Sandhausen

SVS-Nachbarn sind bei neuer Stadion-Variante zuversichtlich

Amateur-Fußballer und Tennisclub sind offen für die neue Stadion-Variante.

31.03.2022 UPDATE: 01.04.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 18 Sekunden
Noch sieht der Lageplan des Sportzentrums den FC Sandhausen gegenüber des Walter-Reinhard-Stadions vor. Mit der „Variante Verwaltung“ könnte sich das ändern. Foto: Frenzel

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Das "Sportzentrum Süd neu zu denken" war eine Motivation des Bürgermeisters Hakan Günes, eine neue Variante für die Erweiterung des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) vorzuschlagen. Hiervon sollten alle Vereine profitieren, sagte er am Montag im Gemeinderat. Bei den beiden am stärksten betroffenen Amateurclubs steht man den Plänen durchaus offen gegenüber, wie die RNZ nun auf Anfrage erfuhr. Mit den finanziellen Fragen will man sich im Rathaus derweil erst nach dem angepeilten Grundsatzbeschluss Ende April beschäftigen.

Günes nannte es einen "politischen Kompromiss", im Zuge dessen Bäume im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt südlich des BWT-Stadions fallen sollen, um einen Sportplatz für den SVS zu errichten. Die Amateurfußballer des benachbarten FC Sandhausen ziehen ins Walter-Reinhard-Stadion um und der Tennisclub 1970 (TC) Richtung Norden auf das bisherige Gelände des FC. So können auf der alten Tennisanlage zwei weitere Fußballplätze für den SVS und dessen Jugend entstehen.

Frank Hammel vom TC. Foto: Tennisclub

Für den TC seien zwar noch einige Fragen offen, wie Finanzvorstand Frank Hammel sagt. "Aber insgesamt sind wir hier recht flexibel." Der Vorstand des Tennisclubs will noch intern über die neue "Variante Verwaltung" beraten. Als offene Fragen benannte Hammel etwa jene nach dem künftigen Standort der zugehörigen Gastronomie: Bleibt die Gaststätte an ihrem jetzigen Ort oder wird sie analog zur Tennisanlage etwas weiter nördlich neu errichtet? Gleiches sei für die Sanitärräume zu klären, so Hammel.

Und: Die Tennisspieler seien nach dem neuen Plan zwar nicht mehr – so wie derzeit – umgeben von Fußballplätzen; jedoch würden die Fußballer näher als bisher an den TC heranrücken. "Wenn das SVS-Trainingsgelände dann direkt an uns angrenzt, wären wohl höhere Lärmbelästigungen zu erwarten", so Hammel. Und auch vom weiter entfernten Sportplatz würden bisher schon immer wieder Bälle auf der Tennisanlage landen. Doch insgesamt sei man zuversichtlich, dass sich hier eine Lösung finde.

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FC-Vorsitzender Ralf Kuhn. Foto: privat

In der neuen Variante einen "insgesamt sehr guten Kompromiss" sieht Ralf Kuhn, Erster Vorsitzender des FC: "Jeder gibt ein bisschen was ab." Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass die neue Lösung seinem Verein besonders helfen würde. Schließlich hat der FC einen großen Teil seiner Infrastruktur nach wie vor im Walter-Reinhard-Stadion. Da etwa die Umkleidekabinen dort untergebracht sind, müssen die Mannschaften bisher vor und nach jedem Spiel oder Training die Jahnstraße überqueren, um auf den Kunstrasenplatz zu gelangen.

Zwar gebe es dort auch eine Toilettenanlage: "Das Wasser wird aber zum Winter abgestellt", sagt Kuhn. In der kalten Jahreszeit müssen also auch Zuschauer auf die andere Straßenseite und ins Reinhard-Stadion, um ihre Notdurft zu verrichten. Die Überquerung der Straße sieht der Verein insbesondere mit Blick auf die Jugendmannschaften als Problem: "Wir hatten uns beim zuständigen Landratsamt auch schon um irgendeine Vorrichtung bemüht, aber vergeblich", so Kuhn. "Durch den Umzug hätten wir nicht nur alles wieder kompakter zusammen, sondern es wäre auch sicherer."

Zu den Kosten der neuen Variante erklärte Gemeindesprecher Jochen Denker auf Anfrage: "Ziel ist es, im Gemeinderat zunächst einen Grundsatzbeschluss zu fassen, der die Verwaltung ermächtigt, auch die Finanzierungsfrage im Detail anzugehen." Aktuell könne man "noch keine konkreten Zahlen nennen", auch eine grobe Schätzung der Gesamtkosten werde man jetzt noch nicht nennen. Zu beachten seien auch die Baukostensteigerungen der vergangenen Monate. Dazu Bürgermeister Günes: "Sobald es hier einen realistischen Finanzierungsansatz gibt, werden wir die Öffentlichkeit hierüber informieren."




"Ausgestreckte Hand ist vergiftet"

Sollte der Gemeinderat per Grundsatzbeschluss Ende April für die "Variante Verwaltung" zur Erweiterung des SV Sandhausen stimmen, würde die Bürgerinitative "Pro Waldschutz" (BI) "alles rechtlich in ihrer Macht Stehende tun, um das zu verhindern oder mindestens zu verzögern". Das sagte BI-Sprecherin Petra Weiß angesichts der nun doch wieder aufgekommenen Rodungspläne im Waldschutzgebiet am Montagabend in der Gemeinderatssitzung gegenüber Bürgermeister Hakan Günes. Dies verärgerte die CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende und Gemeinderätin Anna Maria Köhler, die hart mit der Bürgerinitiative ins Gericht geht.

Die BI "strecke ihre Hand aus" und "biete der Gemeinde einen Kompromiss an", hatte Weiß nach Günes’ Präsentation in der "Fragestunde" der Sitzung gesagt: Statt im Wald südlich des Stadions, solle dieser eine Sportplatz westlich der neu zu errichtenden Plätze – also direkt an den Sonnenweg – gebaut werden, forderte sie. Dazu Köhler: "Abgesehen davon, dass dieser Vorschlag für jeden Spaziergänger am Sonnenweg eine Farce ist, ist dieser Vorstoß auch kein Kompromiss." Die BI habe damit gezeigt: "Sie war nie bereit, tatsächlich gute Lösungen für alle zu suchen, sondern verkämpft sich stoisch, dickköpfig und mit nicht mehr angemessenen Mitteln für Bäume südlich des Stadions, die selbst laut Fachleuten nicht schützenswerter sind als irgendein anderer Baum im Sandhäuser Wald." Die von der Verwaltung vorgeschlagene Lösung sei dagegen ein "echter Kompromiss".

Aus Weiß’ Ankündigung rechtlicher Schritte schließt Köhler, dass diese ",ausgestreckte Hand’ der BI absolut vergiftet" sei: Die BI sei nicht zu Kompromissen bereit. "Und die Androhung von Klage und Ausnutzung jeglicher Verhinderungsmöglichkeit ist ein Zeichen dafür, dass sie noch immer nicht bereit ist, demokratisch und mehrheitlich zu fassende Entscheidungen von gewählten politischen Vertretern der Bürgerinnen und Bürger zu akzeptieren." Dies beschreibt die Sandhäuser CDU-Vorsitzende als "enttäuschend".

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