Von Martina Birkelbach
Eberbach. Der Naturschutzbund (NABU) Eberbach wird 40 Jahre alt und feiert den Geburtstag am Samstag, 30. September, mit einem Streuobstwiesennachmittag auf dem Breitenstein. Wie alles angefangen hat, welche Projekte der NABU organisiert hat und was noch in Planung ist, darüber haben wir mit dem Vorsitzenden Max Schulz geredet.
Herr Schulz, die Geschichte des NABU Eberbach begann im Jahr 1977?
Naja, eigentlich fängt die Geschichte des NABU Eberbach - vormals "Deutscher Bund für Vogelschutz" (DBV) - bereits 1972 an. In jenem Jahr begann Margareta Steinmetz, Eberbacher Gemeinderätin von 1959 bis 2002, mit einer Gruppe begeisterter Naturschützer, den aufgelassenen Steinbruch "Neuer Kratzert" zu einem Lebensraum aus zweiter Hand zu gestalten. Das "Felsennest" entstand. So etwas hatte es in Eberbach bis dato nicht gegeben. Zu der Zeit begann sich in ganz Deutschland eine Umwelt- und Naturschutzbewegung auf ehrenamtlicher Basis zu entwickeln.
Wer war da noch dabei?
Von Beginn an mit dabei war der spätere Vorsitzende des DBV, Heini Rumetsch, der bis heute als einer der wenigen Mitglieder der ersten Stunde immer noch aktiv beim NABU mitarbeitet.
Wie ging es weiter?
Bei diesem Pionierprojekt blieb es nicht und immer mehr Aktive kamen dazu. So ergab sich zwangsläufig die Gründung einer offiziellen DBV Gruppe Eberbach am 15. Juni 1977.
Wie viele Mitglieder waren es da?
Die Gruppe zählte damals bereits 100 Mitglieder. Erster Vorsitzender war Heini Rumetsch, ich wurde sein Stellvertreter. Kassenwartin war Margareta Steinmetz und Schriftführer Stefan Müller.
Was hat die Gruppengründung gebracht?
Eingebettet in den DBV Landesverband Baden-Württemberg und den DBV Bundesverband wurde nun eine Naturschutzarbeit in größerem Umfang in und um Eberbach erst möglich.
Welche Schwerpunkte gab es bei den Aktivitäten?
Die Schwerpunkte der damaligen Aktivitäten, die größtenteils bis heute weitergeführt wurden und sicher auch noch in Zukunft wichtig sind, sind Schutzmaßnahmen für Schwalben und Mauersegler. Seit 1975 wurden unter anderem 393 künstliche Mehlschwalbennester an Häusern in Eberbach und Schönbrunn angebracht. Außerdem der Amphibienschutz seit 1982; die Anlage von Laichgewässern und der Bau von Amphibienschutzzäunen. Seit 1979 steht der Fledermausschutz auf dem Programm, das Anbringen und die Kontrolle von Fledermauskästen im Stadtwald.
Um den Wasseramselschutz kümmern wir uns seit 1977 (Anbringen von Nistkästen und Kontrolle). Der Breitenstein ist seit 1974 im Programm mit dem Kauf von Grundstücken und der Anpflanzung und Pflege von Obstbäumen und Hecken und dem Freilegen von Steinriegeln. Seit 1982 haben wir 2436 Obsthochstämme angepflanzt und vermittelt. Das Gammelsbachtal ist seit 1980 mit dem Kauf und der Pacht von Grundstücken sowie der Anlage von Laichtümpeln und der Pflege von Feucht- und trockenen Magerwiesen sowie der Entfernung von Neophyten dabei.
Der Neckar ist seit 1977 im Schwerpunkt; mit dem Kauf von Grundstücken und der Gestaltung und dem Schutz naturnaher Uferzonen und der Entfernung von Neophyten. Seit 1972 kümmern wir uns um das Felsennest, seit 1976 um den Schwalbenstein, beides mit der Anlage und Pflege von Laichgewässern, Gehölzrückschnitt und Offenhalten der Felswand. Beim Thema Wald steht seit 1981 unter anderem der Erhalt von Altholzinseln und die Markierung von Höhlen- und Horstbäumen an. In Schönbrunn sind wir seit 1980 mit dem Kauf von Grundstücken und der Anpflanzung und Pflege von Feldgehölzen und Hecken aktiv.
Wie viele Grundstücke hat der NABU gekauft?
