Die Kandidaten für die Landtagswahl (von oben links nach unten rechts): Norbert Knopf (Grüne), Christiane Staab (CDU), Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) und Thorsten Krings (FDP). Fotos: privat
Von Timo Teufert
Region Wiesloch. In weniger als vier Wochen – am 14. März – ist Landtagswahl. Die heiße Phase des Wahlkampfs ist damit eingeläutet. Doch wie führen die Kandidatinnen und Kandidaten einen Wahlkampf unter Pandemiebedingungen? Wo sind die Schwierigkeiten und was ist überhaupt möglich? Die RNZ hat sich bei vier Kandidaten aus dem Wahlkreis Wiesloch umgehört.
> Norbert Knopf (Grüne): "Herausragendes Kennzeichen dieses Wahlkampfs ist, dass sich die Lage ständig wandelt", berichtet der 53-Jährige. Vor allem die sonst üblichen Termine mit Prominenten aus der eigenen Partei seien so gut wie gar nicht planbar. "Die Krux ist, dass Veranstaltungen, für die man sich Termine freigehalten hat, immer wieder verschoben werden und man doch umplanen muss", so Knopf. Statt auf Präsenzveranstaltungen setzt der Grüne auf Online-Veranstaltungen: "Die werden gut angenommen und sind am sichersten." Er habe sogar das Gefühl, dass normalerweise weniger Menschen für die Themenabende zusammenkommen würden, wenn sie nicht digital stattfinden würden.Aus seiner Sicht ist der Wahlkampf aber fachlicher geworden, weil viele Experten zu Gesprächen eingeladen werden. Präsent ist Knopf auf Wochenmärkten, allerdings ohne Stand, dafür aber mit Maske und Abstand.
Dem Corona-Trend, seine eigene Umgebung zu erkunden, folgt auch Knopf: Statt eines normalen Flyers hat er seine Positionen auf die Rückseite einer Rad- und Wanderkarte des Wahlkreises gedruckt und verteilt. Auf Haustürwahlkampf verzichtet er: "Wenn Schulen, die Gastronomie und die Geschäfte zu haben, können wir nicht an den Haustüren klingeln", ist Knopf überzeugt.
> Christiane Staab (CDU): "Normalerweise lebt der Wahlkampf von Begegnungen mit Menschen. In dieser Ausnahmesituation ist aber nur ein virtueller Austausch möglich. Das ist schon etwas anderes", sagt die 52-Jährige. Mit den Reichweiten ihrer Veranstaltungen ist sie zufrieden und will bis zur Wahl noch weitere zielgruppenspezifische und thematische Veranstaltungen anbieten. Erst am Sonntag hatte Staab die CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann zu Gast. Die Christdemokratin hat festgestellt, dass die Diskussionskultur in Online-Runden sehr viel disziplinierter sei als bei Präsenzveranstaltungen. "Ich werde aber versuchen, auch vor Ort zu sein, um meine Botschaften in direkten Gesprächen besser an die Menschen herantragen zu können", sagt Staab. Den Auftakt machte der Markt in Sandhausen: "Die Menschen haben auf meinen ersten kleinen Stand viel positiver reagiert, als ich gedacht hätte."
Sie ist überzeugt: "Die Wahl lebt davon, dass die Menschen einen wiedererkennen und mit dem Namen etwas anfangen können." Plakate und Großflächenplakate seien dafür ein wichtiges Instrument, ebenso wie die Homepage und die Sozialen Medien. Wegen der zunehmenden Zerstörungen, die sie aus den letzten Wahlkämpfen kennt, hat die Kandidatin mehr Plakate drucken lassen.
> Andrea Schröder-Ritzrau (SPD): "Für klassische Sozialdemokraten wie mich heißt Wahlkampf, nah bei den Menschen zu sein und mit ihnen ins Gespräch zu kommen", schildert die 56-Jährige. Das sei dieses Jahr nicht möglich. "Ich habe deshalb eine Online-Reihe aufgesetzt, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen." Dabei werden aktuelle Themen diskutiert, am Freitag Umwelt- und Klimaschutz mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze. "Die Landtagswahl ist eine Persönlichkeitswahl. Aber es ist schwierig, sich persönlich vorzustellen", sagt Schröder-Ritzrau. Info-Material stellt sie Interessierten deshalb auf Märkten kontaktfrei zur Verfügung und hat dafür ihr Fahrrad zum Wahlmobil umfunktioniert.
Zwar sei der Haustürwahlkampf erlaubt, aber auch Schröder-Ritzrau wird diese Möglichkeit nicht nutzen: "Wir klingeln nicht, das gebietet der Respekt. Schließlich weiß man nie, ob hinter einer Tür nicht auch ein Risikopatient lebt", so die Sozialdemokratin. Stattdessen bietet sie auf ihrer Homepage und den Sozialen Medien viele Infos an und beantwortet Fragen per Mail, Telefon oder Whatsapp. Zudem hat sie eine Erstwähler-Kampagne aufgelegt. Schröder-Ritzrau hat weniger Plakate als im letzten Wahlkampf und auch weniger Flyer drucken lassen.
> Thorsten Krings (FDP): Weil viele Veranstaltungen wegfallen, um bekannt zu werden, setzt der 52-Jährige auf viele Plakate. Seinen Wahlkampf hat er relativ frühzeitig geplant und eine Online-Präsenz aufgebaut. Krings ist seit dem Spätsommer in den Sozialen Medien aktiv, hat einen Youtube-Kanal, ein professionelles Wahlvideo und verwendet viel Zeit darauf, Pressemitteilungen zu bestimmten Themen zu verfassen. "Ich habe aber festgestellt, dass bei Online-Veranstaltungen eine Ermüdung bei den Menschen einsetzt", so der Freidemokrat. Stattdessen suchten die Wähler gezielt nach Inhalten: Wie Knopf hat auch Krings die Erfahrung gemacht, dass sich bei den Veranstaltungen mit Experten viele Menschen zuschalten. "Parteipolitiker habe ich deshalb gar nicht eingeladen. Das will keiner hören", ist Krings überzeugt.
Auch er macht keinen Haustürwahlkampf und ist nur auf Wochenmärkten präsent, wenn es die Ortsvereine wünschen. Dann aber ohne Stand, dafür mit Maske und Abstand. Weil ein Wahlkampf in dieser Form noch nicht geführt wurde, müsse man viel ausprobieren und im Zweifel wieder verwerfen: "Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich jemanden angestellt. Denn alleine so einen Wahlkampf zu stemmen, ist fast nicht mehr möglich", so Krings.