Heidelberger Betriebshof

Wie Stadt und RNV beim Betriebshof planen

Das Großprojekt wurde nun in den Bezirksbeiräten beraten. Warum nicht alle Bahnen in Bergheim stehen können und was mit dem Dezernat 16 passieren soll.

21.03.2021 UPDATE: 22.03.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 6 Sekunden

Der aktuelle RNV-Betriebshof in Bergheim. Foto: Rothe

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Wie soll der neue Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) aussehen, der am alten Standort in Bergheim entsteht? Die Stadtverwaltung hat zusammen mit dem Verkehrsunternehmen eine Planung vorgelegt, die gerade in den kommunalpolitischen Gremien beraten wird. Ziel ist ein Grundsatzbeschluss, auf dessen Basis es dann weitergehen soll. Drei Bezirksbeiräte haben die Vorlage bereits erörtert, zuletzt die Gremien aus Bergheim und Wieblingen – und dabei jeweils Änderungen beschlossen. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Großprojekt. Die Antworten beziehen sich auf die Aussagen von Stadtverwaltung und RNV in den Bezirksbeiratssitzungen.

Was sieht die derzeitige Planung vor? Am Standort Bergheim soll ein neuer Betriebshof entstehen. Da während der Bauphase die meisten Straßenbahnen woanders abgestellt werden müssen, soll eine zusätzliche Abstellanlage für mindestens 18 Fahrzeuge entstehen, entweder an der Haltestelle "Berufsschule" in Wieblingen oder an der Haltestelle "Rohrbach-Süd". Letztere wird bevorzugt, weil sie weniger kostet, ökologisch günstiger ist und weniger Leerkilometer entstehen. Nach der Fertigstellung des Betriebshofs soll die Anlage weiter betrieben werden, da es unwirtschaftlich ist, das Ganze nach nur drei Jahren wieder abzureißen. Dafür kann in Bergheim etwas kleiner geplant werden, es entsteht Raum für einen Park in der Emil-Maier-Straße und eine Baumreihe an der Karl-Metz-Straße. Dadurch finden im neuen Betriebshof 32 Straßenbahnen Platz – derzeit sind es 38. In ihrer Planung bis 2040 geht die RNV von einem Bedarf von 50 Bahnen aus, wenn etwa Patrick-Henry-Village angebunden ist und es Strecken ins Neuenheimer Feld und nach Schwetzingen gibt.

Könnte man nicht doch alle 50 Bahnen in Bergheim unterbringen? Stadtverwaltung und RNV haben zusammen dutzende Varianten durchgespielt, und keine hat funktioniert, ohne einen der Planungsaufträge des Gemeinderats vom Oktober 2019 zu ignorieren, nämlich die Schaffung von wertvollen Grünflächen. Theoretisch funktionieren könnte allenfalls, Straßenbahnen zusätzlich in einer "Tiefgarage" abzustellen. Dann müsste man jedoch eine riesige und sehr teure spindelförmige Rampe bauen, über welche die Fahrzeuge nach oben fahren. Die RNV lehnt diese Variante ab, weil sie dadurch die Betriebssicherheit gefährdet sieht. Denn sollte mal eine Bahn morgens im "Keller" liegen bleiben, müsste man sie die Rampe hinaufschleppen – und so lange könnte keine andere Straßenbahn ausrücken.

Warum wurde das Areal des Dezernats 16 nicht in die Planungen miteinbezogen? Das wurde für einige Varianten gemacht. Doch selbst wenn das Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum an der Emil-Maier-Straße komplett abgerissen würde, wäre wenig bis nichts für die Abstellung der Straßenbahnen gewonnen. Der Haken ist der ungünstige Grundriss des Geländes. Zudem stehen die Wohnhäuser im Süden des Areals und die Tankstelle im Norden nicht zum "Überplanen" zur Verfügung, da sie in Privatbesitz sind und die Eigentümer nicht verkaufen wollen.

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Könnten die Straßenbahnen nicht dezentral im Schienennetz untergestellt werden, zum Beispiel an Endhaltestellen? Während der Bauzeit in Bergheim wird genau das gemacht, denn dann können dort nur im alten oder später im neugebauten Werkstattgebäude einige Fahrzeuge über Nacht parken. Andere werden etwa in Handschuhsheim-Nord abgestellt, am Friedhof in Kirchheim oder an der Endhaltestelle in Leimen. Sogar auf dem Bismarckplatz werden zwei Straßenbahnen stehen. Wenn alle diese Plätze ausgereizt sind, bleiben jedoch immer noch 18 Bahnen übrig. Für die wird die neue Anlage benötigt. Langfristig ist die dezentrale Abstellung für die RNV keine Option – zu hoch wären die Kosten für die Bewachung zum Schutz vor Vandalismus, für dauerhafte Mitarbeiterparkplätze und Sozialräume sowie für die Infrastruktur zur Vorbereitung der Bahnen vor dem morgendlichen Ausrücken. Zudem muss jede Bahn jede zweite Nacht für Routineüberprüfungen in die Werkstatt nach Bergheim. Das muss im Fahrplan "eingetaktet" werden – und das wird umso komplizierter, je mehr dezentrale Abstellplätze es gibt.

Warum wird überhaupt plötzlich eine weitere Abstellanlage gebraucht? In früheren Betriebshofplanungen war davon doch auch nicht die Rede? Damals wurde der Betriebshof in Edingen als Abstellmöglichkeit miteinbezogen. Dort sind mittlerweile aber alle Plätze von Bahnen aus Mannheim belegt.

Und was ist mit den Bussen?

Da im Wieblinger Weg neben dem dortigen Baumarkt ohnehin ein neuer Abstellplatz inklusive Tankstelle für die neuen Wasserstoffbusse entsteht, können alle Fahrzeuge, die in Bergheim keinen Platz haben, dort parken. Die RNV rechnet 2040 mit einem Bedarf von 57 Bussen (heute 48).

Im Planungsauftrag des Gemeinderats vom Oktober 2019 steht ausdrücklich auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Warum ist davon in der Beschlussvorlage nichts mehr zu finden?

Das soll in einem nächsten Schritt erfolgen. Geprüft wurde, ob Wohnraum zusammen mit dem Betriebshof-Neubau entstehen kann, etwa durch Punkthäuser an der Emil-Maier- oder der Karl-Metz-Straße. Diese Lagen quasi Wand an Wand mit dem Betriebshof wurden verworfen. Besser geeignet ist das Dezernat 16-Areal, das neu geordnet und zu einem gemischten Kreativ- und Wohnquartier werden soll. Für dieses Projekt wird es aber eine separate Planung und Beschlussvorlage geben.

Info: Als nächstes berät der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am Dienstag, 23. März, um 17 Uhr in einer digitalen Sitzung über das Projekt. Interessierte können die Beratungen im Neuen Sitzungssaal des Rathauses, Marktplatz 10, verfolgen.

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