Stadion-Neubau Sandhausen

Der SV Sandhausen hat nicht mehr viel Zeit

Laut Auflagen muss bis April eine Entscheidung vorliegen. Auch bei einem Abstieg ist ein Nachwuchsleistungszentrum wichtig.

21.01.2022 UPDATE: 22.01.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 26 Sekunden
Auch Bürgermeister Hakan Günes (vorne) kam zum Informationsabend des SVS. Foto: Alex

Sandhausen. (luw) "Wir müssen bis April eine Entscheidung haben, welchen Weg der SV Sandhausen geht", sagte Club-Präsident Jürgen Machmeier beim Informationsabend am Donnerstag. In einem Teil seiner Präsentation ging er auf die Auflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein und sah sich gezwungen, "mit Vorurteilen aufzuräumen".

Ein Leserbrief bleibe ihm ewig in Erinnerung, sagte der Präsident des SV Sandhausen (SVS): "Zeigt denen in Frankfurt doch mal, wo der Hammer hängt", fasste er sinngemäß die Aussage mit Blick auf den Hauptsitz der DFL zusammen. Dabei stellte Machmeier klar: ",Die in Frankfurt’, das sind wir. Die DFL ist ein Zusammenschluss aller 36 Bundesligavereine, das ist keine Regierung." Sondern die Vorstände all dieser Proficlubs würden gemeinsam Beschlüsse treffen: "Alle werden gleich behandelt."

Machmeier erklärte, dass die DFL Richtlinien für die Ausmaße und Beschaffenheit der Stadien aufstelle. So spiele der Verein in der Hopfengemeinde schon seit neun Jahren mit Ausnahmegenehmigung: Zu viele Plätze im Stadion seien nicht überdacht und noch "bedeutender": "Unser Stadioninnenraum ist rund zwei Meter zu schmal." Um die Stadionordnung der DFL zu erfüllen, wäre also ein umfangreicher Umbau des BWT-Stadions am Hardtwald für geschätzte 9,5 Millionen Euro nötig. "Werden die Auflagen nicht erfüllt, ist dies mit einer Geldstrafe beziehungsweise mit Punktabzug zu sanktionieren", zitierte Machmeier aus den DFL-Regeln. Nach all den Ausnahmegenehmigungen des Verbands sei man nun eben gezwungen, bis April eine Entscheidung vorzuweisen.

Ebenfalls auf DFL-Richtlinien zurückgeht derweil der ursprüngliche Plan, zwei zusätzliche Sportplätze für das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des Clubs zu bauen. Oft werde seitens der Bevölkerung gefragt, was mit einem vielleicht gerade neu gebauten NLZ im Falle eines Abstiegs in die Dritte Liga geschehe, sagte Machmeier. Denn in dieser sei dieses mit seinen drei exklusiven Sportplätzen für die Jugendmannschaften nicht mehr vorgeschrieben. "Aber jeder Zweitligist bekommt 500.000 Euro aus einem Rettungsschirm der DFL, wenn er absteigt und das NLZ erhält", stellte Machmeier klar. Wenn man in die Dritte Liga absteige und kein den DFL-Richtlinien entsprechendes Jugendzentrum vorweisen könne, gebe es also auch kein Geld.

Dabei verwies der Vereinschef auf 20 Festangestellte und rund 50 weitere Mitarbeiter des SVS: "Sollen wir beim Abstieg 40 bis 50 Leute entlassen und beim Aufstieg wieder 40 bis 50 Leute suchen, die wir dann wieder einstellen?" Daher gebe es im Abstiegsfall "keine Alternative" zum Weiterbetrieb des NLZ.

Hintergrund

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Der Präsident des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) hat am Donnerstagabend für den Neubau eines Stadions an anderer Stelle geworben. Jürgen Machmeier sprach bei einem Informationsabend zu den Erweiterungsplänen

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Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Der Präsident des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) hat am Donnerstagabend für den Neubau eines Stadions an anderer Stelle geworben. Jürgen Machmeier sprach bei einem Informationsabend zu den Erweiterungsplänen von einer "einmaligen Zukunftschance" nicht nur für den Verein, sondern auch für die Gemeinde. Durch eine Arena direkt an der Autobahn A 5 ergäben sich "gigantische Vermarktungschancen", sagte er. Laut Machmeier wäre auch ein Umzug in einen anderen Ort denkbar – inklusive Umbenennung des Clubs.

