Die Arena an der Autobahn ist eine "einmalige Chance"
Der SVS wirbt für den Stadionneubau an anderer Stelle. Der Clubchef sieht durch die Option auf ein Wohngebiet auch Vorteile für Gemeinde.

Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Der Präsident des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) hat am Donnerstagabend für den Neubau eines Stadions an anderer Stelle geworben. Jürgen Machmeier sprach bei einem Informationsabend zu den Erweiterungsplänen von einer "einmaligen Zukunftschance" nicht nur für den Verein, sondern auch für die Gemeinde. Durch eine Arena direkt an der Autobahn A 5 ergäben sich "gigantische Vermarktungschancen", sagte er. Laut Machmeier wäre auch ein Umzug in einen anderen Ort denkbar – inklusive Umbenennung des Clubs.
Die Veranstaltung
Der SVS hatte zu dem Informationsabend im "Business Turm" des BWT-Stadions am Hardtwald eingeladen. Präsident Machmeier stellte in einer knapp einstündigen Präsentation die Sicht des Fußballclubs auf dessen Erweiterungspläne und die verschiedenen Optionen dar. Anschließend waren Fragen aus dem Publikum zugelassen. Von 80 angemeldeten Besuchern kamen nicht alle, laut Machmeier schauten rund 500 Interessierte von zu Hause aus live per Internet zu. Unter den Gästen vor Ort waren neben Bürgermeister Hakan Günes auch die Gemeinderäte Volker Liebetrau (FDP) und Thorsten Krämer (SPD).
Machmeier erläuterte die nun seit über vier Jahren laufende Erweiterungsplanung, die einst mit dem Bebauungsplan "Sportzentrum Süd" zur Errichtung von zwei zusätzlichen Trainingsplätzen auf geschütztem Waldgebiet begonnen hatte. Mit fortlaufender Zeit sprach sich der Clubchef zunehmend für den Stadionneubau aus. Die Realisierung dieser Vision wäre eine "Win-Win-Situation", sagte er: "Ich denke, wir müssen alle zusammen unseren Mut zusammennehmen und diesen Weg gehen, der sicherlich nicht leicht wird."
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"Was passiert, wenn der Stadionneubau nicht genehmigt wird?" SVS-Chef Jürgen Machmeier wirkte dankbar für diese Frage, die von einem Zuschauer per Internet gestellt wurde. Denn in seiner Antwort verdeutlichte er, dass auch ein Umzug des Vereins in einen anderen Ort eine ernsthafte Option wäre. Dies würde "natürlich bedeuten, dass der SV Sandhausen nicht mehr SV Sandhausen heißen würde, sondern SV Punkt, Punkt, Punkt" – je nach Gemarkung, auf der das Stadion entstehen würde. Damit setzt Machmeier die Sandhäuser Kommunalpolitik, die sich letztlich für eine der Erweiterungsoptionen entscheiden muss, unter Druck. Insbesondere auf Seiten des Fußballvereins und seiner Fans wird man nicht müde zu betonen, wie wichtig der längst etablierte Zweitligist für die Hopfengemeinde sei – nicht nur mit Blick auf Arbeitsplätze und entsprechende Abgaben an die Kommune, sondern auch aufgrund der bundesweiten Prominenz des 15.500-Seelen-Orts. Doch wie viele Sandhäuser Bürger würden wirklich einen Abgang des SVS bedauern? Und was würden SVS-Fans und -Mitglieder dazu sagen? Machmeier hat mit der Bekanntgabe seiner Umzugs-Idee hoch gepokert.
Das neue Stadion
Machmeier will für 30 Millionen Euro ein "völlig klimaneutrales Stadion" mit rund 15.500 Plätzen auf dem Acker bei den Sandhäuser Höfen direkt an der A 5 bauen. Mit der jetzt wohl präferierten "Variante light" würden zusätzlich zwei Trainingsplätze für die Profis, Parkplätze und Zufahrtswege geschaffen. In der Lage sieht er eine große Chance: "Wir haben 150.000 Autobewegungen täglich auf dieser Autobahn." Es gebe schon jetzt drei Sponsoren, die ihre Logos auf der zur Straße hingewandten Außenwand der Arena platzieren würden. Zudem könnte "deutlich mehr" als bisher durch die Vermarktung des Stadionnamens eingenommen werden, erklärte Machmeier. Der bisher auf dem Stadionmodell gedruckte Name "Kurpfalz Arena" sei nur ein Arbeitstitel.
