Hintergrund Stockender Warenfluss
Handwerk leidet unter Preisexplosion: Betrieben fehlt das Material
Handwerker in der Region haben es aktuell schwer, ihre Aufträge abzuarbeiten: Ihnen fehle der Rohstoff, wie die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald kürzlich mitgeteilt hat. Immer öfter erreichten Hilferufe die Kammer. "Schon seit Jahresbeginn spüren unsere Bau- und Ausbaubetriebe extremen Preisdruck und Lieferprobleme. Lieferanten verlangen teilweise Tages- oder Wochenpreise, was eine solide Kalkulation kaum möglich macht und auch auf Kundenseite nicht akzeptiert wird", erklärte Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer. "Mittlerweile kommt es immer häufiger zu Verzögerungen bei laufenden Projekten oder sogar zu Auftragsstornierungen." Einige Betriebe hätte wegen des Materialmangels bereits Kurzarbeit anmelden müssen. "Eine absurde Situation angesichts voller Auftragsbücher", so Hofmann.
Als besonders gravierend empfinden die Handwerker einer Umfrage der Kammer zufolge die Engpässe bei Holz und Holzprodukten, zudem bei Metallen und Metallprodukten (etwa Alu, Stahl, Kupfer), bei Kunststoff (wie etwa Dämmmaterial, oder Bodenbeläge), bei chemischen Produkten (Farbe, Lacke und Putze) sowie bei elektrischen Bauteilen und Chips.
Hofmann sieht bereits ernste betriebswirtschaftliche Konsequenzen bei den Handwerksbetrieben. Gleichzeitig aber werden seiner Ansicht nach auch politisch und gesellschaftlich wichtige Ziele blockiert. "Bezahlbares Bauen und Wohnen oder energetische Sanierung sind zwei wichtige Stichworte, die wegen des Materialmangels gefährdet sind", sagte er. Die Lage sei nicht nur für die am stärksten betroffenen Bau- und Ausbaugewerke dramatisch, sondern für die Wirtschaft insgesamt. "Denn genau diese Gewerke waren der Konjunkturstabilisator während der Pandemie. Sollte sich dieser Konjunkturanker lösen, dann dürften nicht nur die Bau- und Ausbaugewerke in schweres Wasser geraten, sondern ist der gesamte wirtschaftliche Aufholprozess im zweiten Halbjahr gefährdet." (kla)