Zum Stehvermögen von Mick Jagger und Keith Richards
Das Geheimnis der Langlebigkeit der beiden liegt in den Werten, mit denen die Nachkriegsgeneration Englands großgezogen wurde.

Von Wolf H. Goldschmitt
Heidelberg. Es ist schon ein bizarrer Gedanke, dass Mick Jagger, einst Ikone rebellischer Jugend, seinen 80. Geburtstag feiert. Noch schockierender aber, dass Sir Micks Rolling-Stones-Kollege Keith Richards, von dem man einst glaubte, dass er keine 40 werden würde, am 18. Dezember denselben Meilenstein erreichen wird. Wie erklärt man die Tatsache, dass Mick und Keith allen Sterbetafeln der Versicherungsbranche getrotzt und es ins neunte Jahrzehnt geschafft haben?
Es schadete bestimmt nicht, dass die Musiker in den vergangenen 60 Jahren Zugang zur besten medizinischen Absicherung hatten, die man für Geld kaufen kann. Im April vor vier Jahren etwa musste Jagger die US-Tour abbrechen. Eine Herzklappenoperation war nötig. Rasch wurde er per Privatjet in ein New Yorker Krankenhaus geflogen. Auch Richards ist dem Tod dank exklusiver Nothilfe bereits von der Schippe gesprungen.
Das Geheimnis der Langlebigkeit der beiden liegt aber weiter zurück. Es hat seine Wurzeln in den Werten, mit denen die Nachkriegsgeneration Englands großgezogen wurde. Im Fall von Mick Jagger prägte der Lebensstil im Elternhaus, der durch rationierte Nahrung und Pflichtbewusstsein gekennzeichnet war.
Im Gymnasiumszeugnis wird er als "ein Junge mit dem Charakter der Beharrlichkeit" beschrieben – eine passende Kerneinschätzung.
Auch interessant
Aber die vielleicht erschreckendste Enthüllung über den heutigen und den kommenden Dezember-Jubilar, die alle Exzessstorys in den Schatten stellt: Beide blieben trotz Ruhm und Glamour stets jenen Normen verpflichtet, mit denen sie aufgewachsen sind. Folglich haben sie einen Plan, der auf lange Sicht angelegt ist. Die Idee, dass Jagger und Richards je Pensionäre werden könnten, klingt da fast absurd.