Zu dumm

Peinliche Hoffenheimer erleiden eine historische Niederlage im DFB-Pokal: 0:4 beim Viertligisten Berliner AK  

21.08.2012 UPDATE: 21.08.2012 00:32 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Zu dumm

Peinliche Hoffenheimer erleiden eine historische Niederlage im DFB-Pokal: 0:4 beim Viertligisten Berliner AK

Fußballfreund Spinne, eigentlich Volkmar, hätte eine Freikarte kriegen können fürs Pokalspiel. Schmunzelnd lehnte er ab. "Nein, danke. Wen interessiert denn schon BAK, wen Hoffenheim?" Spinne ist Ur-Berliner vom Prenzlauer Berg, also direkt bis zur Schmerzgrenze. Der Kerl hat was verpasst – sein Lästermaul hätte frische Nahrung bekommen, wenn er an diesem heißen Nachmittag ins Poststadion nach Moabit statt ins Schwimmbad geradelt wäre: BAK, der Berliner Athletik-Klub, feierte eine Sensation. 4:0 gegen die TSG Hoffenheim! Vierzunull!

So hoch hat in der langen Geschichte des DFB-Pokals noch kein viertklassiger Verein gegen einen Bundesligisten gewonnen. Schön für BAK. Peinlich für Hoffenheim. "Wir müssen uns schämen", bekannte Kapitän Tim Wiese, der als einziger Verlierer zu einer Stellungnahme bereit war. "Desolat! Wir sind zu dumm gewesen.

Die 1470 Stauner im Stadion neben dem Frauengefängnis erlebten eine Fußball-Groteske: Ein Bundesligist, der davon redet, am Europapokal teilzunehmen, kickte wie eine Freizeit-Mannschaft nach einer durchzechten Nacht. "Der Sieg ist auch in dieser Höhe verdient, die Berliner mussten nicht mal über sich hinauswachsen", ätzte TSG-Trainer Markus Babbel, der seiner lustlosen Truppe "kollektives Versagen" vorwarf und "geschockt" war von der "blutleeren" Darbietung, dem fehlenden Widerstandsgeist, der miserablen Körpersprache. Wehr- und ehrlos blieben die Hoffenheimer nach dem frühen 1:0 durch einen Heber des Studenten Metin Cakmak (3. Minute), wie Anfänger ließen sich die Innenverteidiger Jannik Vestergaard und Matthieu Delpierre durch Simple Steilpässe beim zweiten und dritten Gegentor überlisten (Justin Gerlach, 31., und Kevin Kruschke, 40., durften fröhlich frei einschießen), und beim 4:0 kurz nach der Pause (abermals traf Cakmak, 50.) leistete Wiese mit einem missglückten Abstoß haarsträubende Hilfe.

Fortan wurde der Nationaltorhüter bei jeder Ballberührung vom Berliner Publikum verhöhnt. Gleichwohl hatte Wiese in der lächerlichen ersten Halbzeit mit mehreren Paraden einen noch deutlicheren Rückstand verhindert.

"Arbeitsverweigerung!" – "Unfassbar schlecht!" – "Eine Schande!", waren noch die harmlosesten Kommentare der Tribünenbesucher, derweil auf der Gegengerade die rund hundert Hoffe-Fans sarkastisch Beifall klatschten angesichts der Fehlpass-Orgie von Firmino und Co. und ihre Flaggen einrollten und das große Banner zusammenfalteten. "Auf ein schönes neues Jahr!", hatte die Fan-Botschaft, weiß auf blau, beim Einlaufen gelautet. Die Vorfreude auf die neue Saison ist erst mal dahin ...

Den Hoffenheimer Profis droht nun eine ungemütliche Woche bis zum Bundesliga-Auftakt in Mönchengladbach. "Wir können jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen", sagte Babbel. Der Trainermanager wird Personalfragen überdenken müssen, erschwert grübeln über seine Startformation. Wer in Berlin nicht dabei war, darf sich nunmehr größere Einsatzchancen ausrechnen: Marvin Compper (gesperrt), Isaac Vorsah (Fußprellung), Fabian Johnson und Daniel Williams (beide spät vom Länderspiel-Sieg der USA aus Mexiko- Stadt zurück). "Wir müssen den Kopf klar bekommen", rät Kapitän Wiese zum Mentaltraining vorm Gladbach-Spiel. Und Fußballfreund Spinne? Der schickte am Abend eine SMS – mit einem Smiley als Gruß. Über Hoffenheim wird gelacht. 

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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