Mutter Obasi: "Was ist los mit Dir?"

Chinedu Obasi über die Vorkommnisse der letzten Wochen und wie seine Mutter ihn zurück in die Spur brachte    

26.10.2011 UPDATE: 26.10.2011 06:01 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Mutter Obasi: "Was ist los mit Dir?"

Chinedu Obasi über die Vorkommnisse der letzten Wochen und wie seine Mutter ihn zurück in die Spur brachte

 

 

Es war 21.11 Uhr in Sinsheim, als alle Last von Chinedu Obasis Schultern abfiel. Den Knall der Steine, die dem Stürmer vom Herzen fielen, dürfte man bis nach Enugu (Nigeria) gehört haben. Von dort erhielt der Stürmer unter der Woche einen Anruf, der ihn nach den letzten Wochen zuerst tief traf und dann zurück in die Spur brachte.

Es war 21.10 Uhr, als Ryan Babel Sven Schipplock mit einem Lupfer in den Kölner Strafraum schickte, Schipplock bis zur Grundlinie dribbelte, aufsah und den bei sieben Metern völlig frei stehenden Obasi perfekt bediente. Obasi schob zum 1:1-Ausgleich für Hoffenheim ein, nachdem Jajalo die Kölner schon in der 6. Minute nach einem dicken Patzer von Compper in Führung gebracht hatte.

Obasis Reaktion war ein Zeichen der totalen Erleichterung. Sven Schipplocks hätte ihn zu Tode  gewürgt vor Glück, dann sank Obasi auf den Boden und bekreuzigte sich. Zum Jubeln schaffte es Obasi nicht mehr. "Weil wir noch ein Tor zur Führung gebraucht haben", berichtete der Stürmer nach dem Spiel. "Ich freue mich, dass ich das Tor gemacht habe, aber das Wichtigste ist, dass wir weitergekommen sind." Das Führungstor erzielte erst Knowledge Musona in der 50. Minute.

Der Stürmer gab ganz ehrlich zu: "Jetzt bin ich ein bisschen weniger angespannt." Die vergangenen Wochen hatten den sensiblen Stürmer stark mitgenommen. Ausgerechnet gegen Köln vor knapp vier Wochen fing alles an. Weil der das Mittagessen verpasste, wurde Obasi von Trainer Holger Stanislawski aus der Startelf gestrichen.

Vor etwas mehr als einer Woche gab Obasi dann bei seiner Auswechslung in Stuttgart Trainer Stanislawski nicht die Hand, wurde gerügt und musste erneut auf die Ersatzbank. "Es ist viel passiert in den letzten Wochen", sagte Obasi. "Ich will nicht so viel über diese Sache reden. Das wirft mich zurück und ich will nach vorne schauen. Es war schwer für mich, mit der negativen Presse zurechtzukommen."

Erneut betonte der Stürmer, er sei "nur in Gedanken gewesen" nach seiner Auswechslung. "Ich habe an nichts gedacht. Ich war frustriert mit allem. Es war einfach ein bisschen zu viel für mich. So viel ist daheim passiert", so Obasi über die disziplinarischen Regeln, sein Comeback nach seiner langen Verletzungspause und das unglückliche Ausscheiden im Afrika-Cup mit Nigeria. All das schlug dem Stürmer arg aufs Gemüt.

"Auch in Nigeria haben sie diese Nachrichten gelesen", sagte Obasi über die Meldung von Disziplinlosigkeit und dem vermeintlichen Ärger zwischen ihm und dem Trainer. "Sogar meine Mama hat mich angerufen und hat gefragt: "Was ist los mit dir?" Das ist hart. Denn egal was passiert, meine Mama ist das Wichtigste für mich!", beteuerte der Stürmer, der sich um die Gefühle seiner Mutter sorgte. "Das Problem ist, dass ich gar nicht dieser Typ bin. In Hoffenheim kennen mich alle. Seit vier Jahren bin ich hier und habe nichts falsch gemacht. Ich hatte noch nie ein Problem mit jemandem. Letzte Woche ist einfach alles schlecht gelaufen."

Mit der Mannschaft und dem Trainer ist das Missverständnis längst aus der Welt geschafft. "Ich habe es auch dem Trainer und meinen Mannschaftskollegen gesagt. Wir haben uns ausgesprochen. Ich habe kein Problem mit niemandem. Alles ist o.k." Mit der Familie hat Obasi noch am Pokalabend telefoniert. "Ich hoffe, dass meine Mama sich jetzt wieder freut", so der Stürmer, der nach dem Pokalspiel noch nach Enugu telefonierte. "Sie hat immer für einen Anruf von mir Zeit", so Obasi, der mit seinem Tor "eine gute Nachricht nach Hause schicken" wollte. Er versprach: "Ich kämpfe, um auf meinem Weg wieder nach oben zu kommen. Ich versuche, das andere wegzuschieben."

Das Spiel gegen Köln, wo er endlich wieder in der Starelf stand, seine Sache gut machte und sein erstes Tor nach über eineinhalb Jahren Abstinenz und Verletzungen erzielte, war der Neuanfang. (Zuletzt hatte Obasi nämlich am 25. April 2010 gegen den HSV getroffen). "Ich bin zufrieden mit meiner Leistung", fand der Stürmer. "Wir können einige Dinge besser machen, aber ich habe Andi Beck hinten viel geholfen." Und vielleicht ist bei Obasi nun der Knoten geplatzt. Die Zuversicht ist jedenfalls zurückgekehrt: "Am Anfang habe ich gesagt, wenn ich ein Tor mache, kann alles wieder langsam kommen.  Ich bin gespannt auf das nächste Spiel."

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