"Pollerlösung" in der Heidelberger Altstadt

Auto- und Lieferverkehr sollen eingedämmt werden

Salzburger Pollerkonzept findet Anklang bei der ersten öffentlichen Diskussion in der Stadthalle

30.05.2017 UPDATE: 31.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Bisher gibt es nur einen Poller, der zeitweise die Einfahrt in die Altstadt verhindert - auf der Neuenheimer Seite der Alten Brücke. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Viel Beifall für das Salzburger Pollerkonzept und Kritik an der Zusammensetzung des Heidelberger Arbeitskreises: Das sind die Ergebnisse der ersten öffentlichen Veranstaltung zur Ausarbeitung eines Verkehrsberuhigungskonzepts für die Altstadt. 70 Zuhörer waren am Montagabend bei schönstem Sommerwetter in den Meriansaal der Stadthalle gekommen. Darunter nur ein Stadtrat: Michael Pfeiffer von der Grün-Alternativen Liste.

Der Geltungsbereich für das neue Verkehrskonzept reicht von der B 37 am Neckar bis zur Friedrich-Ebert-Anlage und von der Sofienstraße im Westen bis zum Karlstor im Osten. Dort kommt alles auf den Prüfstand: Sei es die Einbahnstraßenregelungen, die Anpassung der Fußgängerzone oder eben die Installation von festen oder versenkbaren Pollern.

Hintergrund

> Das Verkehrskonzept für die Altstadt wird laut Gemeinderatsbeschluss von einem Arbeitskreis erarbeitet, an dem Behörden, Ämter und Verbände, Bürgerinitiativen, der Verein Alt-Heidelberg, die Polizei, das Rote Kreuz, die Paketdienste und die Universität

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> Das Verkehrskonzept für die Altstadt wird laut Gemeinderatsbeschluss von einem Arbeitskreis erarbeitet, an dem Behörden, Ämter und Verbände, Bürgerinitiativen, der Verein Alt-Heidelberg, die Polizei, das Rote Kreuz, die Paketdienste und die Universität Heidelberg beteiligt sind. Die erste öffentliche Sitzung findet am morgigen Donnerstag von 17.30 bis 21 Uhr in der Stadthalle statt. Vier weitere werden folgen.

> Bei der ersten Sitzung geht es um einen Interessenaustausch, danach wird ein Verkehrsgutachter eingeschaltet und dessen Empfehlungen bewertet. Beim vierten Treffen soll eine öffentliche Informationsveranstaltung vorbereitet werden, die für Dezember geplant ist. Mit den Rückmeldungen der Bürger wird ein Vorschlag für den Gemeinderat erarbeitet.

> Die Zielsetzung des Konzepts umfasst die Anpassung der Einbahnstraßenregelungen und der Fußgängerzone, Einschränkungen für den Lieferverkehr und Poller. hob

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Laut Baubürgermeister Jürgen Odszuck geht es dabei nicht nur um die Verkehrssicherheit, sondern auch darum, die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den störenden Liefer- und Autoverkehr so weit wie möglich aus der Innenstadt zu verbannen.

"Es gibt Städte, in denen es besser funktioniert", meint Odszuck. Und so hatte sich die Verwaltung für die Auftaktveranstaltung Referenten aus zwei ganz unterschiedlichen Städten geholt. Christian Morgner, "Pollerbeauftragter" des Magistrats Salzburg, erläuterte den Zuhörern das Konzept in der österreichischen Stadt. Im Dezember war er schon einmal auf Einladung der Initiative "Leben in der Altstadt" (Linda) in Heidelberg. Einen ganz anderen Lösungsansatz hat Regina Poth, städtische Baudirektorin in Aachen. Während in Salzburg die Poller gegen alle Widerstände durchgesetzt wurden, sucht Poth in Aachen den Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen. Ihr Credo: Verkehrsschilder allein bringen nichts, der Straßenraum muss baulich logisch gestaltet sein, sodass sich jedem auf den ersten Blick erschließt, dass er sich gerade in einer Fußgängerzone oder einem verkehrsberuhigten Bereich befindet. Gute Erfahrung habe man mit "Mischflächen" gemacht, wo etwa Studenten nach Ende einer Vorlesung auf die Straße strömen und dadurch die Autofahrer ausbremsen.

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Was die Heidelberger gar nicht gerne hörten, ist, dass sowohl Poth als auch Morgner mit der Einführung eines City-Logistik-Systems, bei dem sich die Paketdienste auf wenige zentrale Plätze für Anlieferungen einigen, gescheitert sind. Auch Heidelberg soll solch ein neues Konzept bekommen. "Wir könnten uns auch den Einsatz von Lastenrädern vorstellen", verkündete Gli Beyene vom Amt für Verkehrsmanagement.

Für Unruhe sorgten Beyenes Ausführungen über die Zusammensetzung des Arbeitskreises, der das Konzept ausarbeiten soll. Die Kirchen, aber auch der Technische Direktor des Theaters, Peer Rudolph, fühlten sich übergangen. Frank Zimmermann von der "Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung" konnte die Gemüter beruhigen. Selbstverständlich könnten die Betroffenen jederzeit vom Arbeitskreis angehört werden. Am Ende entscheide der Gemeinderat.

Kritik äußerten die Altstädter daran, dass - laut Zielsetzung - der "ruhende Verkehr" nur unter Sicherheitsaspekten betrachtet wird. Für Dieter Teufel, Leiter des Umwelt- und Prognose-Instituts, ist dies zu wenig. Parkende Autos schränkten auch die Aufenthaltsqualität und die Mobilität von Gehbehinderten ein. Odszuck beschwichtigte: "Der Arbeitskreis wird sich sicher keine Denkverbote auferlegen."

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