Joselu: "Ich bin heiß"
Hoffenheims Sechs-Millionen-Stürmer Joselu könnte am Sonntag beim SC Freiburg seine Bundesliga-Premiere feiern
Hoffenheims Sechs-Millionen-Stürmer Joselu könnte am Sonntag beim SC Freiburg seine Bundesliga-Premiere feiern
Nach dem Interview wird oben weiter geredet. José Luis Sanmartin Mato, kurz Joselu, bekommt von seiner hübschen Deutschlehrerin erklärt, was Cheftrainer Markus Babbel mit seinen Kommandos bezweckt. Klar und knapp wird gepaukt: "Beweg dich! Aufpassen! Sicher spielen!" Joselu (22) hört aufmerksam zu, er befindet sich bei der TSG 1899 Hoffenheim noch in der Eingewöhnungszeit, er ist erst vor vier Wochen aus Madrid gekommen. Doch der junge 1,90-Metermann nimmt’s locker. "Fußball ist überall und immer das Gleiche", sagt er auf Spanisch. "Eine Mannschaft kämpft und will gewinnen."
Weil aber Hoffenheim so seine Probleme hat mit dem Kämpfen und Gewinnen und den Saisonstart vermasselte (ein 0:4 im Pokal beim viertklassigen Berliner AK, in der Bundesliga ein 1:2 in Mönchengladbach und 0:4 gegen Eintracht Frankfurt), darf er sich jetzt schon gute Chancen auf sein Ligadebüt ausrechnen. "Ich bin heiß, ich will spielen", sagt Joselu vor der Partie am Sonntag (15.30 Uhr) beim SC Freiburg. Doch Ansprüche stellt der Stürmer nicht, "alleine der Trainer entscheidet." Er weiß: Forsche Töne mögen Vorgesetzte nicht, schon gar nicht im Profifußball, wo jedes Wort zu einer politischen Bedeutung erhoben wird.
Also erzählt Joselu im RNZ-Gespräch schnell, dass Meldungen falsch seien, wonach er für die deutsche Nationalmannschaft angreifen wolle. An theoretischen Debatten mag er sich nicht beteiligen, zu frisch sind die Eindrücke in seiner neuen Umgebung. Und Erinnerungen an Stuttgart, seine Geburtsstadt, hat er nicht mehr. Als er drei war, kehrten seine Eltern in die galicische Heimat zurück, dort begann Klein-José bei SD Silleda mit dem Fußballspielen, wechselte als Zwölfjähriger zu Celta Vigo, wurde von Real Madrid entdeckt und stürmte für die zweite Mannschaft der Königlichen in der Segunda Division, wo er in der vergangenen Runde mit 19 Treffern bester Schütze war.
Für eine Ablöse in Höhe von rund sechs Millionen Euro wechselte Joselu in diesem August nach Hoffenheim, er zählt somit zu den elf teuersten Transfers in der Bundesliga. Eine besondere Verpflichtung für Hoffes Hoffnungsstürmer? "Nein", sagt er, "nein, Transfersummen haben nur eine minimale Bedeutung für mich. Ich bin Angestellter des Vereins, ich bin gekommen, um Fußball zu spielen."
Konkrete persönliche Ziele mag er nicht nennen. "So viele Einsätze wie möglich", sagt er, "und ich will so viele Tore wie möglich schießen." Erst kurz vor dem Freiburg-Spiel wird Trainer Babbel entscheiden, ob Joselu am Sonntag von Beginn an mitmachen darf und Eren Derdiyok, der erst heute von Länderspiel- Reisen mit der Schweizer Nati in den Kraichgau zurückkommt, aus der Startelf verdrängt. Oder setzt Babbel im Baden-Derby gar auf eine Doppelspitze?
1899-Assistenzcoach Rainer Wid- mayer verrät am Dienstag lediglich: "Joselu wird von Woche zu Woche besser. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird er für uns eine wichtige Stütze sein. Er ist ein kompletter Stürmer mit einem sehr guten Auge und präzisem Torabschluss."
Joselus Integration macht also Fortschritte. Seine Sprachtrainerin Raquel Rosa-Zembrod hilft ihm dabei sehr, seine brasilianischen Teamkollegen Roberto Firmino und Chris kümmern sich um ihn besonders, und abseits der Rasenfläche kommt er auch dank seiner Freundin Melanie gut zurecht – sie spricht fließend Englisch. Das junge Paar hat in Heidelberg eine nette Wohnung bezogen und bereits in der Neckarstadt "sehr gute Restaurants" entdeckt. "Ich vermisse nichts", sagt Joselu. "Gracias", ein fester Händedruck – und dann geht er die Treppe hoch zum Unterricht.