Die Veranstaltung

Der SVS hatte zu dem Informationsabend im "Business Turm" des BWT-Stadions am Hardtwald eingeladen. Präsident Machmeier stellte in einer knapp einstündigen Präsentation die Sicht des Fußballclubs auf dessen Erweiterungspläne und die verschiedenen Optionen dar. Anschließend waren Fragen aus dem Publikum zugelassen. Von 80 angemeldeten Besuchern kamen nicht alle, laut Machmeier schauten rund 500 Interessierte von zu Hause aus live per Internet zu. Unter den Gästen vor Ort waren neben Bürgermeister Hakan Günes auch die Gemeinderäte Volker Liebetrau (FDP) und Thorsten Krämer (SPD).

Machmeier erläuterte die nun seit über vier Jahren laufende Erweiterungsplanung, die einst mit dem Bebauungsplan "Sportzentrum Süd" zur Errichtung von zwei zusätzlichen Trainingsplätzen auf geschütztem Waldgebiet begonnen hatte. Mit fortlaufender Zeit sprach sich der Clubchef zunehmend für den Stadionneubau aus. Die Realisierung dieser Vision wäre eine "Win-Win-Situation", sagte er: "Ich denke, wir müssen alle zusammen unseren Mut zusammennehmen und diesen Weg gehen, der sicherlich nicht leicht wird."

Das neue Stadion

Machmeier will für 30 Millionen Euro ein "völlig klimaneutrales Stadion" mit rund 15.500 Plätzen auf dem Acker bei den Sandhäuser Höfen direkt an der A 5 bauen. Mit der jetzt wohl präferierten "Variante light" würden zusätzlich zwei Trainingsplätze für die Profis, Parkplätze und Zufahrtswege geschaffen. In der Lage sieht er eine große Chance: "Wir haben 150.000 Autobewegungen täglich auf dieser Autobahn." Es gebe schon jetzt drei Sponsoren, die ihre Logos auf der zur Straße hingewandten Außenwand der Arena platzieren würden. Zudem könnte "deutlich mehr" als bisher durch die Vermarktung des Stadionnamens eingenommen werden, erklärte Machmeier. Der bisher auf dem Stadionmodell gedruckte Name "Kurpfalz Arena" sei nur ein Arbeitstitel.

Dies alles fuße auf der "Grundidee", dass der SVS von seinem bestehenden Gelände abrücken könne, um Platz für stark nachgefragten Baugrund zu schaffen: Am alten Clubgelände könnte Wohnraum mit Einzelhandel, Kita und Gastronomie entstehen. Und nach ersten Rückmeldungen, diese erste Idee wäre den Bürgern "unter Umständen zu groß", habe man die "Variante light" entwickelt: Demnach bestünde auf dem Gelände des Walter-Reinhard-Stadions samt Parkplatz die Option für die Gemeinde auf ein Neubaugebiet. Auf dem alten Stadiongelände würden drei Fußballplätze ausschließlich für das Nachwuchsleistungszentrum, also den SVS-Jugendbereich, entstehen – mit einer besonderen "Einladung" des Clubs: Einer der neuen Sportplätze würde mit einer Leichtathletikbahn als Ersatz für jene im Walter-Reinhard-Stadion ausgestattet werden; Schulen und Vereine könnten zum SVS kommen und dort umsonst trainieren, so der Clubchef.

Die Fläche des jetzigen Walter-Reinhard-Stadions würde demnach Platz für 160 Wohneinheiten bieten. Mit dem Verkauf von Grundstücken auf diesem "klimaneutralen Wohngebiet" würden der Gemeinde laut Machmeier Einnahmen in Höhe von rund "30 Millionen Euro nach Abzug aller Kosten" winken. Er stellte hierbei klar: "Die Machmeier-Gruppe, die Familie Machmeier, hat kein Interesse an diesen Bauplätzen."

Das alte Stadion

Neben jener des Stadionneubaus wäre die andere Option, dass der benachbarte Amateurverein FC Sandhausen auf das Gewann "Schwammerswiesen" an der Landesstraße L 598 ziehen und so Raum für zwei weitere SVS-Plätze bieten würde. Jedoch wären dann nach Angaben des SVS-Präsidenten am BWT-Stadion Umbauten für rund 9,5 Millionen Euro nötig. Dies begründete er mit Auflagen der Deutschen Fußball Liga. Machmeier sah in dieser Lösung vor allem finanzielle Nachteile: Statt für viele weitere Jahre ein neues Darlehen aufzunehmen, wolle der SVS "endlich mal konkurrenzfähig werden", sagte er.