In Eberbach und Schönbrunn sind es 40 für den Naturschutz wertvolle Grundstücke mit etwa fünf Hektar Fläche.
Wann kam die Kindergruppe dazu?
1999 begann die erfolgreiche Arbeit der NAJU Kindergruppe unter der Leitung von Ute Koch, Peter Sack und dem leider früh verstorbenen Albert Münch. Seit 2011 leitet Christina Kunze zusammen mit Doris Lenz, Ingrid Mertes, Sandra Münch, Gudrun Schlögl und Nina Schuster die NAJU Waldbande. Die große Anzahl der Kinder, die zu den monatlichen Veranstaltungen kommen, beweist, wie notwendig es ist, Kinder mit der Natur vertraut zu machen.
Was hat der NABU sonst noch gemacht?
Dazu kamen viele Veranstaltungen, Stellungnahmen und die Mitarbeit an wissenschaftlichen Werken.
Wann wurde der DBV zum NABU?
Nach der Wende wurde im Jahr 1990 der DBV in Naturschutzbund Deutschland umbenannt.
Welche Veränderungen brachte das?
Damit wurde die Arbeit des NABU auf eine erweiterte Basis gestellt, um Herausforderungen wie Klimawandel oder weltweitem Artensterben besser begegnen zu können.
Seit wann sind Sie im Vorstand tätig?
1998 gab es eine Änderung in der Führung der NABU Gruppe Eberbach. Nach 21 Jahren übergab Heini Rumetsch sein Amt an mich. In all diesen Jahren hat er den NABU/DBV Eberbach mit seinen Ideen und seiner Tatkraft entscheidend geprägt. Ohne ihn wäre die kontinuierliche, erfolgreiche Naturschutzarbeit in Eberbach nicht möglich gewesen. Auch heute noch gestaltet er die NABU Arbeit aktiv mit. Zum neuen Vorstand gehörten neben mir als erster Vorsitzender, Claudia Leitz und Arnd Koch als zweite Vorsitzende. Kassenwartin wurde Claudia Mudra.
Besteht der Vorstand so noch heute?
Bis auf Claudia Leitz, die aus beruflichen Gründen wegzog, besteht der Vorstand bis heute so unverändert weiter. Leitz ist aber weiterhin dem NABU Eberbach eng verbunden und gestaltet aus der Ferne jedes Jahr das Jahresprogramm und das jährliche Infoschreiben.
Welche weiteren Schwerpunkte gab es für den NABU in den vergangenen Jahren?
Unter anderem die Anlage eines Geburtsbaumgartens auf dem Breitenstein, die Mitarbeit im Reptilienschutz, speziell der Äskulapnatter. Außerdem Aktionen wie "Torffrei Gärtnern", "Lebensraum Kirchturm" und "Lerchenfenster" sowie zahlreiche Stellungnahmen zu Planungen auf lokaler und regionaler Ebene.
Wird die Naturschutzarbeit auch überregional anerkannt?
Ja, das zeigt die Verleihung des Naturschutzpreises Baden-Württemberg in den Jahren 1992 und 2005. Die Erfolgsgeschichte des NABU Eberbach beruht nicht allein auf der Gruppe der wie in jedem Verein unentbehrlichen Aktiven, sondern jedes unserer zur Zeit 267 Mitglieder trägt allein schon durch seine Mitgliedschaft dazu bei, den NABU zu stärken.
Wer unterstützt den NABU?
Viele. Und das ist sehr wichtig. Ohne die großzügige Unterstützung durch die Stadt Eberbach, die Forstbehörden, das Landratsamt mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Straßenbauamt, das Wasser- und Schifffahrtsamt, den Naturpark Neckartal-Odenwald, den Landschaftserhaltungsverband und den zahllosen freiwilligen Helfern und Spendern wäre vieles nicht möglich gewesen. Der NABU Eberbach dankt allen sehr herzlich.
Am Samstag, 30. September, steht eine Geburtstagparty an. Was ist geplant?
Wir veranstalten zum Jubiläum "40 Jahre NABU Eberbach" einen Streuobstwiesennachmittag auf dem Breitenstein. Treffpunkt ist von 13 bis 17 Uhr der Breitensteinhof. Angeboten werden eine Streuobstwiesenführung, Handhabung einer Sense, Apfelsortenbestimmung, Mostpressen mit und für Kinder und eine geführte Wanderung des Odenwaldklubs auf den Breitenstein. Die Bevölkerung ist eingeladen.
Herr Schulz, wir danken Ihnen für das Gespräch.