Alexander Weinlein und Markus Dosch von "Herz statt Hetze" werden mit der Schulfilmwoche rund 1100 Jugendliche erreichen. Foto: Tanja Radan
Buchen. (tra) Die Initiative "Herz statt Hetze", die sich für Toleranz, Respekt, Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit einsetzt, führt vom 25. bis 29. März ihre zweite Schulfilmwoche durch. Politikwissenschaftlerin Katrin Himmler, die Großnichte des SS-Reichsführers Heinrich Himmler, wird in dieser Woche an neun Schulen den Film "Meine Familie, die Nazis und ich" zeigen. "Rund 1100 Schüler, die die 8. und 9. Klassen besuchen, werden den Film gemeinsam mit Katrin Himmler anschauen und haben danach die Möglichkeit, mit ihr zu diskutieren", berichtet Alexander Weinlein, der die Filmwoche gemeinsam mit Markus Dosch organisiert. Die Filmwoche wird im Rahmen des Landesprogramms "Demokratie stärken! Baden-Württemberg gegen Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus" gefördert.
"Im Dokumentarfilm von Chanoch Ze’evi berichten Nachkommen der größten NS-Verbrecher, wie sie mit diesem Erbe leben", sagt Weinlein. Der israelische Regisseur hat neben Katrin Himmler auch Bettina Göring, die Nichte von Hitler-Stellvertreter Hermann Göring befragt. Und er zeigt Rainer Höß, den Enkel von Rudolf Höß, wie er nach Auschwitz reist, wo sein Großvater als KZ-Kommandant maßgeblich für den Massenmord an Juden verantwortlich war. Vor die Kamera traten auch Niklas Frank, der Sohn des ehemaligen Generalgouverneurs der besetzten polnischen Gebiete, sowie Monika Göth, die Tochter des Lagerkommandanten Amon Göth.
Folgende Schulen sind dabei: das Eckenberg-Gymnasium Adelsheim, die Martin-von-Adelsheim-Realschule, das Ganztagsgymnasium Osterburken, das Burghardt-Gymnasium, die Helene-Weber-Schule, die Abt-Bessel-Realschule, die Karl-Trunzer-Schule (alle Buchen), die Konrad-von-Dürn-Realschule und die Auerberg Werkrealschule (beide Walldürn).
Am Dienstag, 26. März, wird zudem eine öffentliche Filmvorführung mit Himmler stattfinden: Sie ist um 19.30 Uhr in den "Löwenlichtspielen" in Walldürn zu Gast, wird mit den Besuchern diskutieren und den Film "Heinrich Himmler - Der Anständige" zeigen. Der Dokumentarfilm wurde von Vanessa Lapa gedreht. Der Titel ist eine Provokation, aber Himmler hat sich selbst als "Anständigen" angesehen. In einer seiner beiden Posener Reden sagt er 1943: "Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei - abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen - anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht und ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte." Im Film "Der Anständige" kommt Himmler durch seine Briefe selbst zu Wort, die von Schauspielern gelesen werden. Karten für die Filmvorführung gibt es an der Abendkasse.
Den Abschluss der Filmwoche wird ein Vortrag mit Timo Büchner sein, der am Freitag, 29. März, um 19 Uhr im "Klösterle" in Buchen spricht. Der Titel seines Vortrags lautet "Völkisch-autoritärer Populismus in den Parlamenten - damals und heute". Der Vortrag ist öffentlich, der Eintritt frei. Der Politikwissenschaftler und Autor der Broschüre "Organisierte rechte Strukturen zwischen Tauber, Kocher und Neckar" befasst sich mit folgenden Fragen: Welche Parallelen bestehen zwischen der Weimarer Republik und heute? Wie sollen wir damit umgehen? Welche Lehre sollen wir aus den Erfahrungen der 1920er und 1930er Jahren ziehen?
"Herz statt Hetze" wird 2019 zudem Workshops zum Thema "Alltagsrassismus und Hate Speech" anbieten, an denen interessierte Gruppen wie Vereine, Jugendhäuser usw. teilnehmen können. Die Workshops, die das Bündnis gemeinsam mit dem Demokratiezentrum und der Caritas auf die Beine stellt, werden vom Ministerium für Soziales und Integration mit 9000 Euro gefördert. "Das Geld wird eingesetzt, um das Honorar der Referenten zu bezahlen und Technik sowie Equipment zu finanzieren", sagt Weinlein. "Die Workshops sollen die Teilnehmer für Hate Speech sensibilisieren und Gegenstrategien aufzeigen", sagt Markus Dosch. Weitere Infos zu den Workshops gibt es unter www.herzstatthetze-nok.de.
Auch eine große Kulturveranstaltung der Initiative "Herz statt Hetze" steht an: Am Samstag, 11. Mai, findet ab 18 Uhr in der Buchener Stadthalle das Benefizkonzert "Herztöne" statt, das zugunsten des Vereins "Lebenshilfe" veranstaltet wird. Auf der Bühne werden Musikschaffende aus Buchen und der Region stehen. Die Initiative hofft auf viele Besucher und freut sich zudem generell über weitere Mitstreiter.
Weinlein und Dosch unterstreichen: "Auch im Neckar-Odenwald-Kreis erstarkt der Rechtspopulismus. Deswegen ist es wichtig, dass sich Bürger für Demokratie und die freiheitliche Grundordnung einsetzen. Jeder, der das tun will, ist bei uns willkommen."