Heidelberger Klavierwoche im DAI

Bach, Beethoven, Schubert und Schumann - auf japanisch

Hikaru Kanki mit ausgereifter Darbietung - Sie studiert auch historische Aufführungspraxis und Cembalo

08.01.2018 UPDATE: 09.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 4 Sekunden

Hikaru Kanki in Heidelberg. Foto: Köhl

Von Rainer Köhl

Heidelberg. Mitten im Studium an der Musikhochschule Hannover ist Hikaru Kanki noch, aber künstlerisch ist sie schon sehr ausgereift: Auf DAI-Einladung gastierte die 24-jährige Japanerin bei der Heidelberger Klavierwoche im Deutsch-Amerikanischen Institut und begann mit Bachs 3. Fanzösischer Suite h-Moll.

Dass sie auch historische Aufführungspraxis und Cembalo neben dem Klavier studiert, war ein Vorteil für ihre Barock-Sicht. Die Phrasen ließ sie wunderbar singen, brachte reiche Beseeltheit ins Spiel. Dass Ornamente sehr wichtig sind im Barock, ließ sie gleichfalls bestechend klar werden. Prall und hedonistisch, ausgesprochen lustvoll und klangsinnlich gestaltete sie Verzierungen. In schönster Delikatesse modellierte sie die Phrasen, wie kostbare beseelte Wesen, fein hingetupft und tänzerisch beschwingt, wie Schmetterlinge im Wind.

Beethovens späte Sonate A-Dur op. 101 ließ sie folgen: In tiefer Empfindung sinnierend und himmelwärts horchend musizierte sie den Kopfsatz, recht angehalten im Tempo. Ganz irdisch, mit stark gespitzten Marschrhythmen belebte sie den zweiten Satz, brachte sehr viel Leben und Elan auch in die finale Fuge. Immer waren es sehr beredte Kräfte, die sie in der Musik zum Ausdruck brachte, neben einer tiefen Lyrik.

Zwei Impromptus D 899 von Schubert ließ Hikaru Kanki folgen. Die tiefe Sehnsucht, die zwischen Dur und Moll bei Schubert so unsagbar schwebt, ließ sie tief wirken in Nr. 1 c-Moll, in innigen bis brennenden Gesängen. Eine vorzüglich ausgebildete Technik hat die Japanerin, die sublime Nuancen ermöglicht und auch aus den Begleitstimmen immer erlesene Sanglichkeit entwickelte.

Schumanns Fantasiestücke op. 12 spielte sie zum Schluss, und deren Lyrik war bei der Pianistin in besten Händen. Träumerisch zart, in wunderbar frei gestalteter Agogik und innigem Rubatospiel musizierte sie, entwickelte die Poesie im Stillen ebenso eingebungsvoll wie in den insistierenden Aufgipfelungen, denen sie virtuose, packende Fahrt gab.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.