ziel einschlagen. Hoch konzentriert sind die Schützen: Zwischen den Schüssen gehen sie in sich und versinken fast schon in einer Art Meditation, nur um dann in einer fließenden Bewegung den nächsten Pfeil aufzulegen.
Die Sicherheit wird dabei natürlich groß geschrieben. Zwar sei der Bogen ein Sportgerät und keine Waffe, so Randolph Anna, jedoch sei ein Pfeil immer noch gefährlich. Eine Ampel wie aus dem Straßenverkehr zeigt daher an, wann die Schussbahn frei ist oder wann die Schützen ihre Pfeile holen können.
Uwe Metzner, der mit vielen weiteren Sportschützen des SSV Sandhausen angereist war, hat früher ganz andere Sportarten betrieben. "Sobald die erste Schneeflocke fiel, war ich auf der Piste." Skifahren, Paragliding und Fußball waren fester Bestandteil seines Lebens. "Bei diesen Sportarten wird der Körper, vor allem das Skelett, über die Maßen beansprucht. Es kommt zu Ermüdungserscheinungen." Die Rechnung bekam Metzner in Form von Knieproblemen und Bandscheibenvorfällen. Zahlreiche Operationen machten schließlich eine sportliche Betätigung wie in der Vergangenheit unmöglich.
"Das Bogenschießen hat mich daher sofort fasziniert", so der leidenschaftliche Sportler weiter. Inzwischen ist der olympische Recurvebogen nicht mehr aus seinem Leben weg zu denken. Der Bogensport beanspruche die Muskulatur des ganzen Körpers. Das sei ideal selbst für jemanden wie ihn, der nur noch eingeschränkt sportlich tätig sein könne. Und dazu gebe es ihm noch ein durchweg positives Lebensgefühl.
Was für Uwe Metzner beim Turnier denn doch zur Herausforderung wurde, war schlicht und einfach die neue Sehne: "Das hat mich 50 Ringe gekostet." Die Ringe sind die erzielten Punkte beim Bogenschießen. "Da hab ich dann doch wieder die alte Sehne drauf gemacht und sofort hat sich das Schussbild wieder gebessert."
"Das Bogenschießen ist ein unglaublich facettenreicher Sport", schwärmte Randolph Anna. Er ist selbst durch und durch Bogenschütze, war aber genau wie die anderen 30 Helfer des Vereins vollauf mit der Ausrichtung des Turniers beschäftigt. "Mit der Altersbeschränkung bei den Schusswaffen haben viele Sportschützenvereine das Bogenschießen jetzt auch als Einstieg entdeckt", so Randolph Anna. Bogenschießen ist damit etwas für die ganze Familie und hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Die teilnehmenden Schützen bestätigten auch, dass man beim Bogenschießen einfach gut abschalten kann.
Nähere Informationen zum Bogensport und die Turnier-Ergebnisse findet man auf www.ssv-baiertal.de