Gemeinde als Miteigentümer? Ideen für Stadion-Finanzierung

Wie bei jedem visionären Zukunftsprojekt mit all seinen erwarteten Vorzügen stellt sich auch beim möglichen Stadionneubau des SV Sandhausen (SVS) die Frage nach der Finanzierung. Hierfür präsentierte Clubchef Jürgen Machmeier zwei ausgearbeitete Varianten, weitere seien zudem "möglich und wurden angesprochen". Klar sei jedenfalls schon: "Wir reden über 30 Millionen Euro Investitionen, da brauchen wir natürlich die Gemeinde."

Als "Alternative I zur Finanzierung" schlug Machmeier die Gründung einer Stadion-Vermietungs-GmbH vor. Neben dem SVS wäre hierbei die Gemeinde langfristig Miteigentümer des Stadions, der Einstieg weiterer Investoren wäre möglich. Jeder Gesellschafter würde sein Stammkapital in die GmbH einzahlen; der SVS würde eine jährliche Pacht zahlen und sämtliche Reparatur- und Unterhaltungskosten des Stadions tragen. "Alternative II" würde in einem Darlehen bestehen: Hier würde die Gemeinde dem SVS ein "langfristiges Darlehen über einen Teil der Investitionen mit entsprechender Verzinsung" gewähren. Als Sicherheit für die Pachtzahlung beziehungsweise Rückzahlung des Darlehens würden die Werbeeinnahmen aus der Stadionvermarktung "in entsprechender Höhe an die GmbH abgetreten", heißt es in der Präsentation.

Machmeier betonte: "Die Gemeinde schenkt dem SVS nichts." Als Miteigentümerin stünden ihr indes "vielfältige Vermarktungs- und Betriebsmöglichkeiten" offen: Demnach wäre die neue Arena zum Beispiel für Konzerte mit 8000 bis 10.000 Zuschauern nutzbar. Ein Stadionneubau habe finanzielle Vorteile für die Gemeinde, unter anderem weil sie sich die Kosten für die – als Alternative zu dieser Lösung gesehene – Auslagerung des FC Sandhausen in Höhe von 1,75 Millionen Euro sparen würde. Zudem erinnerte der Clubchef an die "erheblichen Einnahmen" für die Gemeindekasse aus dem Verkauf der Bauplätze. Hinzu kämen Einnahmen etwa aus Pacht, Einkommens- und Grundsteuer.

Für den Umbau des bestehenden Stadiongeländes in ein Nachwuchsleistungszentrum rechnet der SVS mit weiteren 8,5 Millionen Euro an selbst zu tragenden Kosten. "Die würden wir generieren mit dem Verkauf der bestehenden Stahltribünen, die woanders verwendet werden können", so Machmeier.

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Sandhausen. (luw) Nach Jürgen Machmeiers Präsentation konnte das Publikum Fragen an den Präsidenten des SV Sandhausen stellen. Dies wurde sowohl vor Ort als auch von den Zuschauern im Internet

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Sandhausen. (luw) Nach Jürgen Machmeiers Präsentation konnte das Publikum Fragen an den Präsidenten des SV Sandhausen stellen. Dies wurde sowohl vor Ort als auch von den Zuschauern im Internet genutzt:

Gibt es schon eine Vorstellung für den Innenraum der neu geplanten Arena? Hierfür gebe es noch keine Visualisierung, antwortete der SVS-Präsident. Auch bezüglich der Farbgebung wolle man sich noch nicht festnageln lassen. Jedenfalls sei eine "kleine, auch vom Betrieb her kostengünstige, kompakte Arena" geplant. Diese sei mit dem Stadion des Zweitligisten Erzgebirge Aue vergleichbar.

Wie viele Stehplätze würde die neue Arena haben? Dies sei sehr variabel, sagte Machmeier. Es seien insgesamt zwischen 14.000 und 17.000 Plätze möglich. "Es werden sicher wieder 6000 bis 7000 Stehplätze da sein, aber wir müssen auf die Kosten achten."

Ist im Fall eines Stadionneubaus ein Verkehrsweg geplant, über den die Anwohner der Sandhäuser Höfe an Spieltagen besser an ihre Häuser gelangen? "Sie können sicher sein, dass wir auf die Anwohner der Sandhäuser Höfe Rücksicht nehmen", sagte Machmeier. Es sei eine "Spange" geplant, die das Stadion besser an Kreis- und Landesstraße anbinden soll. Auch ein neues Parkleitsystem sei geplant.

