Hintergrund - Altenbach Infrastruktur

06.08.2019 UPDATE: 07.08.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 12 Sekunden

Seit 2017 hat Altenbach trotz des Branichtunnels einen Großteil seiner Infrastruktur verloren

Herbert Kraus ist es inzwischen gewohnt, die Schließungen von Geschäften, Bankfilialen und Gastronomien kommentieren zu müssen. "Das ist natürlich ein absoluter Verlust für unseren Ort", sagte Altenbachs Ortsvorsteher im Oktober 2016. Damals kündigte die Sparkasse an, in wenigen Monaten ihre Filiale zu schließen. Er könne nicht glauben, dass das Kreditinstitut dem Konkurrenten einfach so das Feld überlasse, sagte Kraus - nur um zwei Jahre später erleben zu müssen, wie der Konkurrent nachzog.

Die Volksbank Kurpfalz schloss ihre Filiale zwar nicht ganz. Allerdings sind dort keine Mitarbeiter mehr zu regelmäßigen Öffnungszeiten anwesend, nur der Selbstbedienungsbereich ist noch verfügbar. Zuvor hatte schon Hermann Pröll angekündigt, sein nur noch an Vormittagen geöffnetes Lebensmittelgeschäft schließen zu wollen.

Ein Rezept gegen den Wegfall von Infrastruktur in Altenbach hat die Kommunalpolitik indes noch nicht gefunden. Ortsvorsteher Kraus verlegte sich neben dem Bedauern der Verluste darauf, die Altenbacher selbst für die Schließungen verantwortlich zu machen: "Da sollten sich die Leute mal an die eigene Nase fassen", sagte Kraus im Oktober 2018. Auf der einen Seite beschwerten sich viele alte Menschen darüber, dass es kaum mehr Einkaufsmöglichkeiten in Altenbach gebe. Andererseits führen sie mit dem Bus nach Schriesheim und kauften bei Aldi oder Lidl ein, "nur weil es dort ein paar Euro günstiger ist".

Immerhin bestreiten drei Anbieter seit August 2018 immer mittwochvormittags einen kleinen Wochenmarkt am Ortsmittelpunkt. Das Lokal "Zur Kegelstube", nach der Schließung des Restaurants "Sonus" die letzte verbliebene Gastronomie, darf seit Juli 2017 einen kleinen Außenbereich am Ortsmittelpunkt bewirtschaften.

Dass Altenbach alles andere als ausgestorben ist, beweisen auch Feste wie die alljährliche Kerwe oder das Dorfplatzfest des Männergesangvereins Liederkranz. An ehrenamtlichem Engagement mangelt es also nicht - aber an zahlenden Kunden im Alltag. Daran hat auch die herbeigesehnte Eröffnung des Branichtunnels vor etwa drei Jahren nichts geändert. (fjm)