Alice Merton, Joris, Wallis Bird und Co.

Diese Stars gingen auf die Mannheimer Popakademie

Hier werden Karrieren gestartet – seit mittlerweile 20 Jahren. Jetzt feiert die Talentschmiede runden Geburtstag.

18.07.2023 UPDATE: 18.07.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden
Zählen zu den bekanntesten Absolventen der Popschmiede aus dem Jungbusch: Alice Merton, Joris und Wallis Bird (von links). Fotos: dpa

Von Marco Partner

Mannheim. Mannheim macht Musik – und bringt Stars groß raus. Auf 20 Jahre und mehr als 1000 Absolventen kann die Popakademie inzwischen zurückblicken. Die 2003 im Jungbusch gegründete staatliche Hochschule, die Popularmusik und Musikwirtschaft vereint, dient nicht nur zur akademischen Ausbildung.

Die Talentschmiede hilft auch bei der Vernetzung und Selbstbehauptung aufstrebender Musiker. Sie ist der Startpunkt von Karrieren. Das belegt ein Blick auf die Toptalente, die die Popakademie im Laufe der Jahre hervorgebracht hat.

Alice Merton: Wer kennt es nicht? 2016 wird "No Roots" zum Super-Ohrwurm. Die damals noch unbekannte Alice Merton erobert die internationalen Radio-Charts, wird mit Preisen überhäuft, gastiert sogar bei der "Tonight Show" von Jimmy Fallon und wird quasi über Nacht zum Star. Dabei will die in Frankfurt geborene und in Kanada aufgewachsene Sängerin zunächst Wirtschaftswissenschaften studieren. Ab 2013 studiert sie Popmusikdesign in Mannheim – und ebnet so einer steilen Karriere den Weg.

Wallis Bird: Den Iren wird das Talent als Musiker schon in die Wiege gelegt, könnte man glauben. Bei Wallis Bird stecken aber auch viel Hartnäckigkeit und ein Schicksalsschlag dahinter. Der Legende nach schenkt der Vater ihr schon zum zweiten Geburtstag die erste Gitarre. Da sie jedoch als Kleinkind bei einem Rasenmäherunfall alle Finger der linken Hand verliert und vier Finger wieder angenäht werden, entwickelt sie einen ganz eigenen, außergewöhnlichen Gitarrenstil. Drei Jahre lebt sie auch in Mannheim und nimmt 2007 an der Popakademie ihr Debütalbum auf.

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Joris: Etwas später schreibt sich ein junger Mann bei der Popakademie ein, und kommt drei Jahre danach nicht nur als Bachelor-Absolvent, sondern auch mit einer eigenen Band und einem Plattenvertrag wieder raus. Nur seinen Nachnamen muss er ablegen: Aus Joris Buchholz wird der bekannte deutsche Pop-Poet Joris. Es folgen der Hit "Herz über Kopf" und drei Echo-Gewinne. Noch immer bezeichnet sich Joris als Mannheim-Fan – und will diese Zeit nicht missen: "Hier habe ich meine Liveband kennengelernt und gefunden, wonach ich immer gesucht habe: verrückte Menschen, die Tag und Nacht Musik machen müssen."

Mine: Eines ihrer ersten Konzerte gibt Jasmin Stocker 2012 als damalige Popakademie-Studentin im Café Vogelfrei in den Quadraten. Damals noch schüchtern, die Haare tief im Gesicht. Das ist heute anders: Aus Stocker ist Mine geworden, die lockerflockig deutschsprachigen Folk mit Hip-Hop-, Jazz-, und elektronischen Elementen vermischt. In Mannheim belegt sie damals das Fach "Producing und Composing", 2021 räumt sie den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Text (Lied/Chanson) ab.

Jonny König: Zugegeben, Jonny König muss man nicht unbedingt auf dem Zettel haben. Irgendwas klingelt bei dem Namen aber doch. Richtig! 2013 sorgt der Drummer und Popakademie-Absolvent auf YouTube für Furore. In dem Video "Stoiber on Drums" vertont er die gestotterte Transrapid-Rede des bayerischen Ministerpräsidenten. 100.000 Klicks bringt das damals ein, heute sind es eine Million. Tatsächlich blieb König bei der Suche nach einem Stück für seine Schlagzeugprüfung bei Stoiber hängen, auch die Wutrede von Giovanni Trapattoni war in der Auswahl. Mit den Söhnen Mannheims geht er auf Tour, veröffentlicht mehrere Alben. Während des Lockdowns erscheint sein erstes Soloalbum, nun mischt er bei der Bundesgartenschau mit einer Klanginstallation mit.

Anika Nilles: Eine weitere bekannte Schlagzeugerin aus der Riege der Popakademie ist Anika Nilles. Auch sie nutzt Youtube für ihre Karriere, schlägt zunächst aber einen anderen beruflichen Pfad ein. Nach dem Schulabschluss absolviert sie eine Ausbildung zur Erzieherin und leitet einen Kindergarten. Mit 26 besteht sie die Aufnahmeprüfung für Schlagzeug an der Popakademie – und schließt 2019 mit Bestnote ab. Heute hat sie die Seiten gewechselt und sich zur Leiterin der Schlagzeugabteilung aufgeschwungen. 2022 ging sie mit Jeff Beck auf Europa-Tournee, dieses Jahr ist sie für den Deutschen Jazzpreis nominiert.

Konstantin Gropper: Konstantin Gropper gilt als Aushängeschild der Popakademie. Parallel zu seinem Studium gründet er Get Well Soon. Auch Timo Kumpf (Macher des Maifeld-Derbys und selbst früherer Popakademie-Student) gehört zeitweise der experimentierfreudigen Band an. Gropper wiederum produziert nicht nur Caspers Erfolgsalbum "Hinterland", er schreibt auch Soundtracks, bereits 2008 für den Wim-Wenders-Film "Palermo Shooting" oder zuletzt für die Netflix-Serie "How To Sell Drugs Online (Fast)".

Michael Stockum: Nicht nur Musiker, auch Produzenten oder Musikmanager brachte die Mannheimer Schule im Jungbusch hervor. Einer davon ist Michael Stockum, der dem ersten Studienjahrgang 2003/04 angehörte. Durch die Popakademie knüpft er Kontakte. Auf ein Praxis-Semester beim bekannten Plattenlabel "Four Music" folgt eine Festanstellung und der Aufstieg bis zum Vize-Präsidenten. Stockum nimmt unter anderem Casper und Joris unter Vertrag. Mit A Million Entertainment hat er inzwischen eine eigene Agentur gegründet und arbeitet mit Stars wie Lena Meyer-Landrut und Peter Fox zusammen.

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