Was passiert, wenn der Stadionneubau nicht genehmigt wird? "Es ist klar, dass der SVS prinzipiell in Sandhausen bleiben will", sagte der Clubchef. "Aber es ist auch klar, dass man als Verantwortlicher eines Vereins auch Alternativen prüfen muss." Es gäbe eine zweite Variante, im Zuge derer der SVS "woanders hingehen" würde, so Machmeier: "Hier gab es schon Gespräche, das wäre aber leider nicht auf Sandhäuser Gemarkung." Es gebe "berechtigte Ideen, keine Hirngespinste". Dies würde dann bedeuten, dass der Verein auch seinen Namen entsprechend jenem Ort ändern würde, in dem das neue Stadion entstehen würde. "Es gibt eine Idee, die sehr großes Potenzial hat", sagte er.

Wie wird der Rasenplatz im wegfallenden Walter-Reinhard-Stadion ersetzt, wenn die drei Sportplätze auf dem bestehenden Stadiongelände exklusiv für das Nachwuchsleistungszentrum nutzbar sind? Darauf ging Machmeier auch auf wiederholte Nachfrage nicht direkt ein. Er betonte lediglich, dass die SVS-Profis nur noch am neuen Stadion trainieren würden, während die Jugendmannschaften auf dem alten Stadiongelände angesiedelt wären. Zudem stellte er klar, dass die Gemeinde sich lediglich "mit einem Teil der Kosten" des neuen Stadions einbringen müsse.

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Sandhausen. (dpa) Präsident Jürgen Machmeier schließt einen Umzug und eine Umbenennung des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen nicht aus, sollten die Pläne eines Stadionneubaus keine Zustimmung im Gemeinderat erhalten. Das erklärte der 61-Jährige

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Sandhausen. (dpa) Präsident Jürgen Machmeier schließt einen Umzug und eine Umbenennung des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen nicht aus, sollten die Pläne eines Stadionneubaus keine Zustimmung im Gemeinderat erhalten. Das erklärte der 61-Jährige am Donnerstagabend bei einer Informationsveranstaltung. "Prinzipiell ist es so, dass der SV Sandhausen in Sandhausen bleiben möchte", sagte Machmeier. "Klar ist aber auch, dass man als Verantwortlicher eines Vereins Alternativen prüfen muss."

Eine Variante sei, den Ort zu verlassen. "Wenn es so kommen sollte, dann hieße der SV Sandhausen aber eben nicht mehr SV Sandhausen", erklärte der Clubboss. Entscheidend sei dann die Gemarkung, auf der das neue Stadion gebaut werden würde.

Alternativ könnte die aktuelle Spielstätte auch modernisiert werden, um die Auflagen der Deutschen Fußball Liga zu erfüllen. Machmeier präferiert jedoch einen Neubau auf einer Ackerfläche in unmittelbarer Nähe zur Autobahn 5. Bis zum 1. April soll eine Entscheidung fallen.

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Sandhausen. (luw) Mit Spannung erwartet wird der Informationsabend des sportlich derzeit strauchelnden Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) am morgigen Donnerstag. Der Club lädt ins

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Sandhausen. (luw) Mit Spannung erwartet wird der Informationsabend des sportlich derzeit strauchelnden Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) am morgigen Donnerstag. Der Club lädt ins BWT-Stadion am Hardtwald ein und will seine "notwendigen Erweiterungspläne im Bereich Nachwuchsleistungszentrum sowie seine Sicht auf einen möglichen Stadionneubau noch einmal ausführlich vorstellen, bevor in dieser Angelegenheit seitens des Gemeinderates in Sandhausen eine Entscheidung gefällt wird", heißt es in einer Mitteilung. Angesichts der seit fast drei Jahren laufenden, ebenso emotionalen wie inzwischen komplexen Diskussionen um dieses Thema beantwortet die RNZ im Vorfeld die wichtigsten Fragen:

Was geschieht am Donnerstagabend? SVS-Präsident Jürgen Machmeier wird in einer "ausführlichen Präsentation die verschiedenen Optionen aus Sicht des SVS" darstellen, wie der Club erklärt. Bekanntlich hatte man im Dezember zu dem Infoabend eingeladen, Besucher mussten sich anmelden. Die Maximalzahl von 80 Gästen wurde erreicht, wie SVS-Pressesprecher Markus Beer mitteilte. Die Veranstaltung findet unter 2G-plus-Regeln gemäß den aktuellen Corona-Vorgaben des Landes ab 18 Uhr im "Business Turm" des BWT-Stadions statt. Zusätzlich wird sie im Internet übertragen (siehe "Info" am Textende); Zuschauer sollen dabei auch von zu Hause aus per Chat-Funktion die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen. Machmeier will diese beantworten. "Probleme mit der Serverkapazität" würden nicht erwartet, so Beer auf Nachfrage.