Dies alles fuße auf der "Grundidee", dass der SVS von seinem bestehenden Gelände abrücken könne, um Platz für stark nachgefragten Baugrund zu schaffen: Am alten Clubgelände könnte Wohnraum mit Einzelhandel, Kita und Gastronomie entstehen. Und nach ersten Rückmeldungen, diese erste Idee wäre den Bürgern "unter Umständen zu groß", habe man die "Variante light" entwickelt: Demnach bestünde auf dem Gelände des Walter-Reinhard-Stadions samt Parkplatz die Option für die Gemeinde auf ein Neubaugebiet. Auf dem alten Stadiongelände würden drei Fußballplätze ausschließlich für das Nachwuchsleistungszentrum, also den SVS-Jugendbereich, entstehen – mit einer besonderen "Einladung" des Clubs: Einer der neuen Sportplätze würde mit einer Leichtathletikbahn als Ersatz für jene im Walter-Reinhard-Stadion ausgestattet werden; Schulen und Vereine könnten zum SVS kommen und dort umsonst trainieren, so der Clubchef.
Die Fläche des jetzigen Walter-Reinhard-Stadions würde demnach Platz für 160 Wohneinheiten bieten. Mit dem Verkauf von Grundstücken auf diesem "klimaneutralen Wohngebiet" würden der Gemeinde laut Machmeier Einnahmen in Höhe von rund "30 Millionen Euro nach Abzug aller Kosten" winken. Er stellte hierbei klar: "Die Machmeier-Gruppe, die Familie Machmeier, hat kein Interesse an diesen Bauplätzen."
Das alte Stadion
Neben jener des Stadionneubaus wäre die andere Option, dass der benachbarte Amateurverein FC Sandhausen auf das Gewann "Schwammerswiesen" an der Landesstraße L 598 ziehen und so Raum für zwei weitere SVS-Plätze bieten würde. Jedoch wären dann nach Angaben des SVS-Präsidenten am BWT-Stadion Umbauten für rund 9,5 Millionen Euro nötig. Dies begründete er mit Auflagen der Deutschen Fußball Liga. Machmeier sah in dieser Lösung vor allem finanzielle Nachteile: Statt für viele weitere Jahre ein neues Darlehen aufzunehmen, wolle der SVS "endlich mal konkurrenzfähig werden", sagte er.
Gemeinde als Miteigentümer? Ideen für Stadion-Finanzierung
Wie bei jedem visionären Zukunftsprojekt mit all seinen erwarteten Vorzügen stellt sich auch beim möglichen Stadionneubau des SV Sandhausen (SVS) die Frage nach der Finanzierung. Hierfür präsentierte Clubchef Jürgen Machmeier zwei ausgearbeitete Varianten, weitere seien zudem "möglich und wurden angesprochen". Klar sei jedenfalls schon: "Wir reden über 30 Millionen Euro Investitionen, da brauchen wir natürlich die Gemeinde."
Als "Alternative I zur Finanzierung" schlug Machmeier die Gründung einer Stadion-Vermietungs-GmbH vor. Neben dem SVS wäre hierbei die Gemeinde langfristig Miteigentümer des Stadions, der Einstieg weiterer Investoren wäre möglich. Jeder Gesellschafter würde sein Stammkapital in die GmbH einzahlen; der SVS würde eine jährliche Pacht zahlen und sämtliche Reparatur- und Unterhaltungskosten des Stadions tragen. "Alternative II" würde in einem Darlehen bestehen: Hier würde die Gemeinde dem SVS ein "langfristiges Darlehen über einen Teil der Investitionen mit entsprechender Verzinsung" gewähren. Als Sicherheit für die Pachtzahlung beziehungsweise Rückzahlung des Darlehens würden die Werbeeinnahmen aus der Stadionvermarktung "in entsprechender Höhe an die GmbH abgetreten", heißt es in der Präsentation.
Machmeier betonte: "Die Gemeinde schenkt dem SVS nichts." Als Miteigentümerin stünden ihr indes "vielfältige Vermarktungs- und Betriebsmöglichkeiten" offen: Demnach wäre die neue Arena zum Beispiel für Konzerte mit 8000 bis 10.000 Zuschauern nutzbar. Ein Stadionneubau habe finanzielle Vorteile für die Gemeinde, unter anderem weil sie sich die Kosten für die – als Alternative zu dieser Lösung gesehene – Auslagerung des FC Sandhausen in Höhe von 1,75 Millionen Euro sparen würde. Zudem erinnerte der Clubchef an die "erheblichen Einnahmen" für die Gemeindekasse aus dem Verkauf der Bauplätze. Hinzu kämen Einnahmen etwa aus Pacht, Einkommens- und Grundsteuer.
Für den Umbau des bestehenden Stadiongeländes in ein Nachwuchsleistungszentrum rechnet der SVS mit weiteren 8,5 Millionen Euro an selbst zu tragenden Kosten. "Die würden wir generieren mit dem Verkauf der bestehenden Stahltribünen, die woanders verwendet werden können", so Machmeier.