Poller sollen den Verkehr beruhigen
Arbeitskreis befürwortet feste und versenkbare Poller - Sie sollen den Verkehr beruhigen - Doch das System ist komplex - Wer darf noch durch?

So sieht es morgens häufig in der Hauptstraße aus. Damit nicht mehr Hinz und Kunz in die Fußgängerzone fahren können, spricht sich ein Arbeitskreis für Poller an den Zufahrtsstraßen aus. Foto: Philipp Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Poller sollen den Verkehr in der Heidelberger Altstadt beruhigen. So sieht es zumindest das Konzept eines Arbeitskreises vor, das dieser im Auftrag des Gemeinderates zusammen mit Michael Welsch vom Stuttgarter Ingenieurbüro SSP-Consult erarbeitet. Ein Argument für die Pfosten: Sie könnten Autos und Lieferwagen aus der Kernaltstadt aussperren, während Rollstuhlfahrer, Radler und Eltern mit Kinderwagen trotzdem noch an ihr Ziel kommen würden.
In drei Treffen hatten sich die Vertreter von Stadt, Wirtschaft, Interessengruppen und Bürgern beraten. Die Belästigungen durch den Verkehr in der Altstadt sind in ihren Augen enorm: Unerlaubter Anlieferverkehr, zugeparkte Kreuzungen und Sehenswürdigkeiten, eingeschränkte Sicht für Schulkinder - und Touristen, die sich mit ihren Autos im historischen Zentrum verirren.
Die Mehrheit des Arbeitskreises fand: Neben einer ganzen Reihe von weiteren Maßnahmen wie Bodenschwellen, Markierungen auf der Fahrbahn und Kontrollen könnten vor allem fest installierte und versenkbare Poller den Verkehr beruhigen und die überflüssigen Autos und Lieferwagen aus der Altstadt verbannen. Welsch nahm die Anregungen aus den drei Sitzungen in sein Konzept auf. Nun stellte er im Rathaus bei der vierten Sitzung erste Zwischenergebnisse vor. Ein großer versenkbarer und mehrere fest installierte Poller sollen demnach an jeder Zufahrt zur Fußgängerzone verhindern, dass Lieferverkehr nach 11 Uhr ohne Sondergenehmigung in den Bereich hineinfährt.
Nun geht es an die Details: In der Altstadt gibt es allein 900 Parkberechtigungsscheine. Doch wer bekommt darüber hinaus einen Chip oder eine Fernsteuerung, um die Poller zu versenken? Im Katastrophenfall sollen die Pfosten per Knopfdruck im Boden verschwinden. Doch wie genau kann gewährleistet werden, dass die Feuerwehr schnell zu ihrem Einsatzort kommt und die Müllabfuhr nicht unnötig behindert wird? Zu all diesen Fragen sollten die Betroffenen in der vierten Sitzung des Arbeitskreises ihre Einschätzung abgeben. Die Anregungen werden von Welsch in das Konzept eingearbeitet.
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Welsch und Verkehrsmanager Alexander Thewalt schlagen vor, dass die Lieferwagen nicht mehr von der Sofienstraße bis zum Marktplatz durch die gesamte Hauptstraße hindurchfahren dürfen. Stattdessen sollen sie möglichst schnell gezwungen werden, wieder Richtung B 37 oder Friedrich-Ebert-Anlage abzubiegen. Gegen die Möglichkeit fest installierter Pfosten inmitten der Fußgängerzone sprach sich aber Andrea Zinn von der Berufsfeuerwehr Heidelberg aus: Die engen Altstadtgassen seien häufig zugeparkt, die Hauptstraße sei für die Rettungskräfte oft der einzige Weg, um zum Einsatzort zu kommen. Daher dürfe es hier nur die versenkbaren Poller geben - und die sind teurer. Auch darüber hinaus sind die Anforderungen für das Pollersystem hoch komplex: So muss eine Service-Stelle eingerichtet werden, an die sich auswärtige Handwerker oder Touristen wenden können, wenn sie eine Durchfahrtsgenehmigung benötigen. Zudem müssen eine oder mehrere technische Betriebszentralen aus dem Boden gestampft werden, von wo aus die Poller zentral gesteuert werden können.
Hans-Peter Gruber von der Interessengemeinschaft Verkehr sprach sich dafür aus, dass die Anlieferzeiten (bisher von 6 bis 11 Uhr) überdacht werden. Gerade die Zeit um den Schulbeginn kurz vor 8 Uhr sei besonders heikel. Thomas Dressler von der Handwerkskammer plädierte dafür, genügend Chips, mit denen die Poller versenkt werden können, auszuteilen. All diese Änderungswünsche werden nun in das Konzept eingearbeitet. Ende Februar dürfen die Bürger dann bei einer öffentlichen Veranstaltung ihre Anregungen abgeben. Danach wird das Pollerkonzept in den politischen Gremien diskutiert. Das letzte Wort hat der Gemeinderat. Die Entscheidung könnte noch in der ersten Jahreshälfte fallen.