So sieht der neue Plan für die Spielzeit 2018/19 aus
Helmut Kohl kommt als "Elefantengeist" – 43 Premieren und 34 Wiederaufnahmen stehen auf dem Spielplan

Fünf Intendanten, eine Pressechefin und ein Generalmusikdirektor präsentierten die Spielzeit 2018/19 des Nationaltheaters Mannheim (von links): Stephan Thoss (Tanz), Christian Holtzhauer (Schauspiel), Marc Stephan Sickel (Geschäftsführung), Christine Diller (Öffentlichkeitsarbeit), Ulrike Stöck (Junges Nationaltheater), Albrecht Puhlmann (Oper) und Alexander Soddy (GMD). Foto: Alfred Gerold
Von Volker Oesterreich
Mannheim. Die Spielplan-Pressekonferenzen großer Theater folgen einer klaren Dramaturgie: Erst wird die gerade noch laufende Saison gepriesen, unterfüttert mit ein paar Fakten, dann folgt das Lob der Zukunft mit lauter vielversprechenden Premieren-Titeln und Neuansätzen. Genau nach diesem Schema verlief gestern auch die Präsentation der Spielzeit 2018/19 im Nationaltheater Mannheim. Sie beginnt am 15. September mit einem Theaterfest.
Die Zahlen: Das Haus sei bestens aufgestellt, sagte der Geschäftsführende Intendant Marc Stefan Sickel. Die Auslastung der Spielstätten läge bei 74 Prozent - angesichts der hohen Platzkapazität ein guter Wert. Bei den Eigeneinnahmen wurde erstmals die Marke von sechs Millionen Euro geknackt. Für die nächste Saison planen alle Sparten zusammen 43 Premieren und 34 Wiederaufnahmen. Ein Kraftakt.
Schauspiel: Neu im fünfköpfigen Leitungsteam des Nationaltheaters ist der Schauspiel-Intendant Christian Holtzhauer. Der 1974 geborene Leipziger wird im Gegensatz zu seinem Vorgänger Burkhard C. Kosminski nicht selbst Regie führen. Zuvor war Holtzhauer Leiter des Kunstfestes Weimar, dessen Veranstaltungsspektrum er enorm erweitert hatte, und Dramaturg am Schauspiel Stuttgart. "Vielfalt, Offenheit und Durchlässigkeit" lauten seine Leitbegriffe, "außerdem sollen mehr weibliche Stimmen zu Wort kommen", fordert er. Die Hälfte der 22 Neuproduktionen und Projekte werde von Frauen inszeniert. Mit der Wahl der "Räuber" zieht Holtzhauer den Hut vor der Mannheimer Kulturgeschichte, wurde doch Schillers Frühwerk 1782 hier uraufgeführt; die Regie übernimmt Christian Weise. Mit "Maria Stuart" in der Regie von Claudia Bauer folgt zu den 20. Schillertagen (20. bsi 30. Juni 2019) das große Königinnendrama des Mannheimer "Säulenheiligen".
Die Palette reicht von einer "Orestie"-Überschreibung Necati Öziris über die Dramatisierungen von Hesses "Steppenwolf" oder Bölls "Ansichten eines Clowns" bis zu einem Auftragswerk des Schweizer Autors Lukas Bärfuss, der sich im "Elefantengeist" dem "schwarzen Riesen" Helmut Kohl widmen wird. Weitere wichtige Produktionen sind Ernst Tollers fast vergessenes "Hoppla, wir leben!" sowie eine Reihe von Projekten im Stadtraum, an denen sich die Bürgerbühne beteiligen wird. Sie heißt künftig "Mannheimer Stadtensemble" und wird von Beata Anna Schmutz geleitet. Los geht’s mit der Jahrmarktsperformance "Volksfest". Für das Stadtensemble werden noch Mitstreiter aus allen Altersgruppen und Stadtteilen gesucht, möglichst multikulturell geprägt.
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Oper: Intendant Albrecht Puhlmann setzt den Monteverdi-Zyklus mit der Marienvesper" unter der Regie Calixto Bieitos fort. Nigel Lowery knöpft sich mit Wagners "Meistersingern" eine "heilige Kuh" der Mannheimer vor. Ob er weiß, dass er sich damit auf ein vermintes Feld begeben könnte? Anna Viebrock, die legendäre Bühnenbilder für Christoph Marthaler schuf, inszeniert "House of Usher" nach Debussy und Poe, während Barrie Kosky mit "Pelléas et Mélisande" ein weiteres Werk Debussy präsentiert. Markus Bothe bedient mit Offenbachs "Orpheus" das Operettenfach, und Roger Vontobel widmet sich Verdis "Il Trovatore". Rachmaninows "Francesca da Rimini" gibt’s konzertant.
Junges Nationaltheater: Intendantin Ulrike Stöck fragt in der Zukunftsrecherche "Utopie", wie unsere Welt in 100 jahren aussehen könnte, als Koproduktion mit dem Schauspiel kommt "1001 Nacht oder Die Macht des Erzählens" auf die Bühne, während mit "Easy Baby" die Magie des Vierteltons erforscht wird.
Tanz: Nach "Traum" und "Herz" stehen nun die "Stimmen" im Zentrum der dritten Spielzeit von Stephan Thoss, dem Intendanten der Tanz-Sparte. Zum Start zeigt er seine preisgekrönte Choreografie "Blaubarts Geheimnis". Mit der Opernsparte wird er beim Großprojekt "Sanssouci" kooperieren und den Geist der friederizianischen Zeit ausloten. Bach und Händel werden dabei erklingen, nicht Friedericus Rex höchstselbst, der ja auch komponiert hat. Als Gastchoreografen zeigen Johan Inger und Giuseppe Spota "Die vier Jahreszeiten / Empty House", und die portugiesische Choreografin Liliana Barros wird sich gemeinsam mit Thoss der "Evolution" widmen.
Info: Der Kartenverkauf für alle Veranstaltungen im Opernhaus beginnt am 30. Mai, für die weiteren Vorstellungen wie üblich jeweils am 3. des Vormonats. (nationaltheater-mannheim.de)