Heidelberger Altstadt

Der Verkehr kommt auf den Prüfstand

Arbeitskreis soll Konzept erarbeiten - Öffentliche Informationsveranstaltung am 29. Mai

19.05.2017 UPDATE: 21.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Am 28. Juli 1977 rissen Arbeiter in der Hauptstraße zwischen Universitätsplatz und Marktplatz die Schienen der Straßenbahn heraus (Foto links), nachdem Anfang Januar bereits die Oberleitung demontiert wurde. Die letzte reguläre Straßenbahn fuhr am 4. Juli 1976 durch die Hauptstraße (Foto oben rechts). Kurze Zeit später - am 22. Juli 1976 - hatten sich die Geschäftsleute den Raum für die Außenbestuhlung gesichert. Fotos: Stadtarchiv/Welker

Von Holger Buchwald

Ob mit Pollern oder ohne, in einem sind sich nach dem tödlichen Unfall in der Theaterstraße vom Januar 2016 alle Beteiligten einig: Der Verkehr im Kernbereich der Altstadt soll beruhigt und neu gelenkt werden. Ein Arbeitskreis aus Vertretern städtischer Ämter, Interessengruppen und Anwohnern soll nun zusammen mit einem Gutachterbüro Vorschläge erarbeiten, wie die Sicherheit für Fußgänger - insbesondere von Kindern - und die Aufenthaltsqualität erhöht werden können. Der Gemeinderat machte in seiner Sitzung am Donnerstag den Weg für das entsprechende Bürgerbeteiligungskonzept frei.

Konkret geht es um den Bereich zwischen B 37, Karlstor, Sofienstraße und Schlosszufahrt. In diesem Gebiet kommt alles auf den Prüfstand: Sind die bestehenden Einbahnstraßenregelungen noch sinnvoll? Können neue Fußgängerzonen eingerichtet werden? Oder ist es möglich, den Lieferverkehr neu zu ordnen, ohne die Geschäftsleute zu stark zu belasten? In dem Arbeitskreis sind Vertreter der Behindertenverbände, des Bezirksbeirats, Elternvertreter der Kindertagesstätten und Schulen, die Kinderbeauftragten, die Interessengemeinschaft Verkehr und die Bürgerinitiative "Leben in der Altstadt" aber auch der Einzelhandelsverband Nordbaden, der Hotel- und Gaststättenverband, die Industrie- und Handelskammer, die Gästeführer, die Kreishandwerkerschaft, die Handwerkskammer und Heidelberg Marketing vertreten. Auf diese Weise sollen alle Interessen berücksichtigt werden. Fünf "normale" Bürger sollen ebenfalls ihre Sichtweise einbringen: drei aus der Altstadt, zwei aus dem restlichen Heidelberg. Sie werden per Los ausgewählt. Die Bewerber sollen Interesse und ausreichend Zeit mitbringen, um sich in dem Gremium verlässlich einzubringen. Sie sollen möglichst an allen fünf Arbeitskreissitzungen teilnehmen. Erstmals tagt das neue Gremium am Donnerstag, 1. Juni, von 17.30 bis 21 Uhr.

Die Bürgerbeteiligung startet schon drei Tage zuvor: Am Montag, 29. Mai, wird es ab 19 Uhr eine öffentliche Informationsveranstaltung in der Stadthalle geben, zu der alle Interessierten eingeladen sind. Im Mittelpunkt stehen zunächst zwei Erfahrungsberichte von Experten aus Salzburg, das für sein Pollerkonzept bekannt ist, und Aachen. Im Anschluss werden die Ziele des Heidelberger Verkehrsberuhigungskonzepts vorgestellt, und es besteht die Möglichkeit, Fragen und Anregungen zu äußern. Die Empfehlungen des Arbeitskreises fließen in die Beschlussvorlage für die gemeinderätlichen Gremien ein. Die endgültige Entscheidung über das Verkehrskonzept soll in der ersten Jahreshälfte 2018 fallen. Bereits Anfang Dezember 2017 gibt es eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse.

Im Gemeinderat fanden diese Pläne viel Zustimmung. "Eine neue Ordnung in der Altstadt ist dringend geboten", befand Grünen-Stadtrat Christoph Rothfuß. Differenzen gab es darüber, ob nicht zu viele Vertreter der Wirtschaft im Arbeitskreis sitzen, und ob er öffentlich tagen sollte. Am Ende fand der CDU-Antrag eine Mehrheit: Das Gremium soll generell öffentlich tagen, kann aber selbst entscheiden, ob für einzelne Sitzungen die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird.

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Info: Wer im Arbeitskreis mitwirken möchte, kann sich bis 29. Mai mit einem Formblatt bewerben. Es ist im Internet unter www.heidelberg.de/ buergerbeteiligung abrufbar oder kann per E-Mail an micha.kopp@heidelberg.de angefordert werden.

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