Neckargemünd

Stadt ist mit Villa Menzer bei "Freiräume"-Projekt dabei

Eine vorzeitige Bescherung: Es winken Fördermittel von 600.000 Euro.

22.12.2021 UPDATE: 23.12.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Seit 13 Jahren steht die stattliche Villa Menzer in Neckargemünd weitgehend leer. Nun gibt es für das städtische Gebäude endlich eine konkrete Perspektive. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Die Kugeln funkelten am Christbaum, auf den Tischen der Stadträte lagen süße Leckereien als Geschenk von Bürgermeister Frank Volk und der Stadtverwaltung. Die Stimmung bei der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates war weihnachtlich. Und es war kurz nach 22 Uhr, als es zur vorzeitigen Bescherung kam. Volk eröffnete den Stadträten, dass bei der Villa Menzer nach 13 Jahren Leerstand ohne umfassende Nutzung der Durchbruch gelungen ist. In dem im Jahr 1892 fertiggestellten Gebäude des griechischen Konsuls Julius Menzer sollen Arbeitsplätze zum Mieten auf Zeit – ein sogenannter Co-Working-Space – entstehen. Außerdem soll das Trauzimmer reaktiviert werden, das es hier bis zum Umzug der Stadtverwaltung um die Jahrtausendwende gab. Möglich macht dies das Projekt "Freiräume" im Rahmen des Förderprogramms "Smart Citys in Deutschland", das der Rhein-Neckar-Kreis mit den Städten Neckargemünd und Eberbach startet.

"Es geht um die Villa Menzer", eröffnete Volk die Bekanntgabe und erinnerte daran, dass er schon vor einigen Wochen nicht-öffentlich sich das Okay von den Stadträten für eine Bewerbung um das Projekt geholt hatte. "Es sieht sehr gut aus", verkündete er nun. Es gebe bereits einen Termin für eine Kooperationsvereinbarung, die am 19. Januar unterschrieben werden soll. "Wir sind also ziemlich sicher dabei", so Volk.

Bis zum Sommer gelte es nun, eine Strategie für die künftige Nutzung der Villa zu entwickeln. "Es stehen Fördermittel von etwa 600.000 Euro im Raum, die auch für den Umbau der Villa verwendet werden können", so Volk. "Dann hätten wir endlich die Nutzung, die wir uns schon immer vorgestellt haben."

Federführend begleitet Petra Holzer vom Stadtmarketing das Projekt. Der Rhein-Neckar-Kreis habe eine Agentur beauftragt, die das Projekt durchführe, erklärte sie. Diese habe deutschlandweit große Erfahrung mit Co-Working-Spaces. "Das wird hilfreich sein", meinte sie. Die Stadt sei "Projektbeteiligte", die Förderbescheide selbst würden an den Rhein-Neckar-Kreis und den Verband Metropolregion gehen. Ursprünglich hätten vier Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis Interesse gezeigt, nun sei neben Neckargemünd noch Eberbach übrig. "Mit Eberbach arbeiten wir ohnehin schon viel zusammen", betonte Volk. Der Bürgermeister brachte noch eine Kooperation mit dem örtlichen Martin-Luther-Haus ins Spiel, das die Stadt möglicherweise nächstes Jahr von der evangelischen Kirchengemeinde erwirbt.

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Hintergrund

> Das Projekt "Freiräume" ist Teil des Förderprogramms "Smarter nachhaltiger Tourismus" des Verbands Region Rhein-Neckar (VRRN), der hierfür mit dem Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg zusammenarbeitet. Durch das Teilprojekt sollen in den teilnehmenden Kommunen

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> Das Projekt "Freiräume" ist Teil des Förderprogramms "Smarter nachhaltiger Tourismus" des Verbands Region Rhein-Neckar (VRRN), der hierfür mit dem Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg zusammenarbeitet. Durch das Teilprojekt sollen in den teilnehmenden Kommunen Investitionen von insgesamt rund vier Millionen Euro möglich werden. Bis zu 65 Prozent, also rund 2,6 Millionen Euro, sollen durch Mittel des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat finanziert werden können. Das Projekt fokussiert sich im Wesentlichen auf drei Module: Im Modul "Coworking" sollen gut ausgestattete Arbeitsplätze für Pendler, Freiberufler und Startups angeboten werden, optional auch für Handwerker sowie Künstler. Im Modul "Smarter Tourismus" können die Räume für Kunst und Kultur bereitstehen – von der Tourismus-Information über Ausstellungen bis hin zu digitalen Erlebnispfaden. Im Modul "Nutzungsoffene Räume" besteht die Möglichkeit für einen Nachbarschaftstreff, etwa mit angeschlossenem Café. Vor allem soll damit aber auch der drängenden Raumnot von Institutionen wie Musik- oder Volkshochschulen entgegengewirkt werden. Ziele des Projekts sind neue Anziehungspunkte durch Digitalisierung, lebendige Ortskerne, flexible Arbeitsmöglichkeiten, Verkehrsberuhigung durch mehr wohnortnahe Arbeitsplätze, Vernetzung von Stadt und Land sowie Vorbilder zu schaffen für andere Kommunen der Metropolregion. cm

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Ilka Schlüchtermann (Grüne) wollte wissen, ob die Entscheidungshoheit nach wie vor in Neckargemünd liege. Volk meinte, dass die Agentur nur Vorschläge für eine Nutzung erarbeite. Entschieden werde in Neckargemünd. Holzer ergänzte, dass die Agentur in Workshops mit Bürgern Konzepte erarbeiten werde. Die Immobilie werde nun erst einmal unter die Lupe genommen. Auch werde man bestehende "Co-Working-Spaces" in Speyer und Heidelberg anschauen. Volk betonte, dass die Umsetzungsphase nach den Sommerferien 2022 starten soll. Das Projekt laufe vorerst bis 2026. Dann soll sich die Nutzung wirtschaftlich selbst tragen.

Die Entwicklung wird vor allem den Verein "Villa Menzer. Haus für Soziales, Kunst und Kultur" freuen, der seit einigen Jahren auf eine Nutzung der Villa drängt – vor allem auf ein Trauzimmer. Aktuell hat der Verein eine Modelleisenbahn-Ausstellung in der Villa aufgebaut, deren Eröffnung im Dezember wegen der Corona-Lage verschoben wurde.

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