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Nicholas Müller ist der bekannteste Dozent an der Popakademie

Probe mit Popstar: Er unterricht dort Singer-/Songwriting.

18.07.2023 UPDATE: 18.07.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Jupiter Jones-Sänger Nicholas Müller (r.) bespricht sich mit drei Studierenden vor ihrer Semesterabschlussprüfung. Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Es ist ganz still an diesem Freitagmorgen im kleinen Foyer der Popakademie. Keine Musik ist zu hören, kein Gesang – nur zwei tuschelnden Studentinnen, die es sich auf einer Couch gemütlich gemacht haben. In der Hochschule werden Prüfungen geschrieben und abgenommen, sämtliche Räume sind schalldicht isoliert, da dringt nichts nach außen. Eine große Glaswand im Erdgeschoss entpuppt sich als Eingang zum größten Saal mit modernstem Equipment, wo regelmäßig Konzerte stattfinden und sich die Studierenden präsentieren. Falsche Tageszeit dafür, also ein Stockwerk höher, vielleicht ist da mehr los.

Sämtliche Türen können nur mit einem Chip geöffnet werden. Reporter, Fotograf und Popakademie-Sprecherin Lea Geißler platzen mitten hinein in die Vorbereitung für die Semester-Abschlussprüfung im Singer-/Songwriting. Ein paar Minuten dürfen wir bleiben. Die Stimmung ist ohnehin gechillt, der bis an die Halskrause tätowierte Gastdozent am Schreibtisch hat ein sonniges Gemüt und lässt Fragen zu. "Ich manche manchmal selbst auch ein bisschen Musik", sagt er bescheiden. Und jetzt macht es Klick.

Es ist Nicholas Müller, Sänger der Band Jupiter Jones. An diesem Vormittag unterrichtet er die Studierenden Jonathan Druwen, Yale Sevis und Sophia Bartz, die vor ihm sitzen. Während die beiden jungen Frauen sehr aufgeschlossen und auskunftsfreudig sind, tut sich der Sänger und Gitarrist ein bisschen schwer mit der Situation, dreht sich eine Zigarette und spielt mit einer Art Würfel herum.

Vielleicht liegt’s an der Einstiegsfrage: Warum sich Druwen als Punk für die Popakademie entschieden hat und wie das sein Umfeld findet. "Das alles hat halt einen gewissen Ruf", meint er leise. Auch Sevis ist ein bisschen mulmig davor, nach dem Abschied der Besucher in kleiner Runde zu singen. "Mir ist das vor vielen Leuten lieber", sagt sie, schätzt aber die familiäre Atmosphäre an der "Poppe". Bartz, die als Singer/Songwriterin im Indie-Pop und Folk ihre Zukunft sieht und die US-Musikerin Phoebe Bridgers zum Vorbild hat, macht nicht das, was viele Dozenten den Studierenden raten: "Singt deutsch!"

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So wie Nicholas Müller. Vor zwölf Jahren hat er mit Jupiter Jones einen Hit gelandet, der im Radio rauf und runter lief: "Still". Müller hat auch schon an anderen Hochschulen doziert, an der Popakademie gefällt ihm, "dass die Studierenden nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt werden".

Dozent Erdem Simsek und Studentin Berivan Canbolat spielen auf der Baglama. Foto: Gerold

Noch intimer ist es in einem anderen Raum mit Perserteppichen auf dem Boden. Dozent Erdem Simsek und Weltmusik-Studentin Berivan Canbolat geben eine Kostprobe und spielen Baglama. Die anatolische Langhalslaute ist das mit Abstand populärste Musikinstrument der Türkei. Der Sound klingt, zumindest bei diesem Stück, melancholisch. "Baglama ist aber kein ,trauriges’ Instrument", weiß Simsek.

Er muss es wissen. Simsek ist einer der führenden Baglama-Interpreten der jüngeren Generation. Studentin Canbolat hat sich Großes vorgenommen. Sie will dafür kämpfen, dass es das exotische Instrument in den westlichen Klassikbetrieb oder ein transkulturelles Orchester schafft und damit auch ein anderes Publikum erreicht.

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