Von Holger Buchwald
Heidelberg. Baukräne in der Bahnstadt, große Pläne für die Konversionsflächen in der Südstadt und für Patrick-Henry-Village: Heidelberg verändert sein Gesicht. Auch in der Innenstadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums der Rhein-Neckar-Zeitung starten wir daher mit dieser Ausgabe eine neue Serie – und alle Leserinnen und Leser sind dazu aufgerufen, mitzumachen: Schicken Sie uns doch Fotos aus Heidelberg aus den letzten siebeneinhalb Jahrzehnten. Unsere Fotografen werden dann die gleiche Stelle aus dem gleichen Blickwinkel noch einmal fotografieren und so den Wandel dokumentieren. Den Auftakt macht heute ein Baudenkmal, über das jahrzehntelang gestritten wurde: das Alte Hallenbad in Bergheim.
Die Fassade ergraut, der Eingang verrammelt, der Vorplatz an der Poststraßenseite ein unansehnlicher Parkplatz. So präsentierte sich das Alte Hallenbad, als unser Fotograf Philipp Rothe es im März 1998 fotografierte. 17 lange Jahre stand das 1906 nach den Plänen von Architekt Franz Sales Kuhn fertiggestellte Jugendstilbad zu diesem Zeitpunkt schon leer. 1981 war es aus sicherheitstechnischen Gründen geschlossen worden. Mit den Jahren wuchsen im alten Kesselhaus Gras und Moos, die Stadt musste viel Geld für den Erhalt des Gebäudes in die Hand nehmen. Und Oberbürgermeisterin Beate Weber hegte öffentlich den Wunsch, noch in ihrer Amtszeit wieder in historischem Ambiente baden zu gehen. An dem Ort, an dem so viele Heidelbergerinnen und Heidelberger schwimmen gelernt hatten. Doch daraus wurde nichts.
Heute ist der Vorplatz aufgeräumt und lädt in der warmen Jahreszeit zum Verweilen ein. Die Fassade erstrahlt in alter Pracht, ergänzt durch einen Anbau im Westen und Balkone am Haupteingang. Im Inneren gibt es noch das "Frauenbad", doch während dort bis 1967 ausschließlich das weibliche Geschlecht schwimmen durfte, wird dieser Raum heute für Veranstaltungen und Tagungen genutzt. Im Gebäudekomplex sind zudem heute das Körperwelten-Museum, ein Hotel, ein Restaurant, ein Yoga-Studio und ein Bio-Supermarkt untergebracht.
Jahrzehntelang gab es immer wieder Versuche, einen Investor zu finden, der das Hallenbad wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuführt – wobei die Wannenbäder, in denen sich Anfang des 20. Jahrhunderts Heidelberger ohne eigenes Bad reinigen konnten, natürlich nicht gemeint waren. Doch auch die Pläne für ein Wellnessbad Anfang der 2000er scheiterten schließlich am Geld. Noch 2007 gab es mehrere Bewerber, die aus dem Jugendstilbad eine Markthalle oder ein Designkaufhaus machen wollten. Den Zuschlag vom Gemeinderat bekamen aber die Gebrüder Weidenhammer, die dem Unterwegstheater und anderen Kultureinrichtungen im ehemaligen Jugendstilbad ein dauerhaftes Zuhause geben wollten. Ein Jahr später zogen sie sich jedoch wieder zurück – nach Querelen um Ausschreibungskriterien und da die Sanierung finanziell kaum zu stemmen war.
Am Ende war es Immobilienentwickler Hans-Jörg Kraus, der bei einer erneuten Ausschreibung als einziger Bieter auftrat und aus großen Teilen des Alten Hallenbades zunächst eine Markthalle machte, die im März 2013 eröffnete. Da die Lebensmittelstände aber nicht genügend vom Publikum angenommen wurden, musste das Konzept bereits am Jahresende erneut geändert werden. Das ehemalige Herrenbad wird seit September 2017 von Gunther von Hagens’ Körperwelten-Museum genutzt.