Schulkinder, wartende Eltern, Radfahrer – und dazu noch Autos: An der Waldschule wird die Situation zu den Stoßzeiten schnell unübersichtlich. Foto: Pfeifer
Von Tobias Törkott
Walldorf. Als am Montag gegen 10.30 Uhr der Schulbus an der Ecke Am Wald und Ziegelstraße hält, wird es eng vor der Walldorfer Waldschule. Wer sich an dem Fahrzeug, das die Förderschulkinder der Sambuga-Schule abholt, vorbeiquetschen will, muss rangieren. Gleichzeitig rennen einige Jungs und Mädels mit Ranzen auf dem Rücken den kleinen Fußweg von der Schule herunter, stürmen Richtung Straße.
"Wenn die Kinder zwischen den Autos umherlaufen, sieht man sie nicht", fürchtet Annegret Rudolf, stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirats, um deren Sicherheit. Die Verkehrssituation an der Waldschule ist für sie daher alles andere zufriedenstellend: "Wir brauchen einen sicheren Zugang für die Schulkinder." Und die Busse seien nicht mal das Hauptproblem.
Am Vormittag sei das Verkehrsaufkommen noch gering, ordnen Rudolf und Manfred Wolf, Vorsitzender des Elternbeirats, die Lage vor der Waldschule ein. Gerade am frühen Morgen sei es besonders schlimm, so Rudolf. Dann kommen Eltern, die ihre Kinder absetzen. Dazu radeln Schüler auf dem Fahrrad die Ziegelstraße hoch. Anwohner machen sich auf den Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Auf einer der beiden Straßenseiten fehlt auch noch ein Gehweg. Außerdem ziehen nebenan Bauarbeiter derzeit zwei Häuser hoch.
Hier wird es eng: Annegret Rudolf, stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates der Walldorfer Waldschule, zeigt die Haltestelle für Busse. Foto: Törkott"Wenn hier zehn Autos ankommen, ist alles dicht", sagt Rudolf über die schmale Kreuzung. Während sie Kritik am Ist-Zustand der Verkehrssituation um die Waldschule übt, schießen wieder ein paar Kinder vom Schulhof Richtung Stadt. Dahinter läuft ein Vater mit seiner Tochter Hand in Hand den Weg herunter. "Viele Eltern holen ihr Kind zu Fuß ab, das ist ihnen sicherer", sagt Rudolf.
Kurzum: An der Kreuzung vor dem schmalen Zugang zur Waldschule ist in den Stoßzeiten extrem viel los. Betroffene Eltern hatten sich bereits in der Vergangenheit häufiger an die Elternbeiräte gewandt. Auch die Anwohner suchten den Dialog. "Alle sagen, wir müssen gemeinsam etwas tun", erklärt Wolf.
Im Walldorfer Gemeinderat wurde bereits debattiert. Mitglieder von SPD und Grünen wagten Mitte Februar einen Vorstoß für ein Gutachten. Der Wunsch: Ein Gesamtkonzept, welches das ganze Schulumfeld miteinbezieht. So sollten die Verkehrssituation von Experten analysiert und daraufhin mögliche Maßnahmen in die Wege geleitet werden. Wolf, der zudem Mitglied der Grünenfraktion im Rat ist, erklärte in der vergangenen Sitzung: "Der Schulweg wird zum Hindernisparcours."
Laut einer Vorlage zu eben jener Sitzung hieß es: "Seitens der Verwaltung wird es für zielführend gehalten, die Situation gutachterlich prüfen zu lassen, um hier entsprechende Vorschläge und Einschätzungen zu erhalten." Dennoch scheiterte das Vorhaben – vorerst. Von "doppelter Arbeit" und einem erforderlichen Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen sprachen Vertreter von FDP und CDU. Eine knappe Mehrheit im Rat entschied sich für eine Vertagung. Hintergrund ist der geplante Umbau der Schule mit Erweiterungen auf dem Gelände. Rudolf hält an diesem Montagmorgen energisch entgegen: "Das Problem existiert unabhängig von der Entwicklung der Schule. Die Baumaßnahmen sind eine andere Sache. Die Zufahrtswege bleiben gleich."
Die Stadt Walldorf hatte in der Vergangenheit Poller auf dem Gehweg im Kreuzungsbereich installiert. Eine Tempo-20-Zone wurde eingerichtet. Halteverbotsschilder wurden aufgestellt. Verbessert habe sich aber nichts, erklärt Rudolf.
Eine Möglichkeit für die Verbesserung der Sicherheit schwebt den Elternvertretern bereits vor. Eine sogenannte "Kiss-and-Ride"-Zone. Dort werden die Kinder von den Müttern und Väter in einer parallel zur Straße verlaufenden Spur abgesetzt, der Durchgangsverkehr so nicht verhindert. "Dann heißt es: Tschüss mein Hase, das Kind steigt aus und weiter geht es", erklärt Rudolf.
Dass die Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto zur Schule bringen, könne man nicht verbieten. Am Wald sei für eine solche Zone Platz, so die Elternvertreterin. Beiratskollege Wolf hält auch einen ausgewiesenen Busparkplatz am zweiten Zugang zur Waldschule – an der Straße Neue Heimat – für möglich.
Waldschulleiter Lorenz Kachler ist die Situation vor Ort bestens bekannt. Es habe über die Jahre viele Gespräche gegeben. "Noch ist die Situation aber nicht so, wie sie sein sollte." Verständnis hat er für das Zögern von einigen Ratsmitgliedern nicht: "Es geht um die Kinder – und die müssen geschützt werden."
Für ihn wäre auch die Schaffung einer Einbahnstraße eine Überlegung. "Gemeinsam mit der ,Kiss-and-Ride’-Zone und einer Ausstiegsmöglichkeit auf der Seite der Schule könnte das eine Option sein. Oder vielleicht auch optimierte Parkplätze", schlägt der Rektor vor. Doch egal, was letztlich gemacht werde, die Vorhaben müssten ganzheitlich sein. Wolf sieht das ähnlich: "Was die beste Lösung ist, wissen wir nicht. Das können wir uns nicht anmaßen. Deshalb brauchen wir Experten, die die Situation analysieren."