Der Spaziergang ist für die meisten Hunde ein Grund zur Freude, der sie gerne mal lautstark Ausdruck verleihen. Foto: Getty
Von Jeanette Hix
Ob am Gartenzaun, hinter der Wohnungstür oder beim Anblick von Artgenossen: Hunde bellen, weil es ihre Art ist, um zu kommunizieren und ihre Stimmung auszudrücken. Bellen sei eines der wichtigsten hundlichen Lautäußerungssysteme, das bestimmte Motivationen, Gefühle und Absichten kommuniziert, sagt die Verhaltenswissenschaftlerin Dorit Feddersen-Petersen.
Problematisch wird es, wenn ein Hund ständig bellt und sich die Nachbarn beschweren. Schlimmstenfalls landet der Fall vor Gericht und der Hund im Tierheim. Doch oft liegen die Ursachen für unerwünschtes Dauerkläffen auch beim Besitzer – da sind sich die Experten einig.
"Häufiges, unerwünschtes Bellen ist oft unbewusst antrainiert", sagt die Verhaltensbiologin Juliane Bräuer vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und Hundestudien. Im Rahmen ihrer Forschungen hat sie unter anderem nachgewiesen, dass selbst Leute ohne Hundeerfahrung die verschiedenen Belllaute von Hunden deuten können. Bis zu sieben verschiedene Belllaute soll es geben – von freudig, ungeduldig, traurig, verzweifelt, gelangweilt bis sauer und empört.
So würde das Bellen zum Beispiel antrainiert, wenn der Besitzer die Leine nimmt, den Mantel anzieht und die Wohnung verlassen will. Für den Hund ist klar – es geht raus zum Spaziergang. "Wenn der Hund vor Freude bellt und der Mensch verlässt mit ihm das Heim, wird der Hund positiv bestärkt. Beim nächsten Mal bellt er vielleicht schon, wenn der Mensch nur zum Schlüssel greift", sagt Bräuer.
Die Forscherin rät, so lange stehen zu bleiben, bis sich das Tier beruhigt hat und leise ist. "Erst dann sollte man das Haus verlassen." Unerwünschtes Bellen würde auch bestärkt, wenn der Hund sein Futter bekommt, obwohl er vorher lauthals gemeldet hat, wie sehr ihn das jetzt freuen würde. Auch hier gilt – Futter gibt’s erst, wenn der Hund ruhig ist.
Dagegen kann ein Bellen am Gartenzaun bedeuten, dass der Hund, alleingelassen, nach seinen Menschen "ruft". "Hunde müssen lernen, dass ihr Mensch sie auch mal alleine lässt, aber immer wieder kommt", erläutert die Tierpsychologin Angela Pruß. Schon im Welpenalter könne man ganz sanft mit dem Training beginnen. "Hat sich der Welpe im neuen Zuhause eingelebt, geht man einige Sekunden aus dem Zimmer, schließt die Tür und kehrt gleich zurück. Das wiederholt man am besten mehrmals täglich. Nach und nach kann die Zeit der Abwesenheit gesteigert werden", sagt Angela Pruß.
Aber Achtung: Man sollte nie zum Hund zurückkehren, wenn er bellt oder winselt. "Mit der Rückkehr würde man sein Verhalten bestärken", so Pruß. Diese Eingewöhnungszeit könne Wochen dauern. Da sei viel Timing gefragt. Laut Experten sollten Hunde nur im Ausnahmefall mal über sechs Stunden alleine bleiben.
Ein Hund kann aber auch Rabatz am Zaun oder hinter der Wohnungstür machen, wenn er gefrustet und nicht ausgelassen ist. "Je nach Rasse, Alter und Temperament müssen Hunde sowohl psychisch als auch physisch ausgelastet sein, um ausgeglichen und zufrieden zu sein", sagt Gerd Fels, Sachverständiger für die Hundehalteverordnung vom Land Brandenburg. Der Schäferhundzüchter rät, Hunde zum Beispiel neben angemessener Bewegung auch mit Suchspielen zu beschäftigen. So kann man Leckerchen verstecken, die das Tier finden muss.
"Kommt man zurück ins Haus und legt sich der Hund dann zufrieden und ruhig auf seinen Platz, kann man die Wohnung verlassen. Auch hier gilt, die Zeit der Abwesenheit langsam auszudehnen", so Fels. "So registriert der Hund, dass sein Mensch immer zurückkommt", sagt Fels. Eine Videoüberwachung könne bei der Analyse über das Verhalten des Hundes hilfreich sein.
Aber warum bellen Hunde beispielsweise am Zaun, wenn ihr Besitzer in unmittelbarer Nähe ist? "Dann kann es sein, dass sie ihr Revier verteidigen oder Artgenossen mitteilen, mehr Distanz zu wahren", erklärt der Zuchtwart. Besitzer sollten in diesem Fall die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. "Eine lange Leine kann da hilfreich sein", so der Hundetrainer. Zeige der Hund am Zaun unerwünschtes Verhalten und reagiert nicht auf ein Unterlassungskommando, könne man ganz sanft über die Leine einen Impuls geben. "Schaut der Hund zum Besitzer und kommt im Idealfall sogar zurück, wird gelobt, gestreichelt und belohnt", sagt Gerd Fels.