Warum ist die Veranstaltung so wichtig? Natürlich wird am Donnerstag in der Angelegenheit nichts entschieden – hierfür ist allein der Gemeinderat zuständig. Doch spannend dürfte es allein schon deswegen werden, weil der SVS inzwischen zwei verschiedene "Stadionvarianten" verfolgt, von denen bisher lediglich eine offiziell bekannt ist. Denn zunächst hatte ein Runder Tisch mehrere Erweiterungsvarianten erarbeitet, darunter eine für einen Stadionneubau auf einem Acker an der Autobahn A5. Doch nur zwei Monate nach deren öffentlicher Präsentation stellte Machmeier im November 2021 überraschend in nicht-öffentlicher Gemeinderatssitzung eine weitere, "abgespeckte" Stadionvariante vor. Die RNZ erfuhr hinterher, dass diese veränderte – ebenso wie die ursprüngliche – Option zwar weiterhin den Neubau einer Arena an der A5 vorsieht. Hier wären aber nur noch zwei statt wie bisher fünf weitere Trainingsplätze geplant. Der Jugendbereich würde dann auf dem derzeitigen Clubgelände trainieren, das für die ursprüngliche Stadionvariante abgerissen werden und einem Wohngebiet weichen würde. Dieses Wohngebiet würde im Zuge der "abgespeckten" Stadionvariante kleiner ausfallen. Neben diesen beiden "großen Lösungen" sind weiterhin mehrere Varianten zum Bau zweier zusätzlicher Sportplätze am BWT-Stadion im Spiel.

Wer kommt zu dem Informationsabend? Größtenteils dürften Fans des SVS anwesend sein. Laut dem Club wurden zudem "Bürgermeister Hakan Günes sowie die Mitglieder des Gemeinderates ebenso wie die Verantwortlichen der benachbarten Vereine FC Sandhausen und TC 1970 Sandhausen" eingeladen. Günes kündigte bekanntlich schon an, die Veranstaltung zu besuchen. Die CDU will größtenteils per Video zuschauen, wie Fraktionssprecher Uwe Herzog sagte. Dessen SPD-Pendant Thorsten Krämer wird selbst vor Ort sein, während die FDP den Abend weder in Präsenz noch per Video verfolgt: "Im Grunde genommen interessiert uns das nicht, weil wir ja alles schon mehrfach am Runden Tisch und in nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzungen besprochen haben", so Fraktionssprecher Ernst Klinger. Von der GAL will sich Beate Würzer digital zuschalten. Auch FC- und Tennisclub-Verantwortliche werden per Internet zugucken. Und die Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI)? Sie hatte 2019 die Suche nach Alternativen verursacht, indem sie gegen gegen Rodungspläne im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt – und damit gegen die ursprünglichen SVS-Erweiterungspläne – protestierte. "Wir gehen nicht hin", sagt BI-Sprecherin Petra Weiß. Erstens sehe sie "das Waldschutzgebiet durch diese neue Stadionvariante nicht betroffen"; und zweitens wolle man der "momentanen Corona-Lage" begegnen. Vielleicht werde sie per Internet zugucken, so Weiß.

Info: Unter diesen beiden Links wird die Veranstaltung am Donnerstag ab 18 Uhr übertragen: https://www.youtube.com/c/SVSandhausen1916ev und https://www.facebook.com/SVSandhausen1916eV  

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Sandhausen. (luw) Die "Variante 0" der viel diskutierten Erweiterungspläne des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) ist weiter im Spiel. Die Petition gegen die damit verbundene Rodung von 2,5 Hektar im

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Sandhausen. (luw) Die "Variante 0" der viel diskutierten Erweiterungspläne des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) ist weiter im Spiel. Die Petition gegen die damit verbundene Rodung von 2,5 Hektar im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt zum Bau von zwei Sportplätzen hat der zuständige Ausschuss des Stuttgarter Landtags zwar nicht abgelehnt. Doch wie sich bereits im November angedeutet hatte, "überwies" der Landtag nun die Petition der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" offiziell zurück an die Gemeinde.

