SV Sandhausen

Fallen am Ende doch noch mehr Bäume fürs Stadion?

Das Rathaus hält am altem Bebauungsplan fest, eine Bürgerinitiative fürchtet spätere "Begehrlichkeiten".

12.04.2022 UPDATE: 13.04.2022 06:03 Uhr 2 Minuten
Ursprünglich sieht der Bebauungsplan „Sportzentrum Süd“ zwei Sportplätze im Waldschutzgebiet vor. Grafik: Sternemann und Glup

Sandhausen. (luw) Viel Lob hatte Bürgermeister Hakan Günes für den neuen Vorschlag zur Erweiterung des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) geerntet. Doch innerhalb der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI) herrscht die Sorge, dass mit der "Variante Verwaltung" doch noch mehr Bäume im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt fallen könnten als eigentlich angekündigt. Deswegen hat die BI nun der Verwaltungsspitze einen neuen Kompromissvorschlag unterbreitet. Doch dieser wurde abgelehnt.

Während der SVS weiterhin die mögliche Finanzierung eines Stadionneubaus prüft, soll der Gemeinderat am 25. April einen Grundsatzbeschluss über eine wesentlich kleinere Erweiterungsvariante fällen. Bekanntlich hatte Rathauschef Günes in der Märzsitzung mit der "Variante Verwaltung" einen Kompromiss vorgeschlagen (siehe "Hintergrund").

Allerdings soll dafür das bereits begonnene – und aufgrund des BI-Protests 2019 auf Eis gelegte – Bebauungsplanverfahren "Sportzentrum Süd" wieder aufgenommen werden. Dieses war 2018 eingeleitet worden, um zwei Sportplätze und 144 Parkplätze im Wald südlich des BWT-Stadions zu errichten. Günes verdeutlichte, dass hier im Zuge der neuen Variante nur ein Sportplatz entstehen würde. Und auf Nachfrage schloss er nicht aus, dass zu einem späteren Zeitpunkt "20, 30 oder 40 Parkplätze" auf jetzigem Waldschutzgebiet gebaut werden könnten.

Hintergrund

> Die "Variante Verwaltung" sieht den Umzug des FC Sandhausen auf die andere Seite der Jahnstraße ins Walter-Reinhard-Stadion vor; der bisher im Norden und Süden von Fußballern "eingekesselte" Tennisclub (TC) wandert wenige Meter Richtung Norden auf die bisherige Fläche

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> Die "Variante Verwaltung" sieht den Umzug des FC Sandhausen auf die andere Seite der Jahnstraße ins Walter-Reinhard-Stadion vor; der bisher im Norden und Süden von Fußballern "eingekesselte" Tennisclub (TC) wandert wenige Meter Richtung Norden auf die bisherige Fläche des FC. Weil der SVS bisher das – dann vom FC belegte – Walter-Reinhard-Stadion mitnutzt und einen Bedarf von zwei weiteren Trainingsplätzen angemeldet hatte, könnten so drei neue Sportplätze direkt am BWT-Stadion entstehen: zwei durch die Verlagerung von TC beziehungsweise FC und einer im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt. In knapp zwei Wochen soll der Gemeinderat darüber einen Grundsatzbeschluss fassen; finanzielle Fragen sollen erst danach geklärt werden. luw

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Der BI ist diese reine Option auf eine weit über die Maße eines Sportplatzes hinausgehende Rodung aber ein Dorn im Auge: "Die planungsrechtliche Situation ist dann ,aufgeweicht’ und kann weitere Begehrlichkeiten hinsichtlich weiterer Bebauungen wecken und zulassen", teilte sie nun mit. Und weiter: "Die Ursprungsvariante kann so theoretisch in Gänze verwirklicht werden." Daher suchte man das Gespräch mit Günes und schlug sozusagen einen "Kompromiss zum Kompromiss" vor. In Vertretung der verhinderten BI-Sprecherin Petra Weiß kam dazu Karin Mittag ins Rathaus. "Wir stimmen einem Trainingsplatz im Waldschutzgebiet unter der Voraussetzung zu, dass ein neuer Einleitungsbeschluss gefasst wird", stellte die BI in Aussicht, nachdem man zuvor jegliche Rodung im Schutzgebiet als "rote Linie" gesehen hatte. Ein neuer Bebauungsplan solle "ausschließlich und abschließend" auf die Größe eines Spielfeldes im Forst begrenzt sein. "Weitere ,Flächenumwandlung’ in Form von Nebengebäuden, Wegen, Parkplätzen, Stehstufen und andere Versiegelungen dürfen weder jetzt noch künftig entstehen." Im Gegenzug garantiere die BI, kein Bürgerbegehren gegen die Pläne zu initiieren.

Auf RNZ-Anfrage erklärte die Verwaltung nach dem Treffen, dass man weiterhin an dem im März vorgestellten Vorschlag festhalte und am 25. April einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats anstrebe. Bürgermeister Günes habe die Räte "zeitnah" über den neuen BI-Vorschlag informiert. Er bewertete das Gespräch mit BI-Vertreterin Mittag als "sehr gut": "Es klang eindeutig an, dass die Variante Verwaltung auch für die Bürgerinitiative umsetzbar ist." Daher werbe er weiterhin dafür, diese Variante zu verfolgen und das Bebauungsplanverfahren fortzusetzen, so Günes. Der Bürgermeister weist überdies "auf die juristischen und zeitlichen Folgen einer Aufhebung oder Änderung des Aufstellungsbeschlusses hin". Die Position des Gemeinderats als "Herr des Verfahrens" würde durch eine Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses aus der Hand gegeben: "Ein Vorankommen beim Thema Sportzentrum Süd könnte sich damit um weitere Monate – vielleicht auch Jahre – verzögern."

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BI-Sprecherin Weiß bedauerte auf Nachfrage die Ablehnung. Nun wolle man zunächst die Abstimmung in der Aprilsitzung des Gemeinderats abwarten. "Ich bin gespannt, ob unser Vorschlag in den Fraktionen beraten wird und wie sich die Räte äußern werden", so Weiß.

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