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Hotelpläne-Streit zwischen Miramar und BI geht weiter

Die Bürgerinitiative "Naherholung Waidsee" wehrt sich gegen Kritik des Freizeitbades. Dieses kontert kritische Aussagen zu Betriebsabläufen.

10.11.2023 UPDATE: 10.11.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 14 Sekunden
Nicht zuletzt in den Wintermonaten eine Familienattraktion weit über die Region hinaus: das Weinheimer Freizeitbad Miramar. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Die Kontroverse um die Parkdeck- und Hotelpläne des Weinheimer Freizeitbades Miramar geht in die nächste Runde. Nachdem Bäder-Betreiber Marcus Steinhart das Verhalten und die Argumente der Bürgerinitiative (BI) "Naherholung Waidsee" als unredlich bezeichnet hat, wehren sich die Aktiven.

Dabei kontern sie indes nicht nur die Kritik Steinharts, sondern machen Miramar und Stadt Vorwürfe. Die BI sammelt Unterschriften für ein Bürgerbegehren, um sich gegen ein im September angestoßenes Bebauungsplanverfahren zu stemmen. Das Verfahren soll es dem Bad erlauben, ein Parkdeck sowie ein Hotel zur Gegenfinanzierung zu bauen.

> BI wehrt sich und teilt aus: Wenn das Bad einer gerade von Bürgern des benachbarten Wohngebiets Waid ausgehenden Initiative vorwirft, dass ihr "die Bürger der Waid offenbar egal sind", müsse man das nicht verstehen, teilt die BI mit. Und wenn das Miramar mit einer "Aufwertung des Standorts" argumentiere, beleuchte es eigene Interessen: die Errichtung eines Hotels. "Ob die Hotelgäste den Weg in die Innenstadt finden, ist aufgrund der Randlage eher zweifelhaft."

Der Parkdruck im Umfeld des Bades in Weinheims Westen sei unter anderem eine Folge der Tatsache, dass das Miramar zu Spitzenzeiten wie in Schulferien und an verlängerten Wochenenden "mit Überlast fährt", also mehr Besucher anziehe, als es die begrenzende Anzahl der Spinde und Parkplätze zulasse.

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"Das Bad präsentiert sich als Löser eines Problems, an dessen Entstehung es nicht unwesentlich selbst beteiligt ist", so die BI. Dass man dann mit einem Hotel auf dem bisherigen Parkplatz die dortigen Stellplätze um ein Drittel reduziert, "dürfte Strandbad-Besucher an heißen Sommerwochenenden noch mehr veranlassen, einen Parkplatz auf der Waid zu suchen, statt in einem über 600 Meter entfernten Parkhaus".

An Spitzentagen im Sommer besuchten 8000 Menschen das kommunale Strandbad am See und direkt nebenan das Miramar. Die Schaffung von zusätzlichen 409 Parkplätzen löse das Problem in den Wohngebieten nicht. Es gebe auch kein Gutachten, das die Situation in Spitzenzeiten analysiert.

Die Auslastung des Bades sei "offiziell" auf die Anzahl der aktuell 2048 Spinde beschränkt. Die Spitzenlasten im Winterhalbjahr, etwa an Wochenenden und Feiertagen, könnten durch einen Onlineticketverkauf abgebaut werden. "Das ist unser Appell an das Bad. Damit wäre das Parkplatzproblem gelöst, es reist niemand umsonst an, und es würde für Besucher und Mitarbeiter weniger gefährlich."

Die BI wehrt sich auch gegen Steinharts Äußerungen zu den Äckern, auf denen das Parkhaus entstehen soll. "Anders als von ihm behauptet, werden zwei Drittel der Pflanzen als Futter (und nicht zur Energieerzeugung) verwendet, es ist eine regelmäßige Fruchtfolge einzuhalten."

Laut dem gültigen Flächennutzungsplan sei das Gelände rund um das Miramar nicht dafür da, "die Erweiterungswünsche eines Bäderbetreibers zu Lasten der Bürger kontinuierlich zu erfüllen", sagt die BI mit Blick auf die Stadtverwaltung. Der Interessengemeinschaft (IG) Waid wiederum wirft die BI vor, eine Umfrage unter den Anwohnern abgelehnt zu haben, während "die einzige Anwohnerbefragung" der IG aus dem unweit gelegenen Wohngebiet Ofling eine 80-prozentige Mehrheit gegen das nun beschlossene Konzept ergebe.

Die vorbereitenden Gespräche von Verwaltungsspitze und Miramar seien mit den IG-Vorständen über weite Strecken vertraulich geführt worden, Projektionen möglicher Baukörper sollten "keinesfalls gezeigt werden", auch nicht bei einer Öffentlichkeitsveranstaltung im November 2021. Dort habe die Stadt die "einzige kleine qualitative Bürgermeinungseinholung" ausgerichtet. Als Resultat sei das jetzige Konzept am kritischsten hinterfragt worden und habe keine positive Rückmeldung erhalten, aber mehr Kontrapunkte als alle anderen Vorschläge.

> Das sagt die Stadtverwaltung: Die RNZ konfrontierte Stadt und Miramar mit einigen Kritikpunkten der BI – insbesondere mit jenen, die das vom Rathaus ausgehende Beteiligungsverfahren und die Betriebsabläufe im Bad betreffen. So stellt das Stadtplanungsamt klar, dass einige Pro- und Kontra-Argumente zu verschiedenen Varianten zur Lösung der Parkproblematik zunächst von der Verwaltung selbst erstellt wurden, um den Teilnehmern der Veranstaltung 2021 einen Überblick zu ermöglichen. Aus dem nachfolgenden Bürgerdialog, bei dem sich die Teilnehmenden schriftlich und später auch mündlich melden konnten, habe sich "keine eindeutig favorisierte Variante herauskristallisiert". Die Diskussion habe sich schwerpunktmäßig auf Umweltauswirkungen einer zusätzlichen Bebauung bezogen.

> So nimmt das Miramar Stellung: Laut einem Sprecher des Bades gibt es 2049 Spinde. Dazu kämen aber noch welche in der Sauna sowie Ablagefächer. "Viele Stammgäste sparen sich die Spindsuche und nehmen ihre Taschen mit in die Sauna." Häufig seien Spinde durch Paare oder Familien "mehrfach" belegt. Es gebe keine verbindliche Obergrenze für die Zahl der Gäste. "Wir steuern den Zugang auf Sicht."

Besucher könnten sich über eine Ampel auf der Webseite des Bades orientieren oder müssten warten, wenn es zum Einlassstopp kommt. "Das wird ganz überwiegend akzeptiert." Eine verbindliche Onlineanmeldung sei keine Lösung, "vor allem, weil die Bedürfnisse der Gäste unterschiedlich sind". Manche bezahlten zunächst für vier Stunden, blieben aber länger und zahlten nach.

Ein festes Zeitfenster würde Gäste verärgern, weil sie etwa wegen Stau bei der Anreise ihre gebuchte Zeit verlieren oder nicht spontan kommen könnten. "Wenn wir eine sehr hohe Frequenz von über 3000 Gästen am Tag haben, sind das bei angenommenen 2,5 Personen pro Auto mindestens 1200 Fahrzeuge über den Tag, plus im Sommer unter anderem Strandbad-Gäste. Dann kommt es zum Parkdruck. Ein Parkdeck entschärft diesen ganz überwiegend."

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