Am frühen Morgen in Mannheim: Auch zu dieser Zeit war Regisseur Rolf Lambert in der Stadt unterwegs, um ihre Menschen zu porträtieren. Foto: SWR/ Along Mekong Productions
Mannheim. (hab) "Komm geh ma noi. Weiterschaffe": Die Mittagspause im Benz-Werk ist vorbei. Der Tagesablauf in Mannheim, der Arbeiter- und Industriestadt zwischen Rhein und Neckar, dreht sich weiter. Jener Tagesablauf, den der SWR-Filmemacher Rolf Lambert in seinem Dokumentarfilm, den er der Quadratestadt gewidmet hat, um 3 Uhr morgens mit dem Lokführer Helmut auf dem Rangierbahnhof beginnen lässt. In 14 Stationen stellt er Menschen vor, die als Bürger dieser Stadt ihren Teil dazu beitragen, dass das Gemeinwesen funktioniert. Und immer wieder bricht sich der Mannheimer Dialekt Bahn - oft verschämt durchs "Monnemer Hochdeutsch" kaschiert.
Wie kommt der Strom in die Leitung und das Wasser in den Wasserhahn? Wer betreut in der Neckarstadt-West und in Hochstätt die weniger begüterten Mannheimer? Oder was finden Azubis bei Eichbaum, bei Benz oder bei der RNV so gut? "Wie tickt die Rhein-Neckar-Metropole", fragt der Dokumentarfilmer, und wie ticken seine Bewohner?
"24 Stunden im Leben von Mannheim" betitelt der Regisseur seine Doku, die an diesem Sonntagabend im SWR-Fernsehen gezeigt wird. Wenn die Zeitreise am frühen Morgen auf dem Rangierbahnhof beginnt, dann endet sie spät in der Nacht in den Kneipen des Jungbusch, der eine rasante Wandlung vollzogen hat vom Rotlichtviertel zum angesagten Szeneviertel. Mannheim ist für Lambert eine der dynamischsten Städte des deutschen Südwestens. Und das hat auch viel mit seiner kulturellen Vielfalt zu tun.
Rund 170 Nationen leben in Mannheim vergleichsweise friedlich nebeneinander. Man begegnet in dem 90-minütigen Film dem christlich-iranischen Rapper, der ein soziales Projekt mit jugendlichen Flüchtlingen leitet und ihnen dabei lyrische, blumige oder "einfach schöne" Texte entlockt. Oder der türkischen Brautmodehändlerin Eishe und ihrer Angestellten Fatima, die die Kleider anpasst. Die aus Griechenland stammende Maria will Straßenbahnfahrerin werden, "weil das so starke Frauen sind".
Im Hafenbecken ist eine Pfarrerin unterwegs mit ihrer schwimmenden Kirche, und auch Albert Gugel arbeitet dort in aller Herrgottsfrühe, um mit seinem Bunkerboot, einer schwimmenden Tankstelle, die Binnenschiffe mit Treibstoff zu versorgen. Die Briefträgerin Maria Drescher muss täglich zwölf Kilometer laufen, und Helene Herold erntet Spargel im Umland, um ihn auf dem Wochenmarkt zu verkaufen. Dort gibt es etwa 60 Händler - vom Pferdemetzger bis zum Scherenschleifer.
In den 90 Minuten gelingt es dem Filmemacher, eine Stadt mit vielen Facetten sichtbar zu machen. Und sogar für Ur-Mannheimer gibt es noch etwas zu lernen: Dass die Hausnummern in den Quadraten mit den Buchstaben A bis K gegen den Uhrzeigersinn verlaufen und in den Quadraten L bis U im Uhrzeigersinn.
Info: Doku "24 Stunden im Leben von Mannheim", Sonntag, 12. November, 20.15 Uhr, SWR-Fernsehen.