Hoffenheim ist im Abstiegskampf angekommen
Kein Team schoss zuletzt weniger Tore als die TSG, nur Nürnberg holte in den vergangenen Monaten weniger Punkte
Kein Team schoss zuletzt weniger Tore als die TSG, nur Nürnberg holte in den vergangenen Monaten weniger Punkte
Erstmals seit dem zweiten Spieltag steht 1899 Hoffenheim wieder in der unteren Tabellenhälfte. Nach dem 15. Spieltag ist Hoffenheim Zehnter. Gesichertes Mittelfeld? Das Bild trügt. Denn weil Köln und Mainz, die beide hinter der TSG stehen, aufgrund der Spielabsage vor drei Wochen ein Spiel weniger haben, zieht entweder noch ein Verfolger an 1899 vorbei, oder bei einem Unentschieden rücken alle Teams in der Abstiegszone noch enger zusammen.
Klar ist: Die halbe Liga spielte zuletzt dafür, dass die TSG nicht noch weiter abrutscht. Mainz und Wolfsburg, Kaiserslautern und Berlin, Köln, Freiburg, alle spielten zuletzt nur Unentschieden. Die Liga ist in diesem Jahr ausgeglichen, vor allem in der unteren Tabellenhälfte. Da ist der erste, flüchtige Blick auf die Tabelle gefährlich. Denn nur vier Pünktchen trennen 1899 noch vom Relegationsrang.
Die Bilanz der letzten zweieinhalb Monate könnte schlechter kaum sein. Der Bruch kam mit der Länderspielpause im September. Ein Sieg, drei Unentschieden und fünf Niederlagen, ganze sechs Punkte holte die TSG. Es ist die zweitschlechteste Punktebilanz der Liga. Nur der kommende Gegner Nürnberg ist mit fünf Punkten aus neun Spielen noch schlechter. Alle anderen Mannschaften einschließlich Kaiserslautern (9P), Freiburg (9P) und Schlusslicht Augsburg (8P) holten mehr Punkte. Zu Hause hat die TSG erst einmal verloren - das macht Mut. Die Kehrseite: 1899 verlor auch schon sechs Auswärtsspiele, kein anderes Team unterlag auswärts häufiger.
Ein Sieg gegen die Mannschaft mit dem aktuell schlechtesten Trend, Nürnberg, am kommenden Wochenende ist überlebensnotwendig. Noch können Stanislawskis Mannen den Trend bis zur Winterpause umkehren in den letzten beiden Ligaspielen und im Pokal. Noch kann ein positives Gefühl die Arbeit in der Winterpause erleichtern, Selbstvertrauen zurückgeben.
Doch welche Mittel stehen Stanislawski noch zur Verfügung? Als alles noch gut lief gegen Mainz (4:0) und Wolfsburg (3:1), trat Stani so lange auf die Euphoriebremse, bis der Wagen stand. Weise Voraussicht, oder eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Danach versuchte er es mit dem verbalen Knüppel gegen seine Mannschaft nach den Spielen auf Schalke, in Stuttgart und gegen Kaiserslautern. Anschließend stellte er sich wieder schützend vor sein Team. In Leverkusen blieben nur noch Durchhalteparolen. "Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken", sagte Stanislawski, "Wir kommen da wieder raus", sagte er und "Wir müssen den Kopf oben behalten." Stanislawski baute gegen Hamburg und Freiburg je die halbe Mannschaft um, wechselte fünf Spieler aus und ließ bis auf Vestergaard und Starke keinen auf seinem Platz. Auch dieser Zug erfolglos.
Eine Bilanz macht dabei vor allem nachdenklich: Die TSG erzielte in den zurückliegenden neun Spielen gerade einmal vier mickrige Tore. Kein anderes Bundesligateam erzielte weniger, sogar Kaiserslautern (6), der kommende Gegner Nürnberg (8) und Schlusslicht Augsburg schossen mehr (5 Tore). Die Abwehr ist mit 13 Gegentoren nicht das Hauptproblem der TSG, hier steht man vor Bremen (19 Gegentore), Hannover und Berlin (je 15), Köln (16), Wolfsburg (18) und vielen anderen.
Es grenzt an blanke Ironie, dass ausgerechnet die vor der Saison hochgelobte, oft bewunderte Offensive der TSG ihr Potenzial überhaupt nicht abrufen kann. Egal ob mit zentralem Stürmer oder in Stanislawskis Rotationssystem, nichts greift. Die Spieler wirken verunsichert, ohne genauen Plan in der Offensive und das obwohl mit Ibisevic, Babel, Obasi, Firmino, Sigurdsson, Mlapa und Musona laut Transfermarkt.de 33,5 Millionen Euro in der Offensive stürmen. Der Ertrag geht momentan gegen Null.
Die Erkenntnis ist bitter: Hoffenheim ist endgültig im Abstiegskampf angekommen und spielt aktuell seine schlechteste Bundesligavorrunde. In Nürnberg wartet der direkte Konkurrent um den Abstieg. Noch kann der Trend rechtzeitig gestoppt werden. Momentan teilt sich Stanislawski den Rekord mit fünf verlorenen Auswärtsspielen am Stück noch mit seinem Vorgänger Marco Pezzaiuoli. Dabei sollte es bleiben, denn sonst verbringt die TSG auch die Winterpause dort, wo sie eigentlich niemand haben wollte: im Abstiegskampf.
Die letzten neun Wochen im Überblick:
Mannschaft S U N Punkte Tore/Gegentore
Dortmund 6-3-0 21P (23/4)
Gladbach 5-2-2 17P (16/7)
Bayern 5-1-3 16P (20/8)
Schalke 5-1-2 16P (20/11)
Leverkusen 4-3-2 15P (15/12)
Stuttgart 4-3-3 15P (13/13)
Bremen 4-1-4 13P (14/19)
Hamburg 3-4-1 13P (14/9)
Wolfsburg 3-2-4 11P (14/18)
Hannover 2-4-3 10P (11/15)
Berlin 2-4-1 10P (14/15)
Köln 3-1-4 (1 Absage) 10P (11/16)
Mainz 2-3-3 (1 Absage) 9P (13/14)
Kaiserslautern 2-3-4 9P (6/10)
Freiburg 2-3-4 9P (10/13)
Augsburg 2-2-4 8P (5/15)
Hoffenheim 1-3-5 6P (4/13)
Nürnberg 1-2-5 5P (8/20)