Bürgermeister Hakan Günes ließ dazu auf RNZ-Anfrage erklären: "Eine Aufhebung des Verfahrens ist nicht angedacht, da der Gemeinderat sich noch in der Entscheidungsfindung befindet." Die BI wiederum kündigte an, weiter gegen diese "Variante 0" vorgehen zu wollen – notfalls mit einer weiteren Petition.

Mit dem kurz vor Weihnachten versandten Schreiben des Petitionsausschusses des Landtags schließt sich gewissermaßen ein bereits im Sommer 2019 begonnener Kreis: Damals war das Projekt "Sportzentrum Süd" in Form des gleichnamigen Bebauungsplanverfahrens in vollem Gange; der Gemeinderat hatte die Rodung für zwei SVS-Trainingsplätze im Frühjahr 2018 per Einleitungsbeschluss auf den Weg gebracht. Doch dann gründete sich die BI und wollte dem Vorhaben mit der Petition einen Riegel vorschieben. Während der Landtagsausschuss ankündigte sich damit zu befassen, ließ der inzwischen teils umgestimmte Gemeinderat das Projekt im Herbst 2019 per Beschluss ruhen und leitete die Suche nach Alternativen an einem Runden Tisch ein.

So liegen mit den "Varianten 1 bis 3" bekanntlich mittlerweile nicht nur verschiedene Möglichkeiten zur Errichtung von zwei weiteren Sportplätzen vor, ohne dafür geschützte Bäume zu fällen. Sondern der SVS stellt auch zwei "Stadionvarianten" zur Auswahl, die den Neubau einer Arena bei den Sandhäuser Höfen zwischen Autobahn A5 und Landesstraße L598 vorsehen würden; zur Finanzierung würde hierbei ein Wohngebiet am derzeitigen Stadiongelände entstehen. Wann der Gemeinderat entscheidet, ist unbekannt; der SVS lädt wie berichtet am 20. Januar zu einer Informationsveranstaltung ins BWT-Stadion ein.

Der Rathauschef erinnerte nun auf Anfrage daran, dass der Landtag mit dieser jüngsten "Überweisung" der Petition die Entscheidung über "Variante 0" in die Hände der Gemeinde gelegt habe: "In der Begründung der ,Überweisung’ wird juristisch betrachtet insbesondere auf das Selbstverwaltungsrecht hingewiesen, das jeder Gemeinde grundgesetzlich zugesichert ist", so Günes mit Blick auf das Schreiben aus Stuttgart. "Aus diesem Selbstverwaltungsrecht erwächst auch die in der Begründung angesprochene kommunale Planungshoheit", erklärt er weiter. Für den Gemeinderat bedeute dies, "dass eine Bauleitplanung wie 2018 beschlossen grundsätzlich weiterhin möglich ist". Mit dieser "politisch betrachtet neutralen Rücküberweisung" sei die Petition demnach "für Stuttgart abgeschlossen", resümiert der Bürgermeister.

Dass die Petition – übrigens entgegen einer im Juni 2020 bekannt gewordenen Empfehlung des Landeswirtschaftsministeriums – nicht abgelehnt wurde, sieht die BI indes als Bestätigung ihres Protests: "Wir schließen daraus, dass der Angelegenheit im Waldschutzgebiet durchaus höhere Bedeutung beigemessen wird und die Zeichen der Zeit erkannt worden sind", sagt Sprecherin Petra Weiß. Unter Berufung auf die Geschäftsstelle des Petitionsausschusses erklärt sie: "Da sich die Angelegenheit aktuell noch in der Diskussion mit Alternativen befindet, sollen die Gründe gegen das Bebauungsverfahren und die in der Petition aufgeführten Argumente von der Gemeinde in das anhängige Verfahren miteinbezogen werden."

Ihre "Position gestärkt" sieht die BI zudem durch den Hinweis aus Stuttgart darauf, dass eine erneute Petition in der gleichen Sache möglich ist. Dies gilt ebenso wie die Nicht-Beachtung einer Beschlussempfehlung aus dem zuständigen Ministerium in Petitionsangelegenheiten als eher unüblich. Doch die BI zeigt sich entschlossen: "Falls sich die Entwicklung im Gemeinderat erneut als gegenläufig darstellt, werden wir von dem Recht einer erneuten Anrufung des Petitionsausschusses natürlich auch Gebrauch machen."

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