Filmfestival Mannheim-Heidelberg

Musiker- und Filmemacher Kelman Duran war zu Gast

Netzwerke des Widerstands: Er hat Songs für Beyoncé produziert und das Leben der Sioux filmisch begleitet.

22.11.2023 UPDATE: 22.11.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Multimedia-Künstler: Der Kalifornier Kelman Duran in der Alten Feuerwache. Foto: IFFMH

Von Stefan Otto

Mannheim. Das 72. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg findet nicht alleine in den Kinos der beiden Städte statt, sondern darüber hinaus etwa im Karlstorbahnhof, dem Stadthaus N1, in der Mannheimer Kunsthalle oder der Alten Feuerwache. In beiden Letzteren war nun der US-amerikanische Musiker und Filmemacher Kelman Duran zu Gast.

Zumindest mittelbar, über seinen beeindruckenden Soundtrack für den Bikerfilm "Rodeo", war Duran schon im vergangenen Jahr einmal hier. Damals jedoch – schließlich war die Corona-Pandemie längst nicht überstanden – wurde der französische Film von Lola Quivoron ganz ohne Gäste aus dem Kreis der Mitwirkenden vorgestellt. Nicht nur, um dieses Versäumnis auszugleichen, kooperierte das Filmfestival nun sowohl mit dem lokalen Musikfestival Planet Ears als auch mit der Kunsthalle, um Duran nach Deutschland zu holen.

Bekannt wurde der Kalifornier besonders durch seine Zusammenarbeit mit Pop-Megastar Beyoncé, deren Songs "I’m That Girl" und "Heated" er produziert hat. Beide befinden sich auf ihrem aktuellen Erfolgsalbum "Renaissance", über das auch Kelman Duran wieder indirekt in die Kinos finden wird, denn ein Mitschnitt von Beyoncés"Renaissance World Tour" wird ab 1. Dezember als Film veröffentlicht.

In der Alten Feuerwache präsentierte der 38-Jährige an den Reglern und hinterm Plattenteller elektronische Musik, die nicht von ungefähr dem dominikanischen Dembow und lateinamerikanischen Reggaeton entsprang und sich in experimentellere Klangflächen aus Naturgeräuschen, Ambience und Rap-Samples hineinbewegte. Duran selbst wurde 1984 in der Dominikanischen Republik geboren und ist in New York aufgewachsen. Eine Rolle spielte in Mannheim auch seine energiegeladene Musik aus "Rodeo", zu der Filmausschnitte und bislang unveröffentlichte Aufnahmen aus den Dreharbeiten gezeigt wurden.

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Im Atrium der Mannheimer Kunsthalle, am Übergang vom neuen in den alten Bau, sind bis noch bis Ende des Filmfestivals auf zwei Bildschirmen Durans Filme "To the North Parts I and II" zu sehen. Sie dokumentieren das Leben der Sioux First Nation in der Pine Ridge Indian Reservation in South Dakota. Die karge, kalte Region gilt als heiliger Ort und ist gleichzeitig eine der ärmsten der USA. Duran filmt seit rund zehn Jahren in der Gegend um Wounded Knee, dem Schauplatz des berüchtigten Massakers von 1890, und schätzt nach eigener Aussage noch mehr als das filmische Ergebnis, den Einwohnern begegnen zu dürfen. Die Filme bezeugen diese behutsame Annäherung.

Während "Part I" das ländliche Leben noch still beobachtet, öffnet Duran sich in Teil zwei gerade den Geschichten, die die Bewohner erzählen. Vom Fabelwesen Bigfoot oder gespenstischen Basketballerinnen etwa, die nächtens unheimliche Spiele veranstalten. Dieses Thema möchte Duran, der sich selbst als "ziemlich abergläubisch" bezeichnet, als Spielfilm weiterverfolgen, auch wenn er das Projekt insgesamt als eine Art "Archiv von unten" begreift.

Gegen fortbestehende koloniale Strukturen und über nationale wie kulturelle Grenzen hinweg, möchte er Netzwerke des Widerstands begründen, die marginalisierte Gruppen wie die First Nations zusammenführen sollen. Dafür beruft Duran sich nicht zuletzt auf das Cinéma vérité des Ethnologen und Filmers Jean Rouch und auf den 1951 verstorbenen Oscar Micheaux, der als erster schwarzer Regisseur des US-Kinos gilt.

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